Herne. Damit Gläubige nicht ganz auf die Oster-Predigten verzichten müssen, haben Herner Pfarrer der WAZ österliche Gedanken zukommen lassen.

Ich muss gleich noch einkaufen. Als Osterhase sozusagen. Meine längst erwachsenen und zum Teil verheirateten Kinder bestehen darauf: Ostern kommt der Osterhase. Da kommt etwas Kindliches ans Licht. Unbeschwert das Spiel genießen und sich einfach freuen. Ostern ist eine Lebenseinstellung, die wir gelernt haben. Trotz Tod und großen Herausforderungen, die uns das letzte abverlangen: Es geht weiter, es gibt immer einen Neuanfang. Ich weiß es nicht, ob da wirklich jemand aus dem Grab herausspaziert ist. Es interessiert mich auch nicht mehr. Ich weiß: das Leben ist stärker. Es gibt immer einen Neuanfang. Die Gewissheit, dass dieses neue Leben von Gott kommt, ist stärker als alles andere. Vielleicht brauchen wir ein kindliches Gemüt wie mit dem Osterhasen, um das zu begreifen: Das tut echt gut, gerade in diesen Coronazeiten. Pfarrer Martin Domke (Geschäftsführer des Eine Welt Zentrums)

Auferstehung? Neues Leben? Im Krankenhaus geht es so anders zu als sonst...Die Passionszeit scheint sich in diesem Jahr über Ostern hinaus zu dehnen. Jeden Morgen entzünde ich eine Kerze in der Kapelle, bete und singe für Kranke und Mitarbeitende. Ich weiß, von Karfreitag bis Ostern sind es eigentlich nur drei Tage. Drei Tage zwischen Tod und Leben. Drei Tage zwischen Kummer und neuem Mut. In unserem Leben dauert es oft viel länger, bis Trauer und Verzweiflung sich wandeln. Bis wir neue Hoffnung schöpfen. Bis das Leben sich wieder zeigt. Wir werden noch Geduld haben müssen – bis die ersten Lockerungen kommen. Ausdauer und auch Ideen, bis so etwas wie Normalität sich wieder einstellt. Auf dem Weg durchs Haus entdecke ich Zeichen der Auferstehung: Wie Mitarbeitende sich auf die Kranken einstellen und Zuversicht schenken, wo geliebte Menschen fehlen. Bei allem Tun wollen wir in der Krise am Leben festhalten – bis uns das Herz wieder aufgeht. Pfarrerin Katharina Henke (Seelsorgerin im Evangelischen Krankenhaus Herne)

Als Kind hatte ich ein Mobile in meinem Zimmer. Darin hingen kleine Figuren, die sich im Luftzug bewegten. Ich habe dieses Mobile geliebt und oft darauf geschaut, wo die einzelnen Figuren herumschaukelten. Eine gut ausbalancierte Konstruktion aus Fäden und Drähten. Aber letztlich hing alles an einem einzigen Faden. Ostern stellt uns vor die Frage: Woran hängt eigentlich mein Lebensmobile? Vieles schwingt dabei mit – das Leben in meiner Familie und mit meinen Freunden, der Erfolg und Ertrag meiner Arbeit, wie gut es mir gesundheitlich geht, und im Augenblick sicher auch, wie ich mit der Herausforderung durch die Coronakrise zurechtkomme. Und das alles hängt auch wieder an einem Faden. Die Botschaft von Ostern ist, dass der Faden, der unser Leben zusammenhält und ihm Sinn gibt, in der Auferstehung Jesu Christi liegt. Ostern heißt: Christus ist nicht im Tod geblieben, sondern hat den Tod überwunden. Christus lebt. Was meinen Sie – wäre es einen Versuch und das Vertrauen wert, dass wir uns an Jesus Christus, dem Auferstandenen, festmachen? Ich glaube: In ihm haben wir einen starken Halt für unser Leben. Mit ihm haben wir wirklich frohe Ostern! Pfarrerin Birgitta Zeihe-Münstermann (Evangelische Petrus-Kirchengemeinde Herne)

Pfarrer Thomas Horsch von der katholischen Pfarrei Sankt Christophorus.
Pfarrer Thomas Horsch von der katholischen Pfarrei Sankt Christophorus. © WAZ | Sabrina Didschuneit

