Herne. . Die neue Leiterin des LWL-Museums für Archäologie hat vor zwei Wochen ihre Stelle angetreten. Sie setzt auf Digitalisierung und Diversität.

Die Exponate mögen etliche tausend Jahre alt sein, und doch muss auch ein Archäologiemuseum mit der Zeit gehen. Das wurde am Montag beim Pressefrühstück deutlich, zu dem die neue Leiterin des LWL-Museums für Archäologie eingeladen hatte. Gerade zwei Wochen in Herne, erläuterte die in Bochum lebende Archäologin und Historikerin, wohin es gehen soll unter ihrer Leitung: Digitalisierung und Diversität sind für sie zwei zentrale Stichworte.

Museum soll sich weiterentwickeln

Diese treffen sich mit dem Wunsch des Landschaftsverbandes nach Weiterentwicklung des Museums. LWL-Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Parzinger war nach Eröffnung des Museums deren erste Leiterin und ist mit dem Haus noch immer sehr verbunden. Sie sagt: „Was heute gefragt ist, ist das spröde Thema Archäologie zu übersetzen und spannend und innovativ zu vermitteln.“ Angesichts der momentanen Besucherstruktur müsse etwas geschehen. Viele Besucher sind über 50, wenige haben einen nicht-deutschen Hintergrund.

Doreen Mölders hat bereits in Chemnitz in diese Richtung gewirkt, indem sie das Museum für Social Media öffnete, berichtete sie gestern. Aber Digitalisierung ist mehr: Mölders denkt an „ein Museum, das nicht nur vor Ort Informationen bereit hält, sondern sie auch ins Wohnzimmer transportiert“. Dadurch verliere man keine Besucher, im Gegenteil: „Was man kennt, führt zu Interesse..“ Der Anreiz, ein Original zu sehen, bleibe.

Museumsleiterin hat Nähe zur Kunst

Grenzen überschreiten will Doreen Mölders auch in anderer Weise. „Wir haben in Chemnitz die erste multimediale Kunstbiennale aus der Taufe gehoben“, sagt sie. „Einige der Veranstaltungen haben auch im Museum stattgefunden.“ Und so kann sie sich auch für Herne Ausflüge in die Kunst vorstellen, zum Beispiel mit „temporären künstlerischen Interventionen“ in der Dauerausstellung. Auch gesellschaftspolitisch habe sich das Chemnitzer Museum positioniert, indem es danach gefragt habe, wie mit dem Rechtspopulismus umzugehen sei.

Die Sonderausstellung „Irrtümer und Fälschungen“ (2018).
Die Sonderausstellung „Irrtümer und Fälschungen“ (2018). © Ingo Otto

Eine weitere Idee: „Wir werden Clubnächte mit renommierten DJs anbieten“, kündigte Mölders an. Das habe auch in Chemnitz funktioniert. Vorstellen kann sie sich, die Kulissen einer abgebauten Sonderausstellung für solche Partys zu öffnen. „Ein elektronischer Beat im Museum macht etwas mit der Wahrnehmung.“

Mehr Besucher mit Migrationshintergrund sollen eine veränderte Personalstruktur bringen: Nur wenn Museumsleute selbst eine Zuwanderungsgeschichte haben, so die Überzeugung, könnten sie die Bedürfnisse dieser Besuchergruppe erfassen und auf sie zugehen.

Bis Doreen Mölders ihre erste eigene Ausstellung konzipiert, wird es noch dauern. Die nächste Sonderausstellung über die Pest ist lange in Vorbereitung, Eröffnung ist im September. Dann ist Stonehenge dran. Danach möchte Mölders mit dem Team gerne eine kulturhistorische Ausstellung entwickeln, die an Alltagserfahrungen anknüpft.

>>> ZUE PERSON

Doreen Mölders (42) hat Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Alte Geschichte in Leipzig und Freiburg studiert.

Von 2013 bis 2018 war Mölders wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin am Staatlichen Museum für Archäologie in Chemnitz. Das 2014 eröffnete Museum hat sich am Herner Museum orientiert.