Herne. Am 1. April 1980 begann auf Friedrich der Große die Sprengaktion: Zwei Jahre nach Schließung des Bergwerks fielen in Horsthausen die Türme.
Elektrofahrsteiger Heinz Heß hatte als Leiter der Abbrucharbeiten Mitarbeiter und Gäste auf die Halde der Zeche Friedrich der Große 3/ 4 eingeladen. Von hier aus beobachteten sie am 1. April 1980 gemeinsam eine großangelegte Sprengaktion.
Etwa 24 Kilogramm Ammongelit 3, einem damals üblichen Sprengmittel waren nötig, um den zentralen Kohlenturm, die Kokssieberei, die Sieberei und den Ballastkohlenturm auf dem FdG-Werksgelände in einen Haufen Schutt zu verwandeln.
Bergwerk war seit 1978 geschlossen
Bereits im März 1980 hatten auf dem Gelände des am 31. März 1978 geschlossenen Bergwerkes Friedrich der Große die Vorbereitungen für diesen Großsprengtag unter der Leitung von Walter Breitmoser begonnen. 120 Löcher, in denen zwischen 100 und 400 Gramm Ammongelit deponiert wurden, waren notwendig, um die 5000 Tonnen schweren Türme in die vorgeschriebene Fallrichtung zu lenken.
Die vorgesehene Sprengung an diesem Apriltag musste jedoch mehrfach vorschoben werden, weil der angeforderte Sprengstoff aus Sicherheitsgründen nur in zwei Chargen geliefert werden durfte. So kam es erst gegen 13.30 Uhr auf dem Piepenfritz-Gelände zum großen Knall.
Fördertürme verschwinden nach und nach
Während RAG-Abbruchkoordinator Heinz Heß (1929 – 2016) damals nach der Sprengung meinte: „Nach 25 Jahren auf dem Pütt bekommt man schon Gefühle, wenn ein Stück Zeche nach dem anderen verschwindet“, kommentierte Sprengmeister Breitmoser: „Die Türme sind hervorragend gefallen.“
Auch die Fördertürme 3, 4 und 6 verschwanden bald auf dem FdG-Gelände. Aufwändig demontiert wurde jedoch von Spezialisten der 1907 in Betrieb genommene Schacht 3, während das jahrelange Hauptfördergerüst, der Schacht 4, das ebenfalls aus dem Jahre 1907 stammte, ebenfalls gesprengt wurde.
Dieses Schicksal ereilte danach auch den Schacht 6, der erst im Februar 1967 für Förderung und Seilfahrt freigegeben werden konnte. Um diesen einst 60 Meter hohen und 200 Tonnen schweren und ein 60 Millionen Mark (30 Euro) teuren FdG-Riesen in die Knie zu zwingen, waren 75 Bohrlöcher notwendig, die 105 Kilogramm Sprengstoff aufnahmen. Teile der fast neuen damaligen Fördermaschine, die über eine Leistung von 5800 Kw verfügte, hatte man vorher demontiert und auf einem anderen RAG-Pütt wieder eingebaut.
Großteil der Belegschaft auf andere Zechen verteilt
Bevor das ehemalige Werksgelände zum Rückbau freigeben wurde, hatte unter anderem der damalige NRW-Ministerpräsident, Johannes Rau (1931-2006), in Begleitung der heimischen Landtagsmitglieder Willi Pohlmann (1928 - 2000), Helmut Hellwig (1933 - 2016) und OB Manfred Urbanski (1929 - 2005) das Areal begutachtet. Schon damals stand fest: Hier entsteht ein neuer Gewerbepark. Als das Verbundbergwerk FdG/MC 1978 schloss, waren dort 4500 Bergleute tätig. Ein Teil ging in den Vorruhestand, der Großteil der damaligen Kumpels wurde jedoch auf andere Schachtanlagen des Revier verlegt.
Was an Friedrich der Große erinnert
>>> An die ehemalige Schachtanlage Friedrich der Große 3/ 4 erinnern nur noch zwei Seilscheiben des ehemaligen Schachtes 4 in Herne. Sie stehen an der von Waldthausen-Strae/Ecke Ilseder Straße und an der Eschstraße.
>>> Das rund 150 Tonnen Gerüst das ehemaligen Schacht 3 wurde 1988 als Schacht 4 im LWL-Museum Zeche Zollern in Dortmund-Bövinghausen wieder aufgerichtet.