Herne. Holen die Herner Kliniken Personal aus dem Ruhestand zurück? Sie reagieren zurückhaltend bis ablehnend - noch. Nun gibt’s dort erste Coronafälle.
Im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie planen die Herner Krankenhäuser keine große Rückholaktion von Ärzten oder Pflegern aus dem Ruhestand. Die Rentner, begründen die beiden großen Krankenhausträger in der Stadt, gehörten aufgrund ihres Alters zur Risikogruppe.
Während das Evangelische Krankenhaus eine Aktivierung seiner Rentner erst mal ausschließt, äußert sich die St. Elisabeth-Gruppe, die St. Anna-Hospital, Marien Hospital, Rheumaklinik und St. Marien-Hospital betreibt, vorsichtiger. Mit einer solcher Aktion sei die Gruppe „sehr zurückhaltend“, sagt Gruppen-Geschäftsführer Theo Freitag zur WAZ – eben, weil die Rentner zur besagten Risikogruppe gehörten.
Bislang kaum Ausfälle beim Personal
Derzeit gibt es in den Krankenhäusern kaum Ausfälle, teilen die Kliniken auf Anfrage mit. „Derzeit sind alle Schichten in unseren Krankenhäusern in geplantem Umfang besetzt“, sagt Theo Freitag, Chef der St. Elisabeth-Gruppe. Nach Angaben von Prof. Dr. Eckhard Müller, Leiter der Task Force Corona am EvK, befinden sich vier Mitarbeiter „in gesundheitsamtlich angeordneter Quarantäne“; ansonsten gebe es keine Auffälligkeiten in der Zahl der üblichen Krankmeldungen.
Wenn die Krankmeldungen im Krankenhaus-Personal deutlich steigen, müssten die Kliniken improvisieren, um ohne oder mit wenig Ruheständlern über die Runden zu kommen. In den Krankenhäusern der St. Elisabeth-Gruppe, sagt Freitag, seien die Ärzte disziplinübergreifend geschult worden, damit sie die Kollegen auf den Intensivstationen unterstützen könnten, sollte es zu Personalengpässen kommen. „Auch bei den Pflegekräften wurde ermittelt, wer bei Bedarf auf den Intensivstationen unterstützen kann“, fügt er an.
Kliniken haben viel Platz für Infizierte geschaffen
Noch hält sich die Zahl der Corona-Patienten, die ins Krankenhaus müssen, sehr in Grenzen. Im EvK liegt nach Auskunft von Professor Müller gerade mal ein Infizierter – „stabil mit Besserungstendenz“. Im Marien Hospital Herne sei ein stationärer Patient positiv getestet worden, heißt es von dort. Dieser liege isoliert auf einer Normalstation. Im St. Anna-Hospital sei ein positiv getesteter Patient bereits in die häusliche Quarantäne entlassen worden.
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Die Kliniken hätten aber Platz geschaffen für einen Anstieg an Infizierten. Das EvK habe 60 Betten am Standort in Herne und 36 Betten am Standort in Eickel freigeräumt, sagt Danh Vu, der Verwaltungsdirektor des EvK Herne. An den anderen Kliniken, so die St. Elisabeth-Gruppe, seien bisher keine Stationen geräumt worden. Die Zahl der Patienten habe sich in den letzten Tagen aber reduziert, so dass auf vielen Stationen freie Betten zur Verfügung stünden – auch auf den Intensivstationen.