Herne. Seit Karfreitag laufen im Autokino vor der Herner Eishalle täglich zwei Filme. WAZ-Mitarbeiterin Jennifer Humpfle hat das Kinoerlebnis getestet.

„Bitte folgen Sie den roten Pfeilen!“ Wird gemacht. Sie führen uns direkt zur einzigen Möglichkeit, einen Film auf größerer Leinwand und mit mehreren Menschen zu schauen: einem Autokino. Das Ticket für den Film „Der Junge muss an die frische Luft“ und für Popcorn und Getränk haben wir online gebucht, damit alles kontaktlos vonstatten geht. Wir fahren mit dem Auto vor, das Ticket wird gescannt, auf einem Tisch stehen die Knabbereien bereit – bequem aus dem Autofenster heraus zu erreichen. Ein Einweiser zeigt uns unsere Reihe, abgetrennt mit Barken und Flatterband. Wir nehmen uns ein Beispiel an den anderen und stellen das Auto etwas schräg, mit Blick zur Leinwand.

Besucher von nah und fern lassen sich vom Film „Der Junge muss an die frische Luft“ unterhalten.
Besucher von nah und fern lassen sich vom Film „Der Junge muss an die frische Luft“ unterhalten. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Seit Karfreitag können Filmfreunde auf dem Parkplatz vor der Eishalle am Gysenberg täglich zwei Filme auf einer LED-Leinwand schauen. „Es wird sehr gut angenommen“, freut sich Veranstalter Norbert Menzel. Das Osterwochenende sei komplett ausgebucht gewesen, die ersten Wochentage zu 60 Prozent. „Es liegt auch an den Filmen, wie schnell die Karten weg sind.“ Aktuell gibt es acht Filme im Wechsel. Klassiker wie „Der König der Löwen“ liefen schon drei Mal. Und auch „Der Junge muss an die frische Luft“ ist beliebt. Die Vorstellung am Donnerstagabend ist erneut ausverkauft.autokino in herne- positive bilanz nach dem osterwochenende

In einem der 100 Autos auf dem Platz sitzen Mandy Wichmann und Christoph Gorschlüter. Sie sind aus Duisburg angereist. „Wir waren schon öfter im Autokino“, sagen sie, meistens in Essen oder Köln. Aber da sei aktuell alles ausverkauft.

Ton kann reguliert werden

„Ich habe von einer Freundin erfahren, dass es jetzt hier auch ein Autokino gibt“, erklärt Mandy Wichmann. Vom Film haben ihre Freundin und ihre Mutter ihr vorgeschwärmt. „Der Vorteil ist, dass man seine Ruhe hat“, findet Christoph Gorschlüter. Im normalen Kino sei es doch schon mal lauter. „Außerdem kann man sich hier unterhalten, falls einem der Film doch nicht gefällt“, fügt Mandy Wichmann lachend hinzu.

Betreiber Norbert Menzel (62).
Betreiber Norbert Menzel (62). © Lars Heidrich / FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Ein weiterer Unterschied: Es gibt keine Werbung vor dem Film. Schnell stellen wir im Autoradio die Frequenz 89,3 ein und hören die kurze Begrüßung und den Hinweis, das Standlicht während der Vorführung auszuschalten und die Fenster zu schließen. Dann flimmert der Film auch schon los. Einer nutzt den Vorspann, um noch schnell seine Frontscheibe zu putzen, und auch wir merken, dass unsere Sicht ungetrübter sein könnte.

Der Ton ist gut hörbar und da man ihn selber regulieren kann, findet sich schnell die Wohlfühllautstärke. Ein bisschen irritierend ist, dass es nicht dunkel ist, und spätestens an der ersten Stelle mit einem Lacher wartet man innerlich auf die Reaktionen der anderen Zuschauer. Dass man auf einem Parkplatz steht, blendet man allerdings schnell aus. Ab und an fällt uns auf, dass wir beim Popcornfuttern vorsichtig sein sollten, wenn wir das Auto hinterher nicht einer Generalreinigung unterziehen möchten.

WAZ-Mitarbeiterin Jennifer Humpfle mit einem Eimer Popcorn im Autokino.
WAZ-Mitarbeiterin Jennifer Humpfle mit einem Eimer Popcorn im Autokino. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Wir verfolgen Hape Kerkelings Jugend, die tragische, aber auch viele urkomische Elemente hat. Es dämmert, immer wieder flackern Scheinwerfer auf – auch wir müssen ab und an die Zündung drehen, damit sich das Autoradio nicht ganz abschaltet. Als es dunkel wird, schleichen sich einige Mitarbeiter zu den Autos, deren Scheinwerfer leuchten und bitten darum, sie abzustellen.

Lichthupe als Applaus

Wer zwischendurch kurz frische Luft ins Auto lässt, hört neben der Leinwand die Vögel zwitschern. Ansonsten vergehen die eineinhalb Stunden mit „Hans-Peter“ wie im Flug. Der Abspann läuft, die Veranstalter schalten sich wieder auf die Frequenz. Sie bitten einen Testlauf zu machen, um zu sehen, ob die Motoren noch anspringen – für schlapp gemachte Batterien gibt es Starthilfe.

Zum Zeichen, dass uns die Vorführung gefallen hat, betätigen wir die Lichthupe und schalten kurz das Warnblinklicht ein. Aus dem Radio tönt „Wer hat an der Uhr gedreht“, und schnell und unkompliziert werden wir vom Parkplatz geleitet, vorbei an den Containern für Popcornschachteln und die Pfandflaschen. Fazit: Ein unbeschwerter Abend, der ein bisschen Normalität in diese Krisenzeit bringt.herne- filmwelt bietet jetzt ein eigenes autokino an

Mehr Infos zum Autokino

Die Tickets für das Autokino gibt es nur online unter www.autokino-herne.de.

Der Preis gilt pro Auto und für maximal zwei Erwachsene und deren im Haushalt lebende Kinder.

Die Fahrzeuge dürfen nicht höher als 1,85 Meter sein. Einlass ist 90 Minuten vor Beginn. Ein Toilettenwagen ist vorhanden.