Wir kennen sie alle. Die großen Schlagzeilen bei großen Ereignissen. Plakativ, knapp und genau, wird „DAS“ Ereignis „auf den Punkt gebracht“ :19. April 2005: „Wir sind Papst!“ 13. Juli 2014: „Wir sind Weltmeister!“ Und in dieser Osternacht füge ich hinzu: 12. April 2020: „Wir sind Ostern!“ Wie das? Müsste die Schlagzeile nicht lauten: „Wir sind Corona …“?„Wir hamstern …“. Wir „sind“ Ostern, wir sind österliche Menschen, wir sind Menschen, die sich vom österlichen Ereignis der Auferstehung Jesu Christi aufrichten, stärken und motivieren lassen, wenn: ich persönlich, wir als Familie, wir als Ehepaar, wir als Verwandte, wir als Nachbarn, unsere Talente, Phantasien, Charismen nutzen, um füreinander Glauben zu vermehren, Hoffnung zu stärken, Liebe zu entzünden. Ostern, die Botschaft von Ostern, steht gerade auch in dieser Zeit der Pandemie für: Auferstehung, Neues Leben und Freude bringen: Das griechische EUANGELLION (lateinisch: EVANGELIUM) bedeutet übersetzt in unsere Sprache: „Gute Botschaft, frohmachende Nachricht“. Pfarrer Thomas Horsch (Katholische Pfarrei Sankt Christophorus Wanne-Eickel)

Vikar Christian Schmidtke von der katholischen Pfarrei St. Dionysius)
Vikar Christian Schmidtke von der katholischen Pfarrei St. Dionysius) © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Im Mittelalter gab es die Tradition in Gottesdiensten an Ostern die Menschen zum Lachen zu bringen. Kirchenmänner zogen quiekend wie Schweine, gackernd wie Hühner durch die Kirchenbänke. Das Osterlachen. Risus Paschalis. In der düsteren Welt des Mittelalters sollte es ein Fest geben, was die Stimmung hebt. Ähnlich erlebe ich es dieses Jahr. Gottesdienste fallen aus. Menschen daheim. Also mein Alltag hat sich schon verändert. Ihrer vielleicht auch. Ein Freund schilderte die Leere und Not nach Wochen der Quarantäne. Abends telefonierten wir. Nach einiger Zeit wurde klar: Zum Lachen gibt’s da jetzt nicht wirklich viel. Und doch ist es nun Ostern. Kurz überlegte ich wie ein quiekendes Schwein durch die Straßen von Herne zu ziehen... Aber keine Sorge! Ostern: Das Leben besiegt den Tod. Gott zeigt, wie wertvoll wir ihm sind. Das Leben lacht. Es lacht, weil es Hoffnung hat. Es lacht, weil es in den dunklen Momenten des Lebens, Liebe spürt. Ostern ganz anders und doch spürbar. Das Grau des Alltags, das Schwarz der Angst hat nicht das letzte Wort. Christus ist auferstanden! Jetzt ist es an uns diese Freude zu teilen. Ganz anders. Über YouTube, Instagram, Facebook oder sogar in einem handgeschriebenen Brief. Lachen wider allen Ernst. Ich wünsche uns diese Osteraugen. Vikar Christian Schmidtke (Katholische Pfarrei St. Dionysius)

„Mögest du in interessanten Zeiten leben!“ Diese Worte gehen mir in diesen Tagen immer wieder durch den Kopf. Eigentlich klingen sie ganz positiv. Ich bin relativ sicher, noch zum Jahreswechsel hätten die meisten von uns diese Worte als einen guten Neujahrswunsch empfunden. Heute erleben wir „interessante Zeiten“: Veranstaltungsabsagen selbst für Gottesdienste, leere Regale und Kontaktverbot, Verunsicherung, Einsamkeit und Angst. Kein Wunder, dass meine Recherche ergeben hat: „Mögest du in interessanten Zeiten leben“ ist ursprünglich ein altchinesischer Fluch!Dagegen steht die Osterbotschaft: Jesus ist auferstanden von den Toten. Alles wofür Jesus stand: Die Vergebung unserer Schuld, die Gleichheit aller Menschen und die Liebe als das wichtigste Gebot – all das hat Gott bestätigt, als er Jesus auferweckt hat. Auch wir sind gehalten, getragen und geborgen, was immer auch geschieht. Die Liebe siegt. Nicht der Tod hat das letzte Wort, sondern am Ende steht das Leben. Pfarrer Paul Hering (Evangelische Kirchengemeinde Sodingen)

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Auch in diesem Jahr feiern wir Ostern - nur anders. Ohne Gottesdienste in gewohnter Form, ohne große Familienfeiern oder Osterurlaub. Vielleicht mit weniger Stress und dafür nachdenklicher. Unbedingt mit Glockenläuten und einer Kerze. Schokolade und bunte Eier fallen auch nicht aus. Die Osterbotschaft gilt doch trotzdem. Jesus war tot und ist lebendig. Er ist auferstanden in das Himmelreich Gottes. Halleluja – lobt Gott. Ostern ist ein wunderbares und trotziges Fest. Die Trauer weicht langsam der Hoffnung. Licht leuchtet in der Dunkelheit. Das gilt in diesem Jahr nicht weniger oder mehr als in anderen Jahren. Nirgendwo in der Bibel steht geschrieben, dass das leicht zu glauben oder zu leben wäre. Angst und Sorgen sind damals und heute spürbar. Ostern bedeutet Lachen und Freude. Es ist das christliche Fest, das vom Leben und der Liebe erzählt. Darum feiern wir Ostern gemeinsam verbunden durch die Geistkraft Gottes und vertrauen mit Zuversicht Gottes Segen. Das bleibt. Pfarrerin Saskia Karpenstein (Evangelische Kirchengemeinde Wanne-Eickel, Bezirk Röhlinghausen)

