Herne. Die Corona-Krise verlangt Familien einiges ab. Die Familienhotline der Stadt Herne verspricht gestressten Eltern Beratung und Austausch.
Spannungen in der Familie gibt es immer mal. In der Regel lassen sich diese gut lösen. Aktuell ist die Situation jedoch anders, die Kinder sind den ganzen Tag zu Hause, Eltern im Homeoffice, die Möglichkeiten sich Raum zu schaffen, sind begrenzt. Die Familienhotline der Familien- und Schulberatungsstelle steht Eltern in dieser Zeit zur Seite und bietet Hilfestellung.
Austausch am Telefon ermöglichen
„Die Familien sind von dieser besonderen Situation sehr gefordert“, sagt Stephanie Jordan, Fachbereichsleiterin Kinder-Jugend-Familie. Die Belastungen in den Familien seien außergewöhnlich, da vieles zusammenkomme: fehlender Tagesablauf, Existenzängste, alle sitzen eng aufeinander. „Wir möchten ein Ventil bieten, einfach mal etwas Dampf abzulassen und sich mit jemandem von außen austauschen zu können.“
Auch für die 16 Fachkräfte – darunter Sozialpädagogen, Psychologen, Sozialarbeiter – sei dies eine ungewöhnliche Situation. „Eigentlich beraten wir ,face to face'“, sagt Sabine Bittner, Leiterin der Familien- und Schulberatungsstelle. Da dies aber aktuell wegfalle, bietet das Team telefonische Beratungen an. „Darüber kann ebenfalls eine Menge erreicht werden.“ Die Beratung ist anonymisiert möglich. „Eltern müssen ihren Namen nicht nennen. Die meisten machen es aber.“
Team ruft bekannte Familien an
Eltern und Familien, die der Beratungsstelle bekannt sind, ruft das Team aktuell schon an. „Wir fragen, wie es ihnen geht und von einigen hören wir schon, wie groß der Stress in den Familien ist“, berichtet Sabine Bittner. Diese hätten zahlreiche zusätzliche Aufgaben. So muss der schulische Alltag nach Hause verlegt werden, Betreuungsmöglichkeiten und Freizeitangebote fallen weg. Kinder und Erwachsene können ihre Freunde nicht sehen. „Der Aktivitätsradius ist eingeschränkt und dazu kommen noch psychosoziale Probleme, die sich durch Sorge um den Arbeitsplatz entwickeln können.“
Keine Familie sei spannungsfrei. Aber es gelte jetzt herauszufinden, welche Ressourcen man nutzen könne. Fragen wie: „Gibt es einen Garten? Welche Möglichkeiten gibt es, die Lage etwas zu entspannen? Wie kann ich die Kids richtig auspowern, damit sie keinen Lagerkoller bekommen?“ gelte es zu klären. „Strukturen sind sehr wichtig“, erklärt Stephanie Jordan. „Deshalb sollte man Fixpunkte festlegen.“ Das kann Zeit sein, in der die Kinder sich selbst beschäftigen, in der sie etwas für die Schule tun, aber auch Zeit, die positiv besetzt ist. „Viele Familien gehen mit den Kinder spazieren oder Fahrrad fahren.“ Diese Familienzeit, die im Alltag oft zu kurz komme, könne man regelmäßig einbauen.
Rituale geben Sicherheit
Strukturen aufrecht erhalten: Das sei natürlich einfacher gesagt als umgesetzt, räumt Jordan ein. Gerade wenn der Druck auf Eltern wachse, weil Existenzängste hinzukämen. Die Experten der Familienhotline stehen den Eltern zur Seite und suchen mit ihnen Lösungen, diese besondere Situation zu meistern: „Regelmäßige Rituale und Abläufe wie das gemeinsame Essen geben Kindern und Erwachsenen Sicherheit.“ Man müsse sich disziplinieren, um den Tagesablauf für alle sinnvoll zu gestalten und Freiräume für jeden zu finden. „Wir möchten den Eltern den Druck nehmen“, betonen Bittner und Jordan. Ihre Botschaft ist deutlich und soll Mut machen: „Ihr seid keine Lehrer, ihr müsst nicht perfekt sein.“ Wichtig sei, das Beste zu geben und die Situation gemeinsam zu meistern: „Es bleibt ja zum Glück nicht für immer so.“
So ist die Hotline erreichbar
>>> Die Familienhotline der Familien- und Schulberatungsstelle ist von montags bis freitags in der Zeit von 9 bis 16 Uhr erreichbar.
>>> Unter 02323 16 36 40 gelangen Anrufer zunächst ins Sekretariat und werden von dort aus an einen passenden Ansprechpartner vermittelt.