Herne. Da Gottesdienste und Gemeindetreffen wegfallen, rufen die Pfarrer bei ihren Gemeindegliedern jetzt öfter an. Auch die Frauenhilfen sind aktiv.
Über Sorgen und Nöte zu sprechen, tut gut. Da es zurzeit aber nicht so einfach möglich ist, nach dem Gottesdienst oder bei Gemeindetreffen ins Gespräch zu kommen, müssen Pfarrer und Ehrenamtliche andere Wege gehen. Wer Zuspruch sucht, muss aber nicht auf die Seelsorger verzichten.
Anrufe bei Menschen über 70
„Das Telefon ist zurzeit das einfachste Mittel, um Kontakt zu halten“, sagt Pfarrer Niels Nieborg von der Ev. Gemeinde Bladenhorst-Zion. „Ich habe Kontakt zu Menschen, von denen ich weiß, dass ihre Situation schwierig ist.“ Über Anrufe versuche die Gemeinde, Bedarfe zu ermitteln. Ähnlich hält es Pfarrer Kornelius Heering von der evangelischen Kreuz-Kirchengemeinde. „Wir haben den Spieß umgedreht und rufen die Menschen an, vor allem ältere ab 70.“
In den Gesprächen zeige sich, dass alle gut versorgt sind, aber einen gewissen Redebedarf haben. „Die Menschen freuen sich über unsere Anrufe.“ Dass die Gespräche länger dauern als normal, kann auch Pfarrer Georg Birwer von der katholischen Dionysiusgemeinde bestätigen. „Die Gespräche sind anders als sonst.“ Die Krankheit selber sei seltener Thema, eher die Nebenwirkungen wie Kurzarbeit und Alleinsein. „Oder auch wie kann ich bestehende Kredite abzahlen, wenn ich weniger verdiene“, ergänzt Pfarrer Heering.
Ältere haben schon Krisenzeiten erlebt
Bei den Älteren stellen die Pfarrer eher eine gewisse Entspanntheit fest: „Die Senioren sind sich der Tragweite bewusst“, sagt Kornelius Heering. „Gleichzeitig sagen sie, wir haben schon ganz andere Zeiten mitgemacht, das schaffen wir auch noch.“ Die Nachkriegszeit sei schwerer gewesen, aber „man war nicht kontaktbegrenzt und konnte sich beistehen“, erfährt Georg Birwer in den Gesprächen.
Die Frauenhilfen richten gerade Telefonketten ein: „Wir rufen uns immer mal an, aber jetzt häufiger“, sagt Brigitte Schenderlein von der Frauenhilfe Elpeshof. „Schließlich sehen wir uns neine Weile nicht und wir wollen wissen, wie es den anderen geht.“ Die meisten seien über ihre Familien gut versorgt. Was ihnen fehle, sei es rauszugehen und ein Schwätzchen zu halten. „Wir machen ein bisschen Spaß am Telefon.“ Man könne nicht nur ernst sein.
Per Mail einen Termin vereinbaren
„Vielleicht sind wir als Seelsorger in den Köpfen nicht mehr so präsent“, sagt Kornelius Heering und betont: „Die Pfarrer der Gemeinden sind alle telefonisch erreichbar.“ Georg Birwer lädt Menschen, die das Gespräch suchen oder beichten möchten, ein, ihren Pfarrer anzumailen, um einen Termin auszumachen.