Das letzte Wort: Das letzte Wort darf gerne meins sein: Weise und wichtig, beständig, unentbehrlich - doch ehrlicherweise nicht ständig richtig, nicht unbedingt bedeutend, bedingt durch unendliche Deutungen meines endlichen Wissens und Einfühlungsvermögens. Begrenzt. Das letzte Wort kann gar nicht meins sein: zu klein und vorschnell vorbei. Das letzte Wort im Leben, endgültig gültig mit Blüten besiegelt,verblühendes Leben widerspiegelt, ist eben der Tod. Dunkel und schwarz nichts mehr erwartend. Leer. Das letzte Wort ist nicht meins und nicht vom Tod: Wenn im Morgenrot des Sonnenscheins am Ostermorgen das leere Grab zum zeitlosen Zeichen wird: Das letzte Wort ist SEINS, des Einen, der war, ist und bleibt, unabhängig von Raum und Zeit. GOTT hat der Nacht die schwarze Farbe geklaut und einen Sonnenregenbogen gebaut. ER durchbricht Todesleere und meine Grenzenin seiner grenzenlosen Liebe. Sein letztes Wort ist LEBEN. Hoffnung, lebendig erfahrbar und hoffnungsvoll nahbar,wächst in mir Zuversicht und Mut. Pfarrer Michael Thoma (Evangelische Kirchengemeinde Wanne-Eickel, Bezirk Crange)

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Der Frühlingsvollmond, nach dem unmittelbar Karfreitag mit Ostern folgen, war in diesem Jahr ganz besonders schön anzuschauen. Sehr nah kam er uns in diesem Jahr. Vielleicht ist dies ein kleiner Trost, wenn wir uns schon als Menschen an diesem Osterfest nicht sonderlich nahe kommen sollten. Wenn aber ein Gestirn aus Gottes Schöpfung uns etwas von Nähe berichten kann, wieviel mehr kommt Gott uns nahe in diesen Tagen? An Karfreitag im Tod seines Sohnes Jesus Christus am Kreuz von Golgatha und an Ostern in seiner Auferstehung zum ewigen Leben. Dieses ewige Leben hat Jesus uns nahe gebracht und durch die Taufe geschenkt. So, wie der große schöne Frühlingsvollmond in diesen Tagen ein Geschenk der Nähe eines Gestirnes auf unserem derzeit so schwer bedrängten Erdenrund ist, so ist Ostern Zeichen für Gottes Nähe zu uns. Er ist zugleich das feste Hoffnungszeichen, dass der scheinbar unsichtbare Gott an Ostern durch die Auferweckung seines Sohnes Jesus Christus sich für uns sichtbar macht. Pfarrer Frank Weyen (Evangelische Kirchengemeinde Wanne-Eickel, Bezirk Wanne)

High Five geben sich zwei, wenn sie mit großer Freude einander gegenüberstehen. High Five – mit diesem Handschlag freue ich mich mit dem anderen, das Licht am Ende des Tunnels gefunden zu haben. Den Handschlag geben sich zwei, die gerade zuvor alles gegeben haben. High Five ist Ausdruck der Freude nach einem alles andere als leichten Kampf. Du und ihr wart an einem Spiel beteiligt und das Spiel ist gewonnen: High Five. Woher kommt eigentlich dieser Ausdruck der Freude „High Five“? Unklar, aber mir ist spontan einleuchtend: von Ostern. Das war der Gruß der Freunde von Jesus und ist der Ostergruß der Christen: 1 Der 2 Herr 3 ist 4 wahrhaftig 5 auferstanden – eben High Five! Mit größter Freude grüßen sie einander, denn die Kraft des Auferstandenen ist das Licht am Ende des Tunnels. Sie haben erlebt: Gott und sein Sohn am Kreuz haben alles gegeben. Jesu Passion und Liebe war ein alles andere als leichter Kampf. Die Freunde von Jesus und wir sind beteiligt an dem Weg Gottes zu uns Menschen. Wo alles verloren erschien, ist Ostern: des soll‘n wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Frohe Ostern und High Five: der Herr ist wahrhaftig auferstanden! Pfarrer Niels Nieborg (Evangelische Kirchengemeinde Bladenhorst-Zion)