Herne. Weil das Archäologiemuseum keine Besucher empfangen darf, drehen die Mitarbeiter jetzt Videos. Auf Youtube gibt es jeden Tag ein neues zu sehen.

Dass es ausgerechnet die Ausstellung "Pest" getroffen hat, entbehrt nicht einer traurigen Ironie. Die im September eröffnete große Schau über den Umgang mit einer Seuche musste am 14. März schließen, wie alle anderen Ausstellungen des Landes. Ein schwerer Schlag für das LWL-Museum für Archäologie, das jetzt beschlossen hat, dem etwas entgegen zu setzen.

Museumschefin hält die Stellung

Doreen Mölders, die Leiterin des Museums hält die Stellung im Herner Haus am Europaplatz. Einige Kollegen und Kolleginnen sind im Homeoffice, andere feiern Überstunden ab. Sie selbst koordiniert von ihrem Büro aus, was zu koordinieren ist. Unter anderem ist der technische Betrieb aufrecht zu erhalten.

Nach der verordneten Schließung sei schnell klar gewesen: "Gut, dann machen wir etwas online", berichtet die Museumschefin. Um die Highlights der Pest-Ausstellung dennoch vorführen zu können, werden nun Videos zu ausgesuchten Exponaten gedreht - "mit dem Smartphone". Natürlich mit Abstand.

Und so begrüßt Doreen Mölders höchstpersönlich im ersten Zweiminüter der Reihe "Pest auf Sendung" die Museumsfreunde. Die ersten Ideen verkündet im Anschluss Museumspädagoge Michael Lagers. Das Museum versuche ein Programm für alle Altersgruppen zu bieten, erklärt er: vom Vorschulalter über Grundschulkinder, die Stufen Sek I und Sek II, bis hin zu Erwachsenen. Dabei greife man auf Vorhandenes zurück, wie die Führungen, wolle aber auch neue Formate entwickeln, "vom Quiz bis zu den Highlight-Objekten".

Mitarbeiter stellen Highlights vor

Mit den "Highlights" hat das Team jetzt schon angefangen. Die studentische Volontärin Julia Heimlich erklärt vor der Installation mit 275 Schnabelmasken in der ersten Folge, was es mit diesen auf sich hat. Als Symbol für die Pest sind sie präsent, in Deutschland sei der "Pestdoktor" allerdings nie verbreitet gewesen, erklärt die Volontärin. "Doktor Schnabel ist ein Mythos." In die Schnäbel steckten die Ärzte des Mittelalters zu ihrem Schutz Schwämme mit Kräutertinkturen.

In einem weiteren Video ("Die Pest in der Post") erklärt Fenja Reuter den Gebrauch einer Perforationszange: Mit ihr wurden im 18. Jahrhundert Briefe durchlöchert und mit Essig oder Rauch behandelt. So sollte eine Übertragung des Virus per Post vermieden werden. Birgitta Hübner erläutert in der Folge "Pest in der Kunst" das Gemälde "Die Pest in der St.-Jakobs-Pfarre in Löwen" von 1571.

Kalle und Milli sprechen Kinder an

Für kleine Kinder ist ebenfalls schon ein Film gedreht: Ein Maulwurf und eine Ratte, genannt Kalle und Milli, wohnen in einem Museum und dürfen nicht raus. Die Handpuppen fordern die Kinder auf, ihnen Bilder zu malen oder sonst etwas zu schicken. An Quiz und Lesung wird noch gearbeitet.

Jeden Tag wird ein neues Video online gestellt. "Hochgradig experimentell" nennt Michael Lagers die Produktionen angesichts der bescheidenen technischen Mittel und entschuldigt sich für etwaige "Ruckeleien".

Ob die "Pest"-Ausstellung noch mal für Besucher öffnet, wagt Museumsleiterin Doreen Mölders nicht zu beantworten. Eigentlich sollte der 10. Mai der letzte Öffnungstag sei. Verlängert werde die Ausstellung auf keinen Fall, erklärt sie auf Anfrage. "Dann müssten wir alle Leihverträge erneuern, die Versicherungen neu abschließen und den Transport neu organisieren."

Rund um die Pest-Ausstellung

>>> Videos auf Youtube unter "Pest auf Sendung"

>>> Die Ausstellung gliedert sich in elf Themenbereiche: von der Archäogenetik über 3000 Jahre Pest-Geschichte bis zur modernen Wahrnehmung der Seuche.

>>>Zur Ausstellung gehören rund 300 archäologische und kulturgeschichtliche Exponate, über 200 Abbildungen und Grafiken, elf pädagogische Stationen, drei Filme rund um die Pest.

>>> Alles zur Ausstellung auf https://pest-ausstellung.lwl.org/