Herne. Trotz Coronakrise haben viele Herner die Blutspendeaktion von DRK und Archäologiemuseum besucht. Als Belohnung gab es einen Museumsgutschein.

Nach und nach treten die Frauen und Männer vor die Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), um sich registrieren und befragen zu lassen. Hinter ihnen eine lange Schlange. Das Bemerkenswerte: die Menschen stehen ganz gesittet mit gut zwei Metern Abstand voneinander – vom Keller des LWL Museums für Archäologie die Treppe hinauf und warten geduldig. Eigentlich hatte das DRK diesen Blutspendetermin ganz anders geplant.

„Als wir den Termin fest gemacht haben, hat keiner von uns an Corona gedacht“, sagt Magdalene Sonnenschein vom DRK Kreisverband Herne und Wanne-Eickel. Als sie die Ankündigung zur Pest-Sonderausstellung in der Zeitung las, dachte sie, das wäre doch eine tolle Gelegenheit. „Der Museumspädagoge hatte die gleiche Idee.“ Also planten DRK und Museum den Termin. Vorgesehen war ein Vortrag zum Thema Aderlass im Mittelalter, als Belohnung für die Spender sollte es Rinderbraten nach altem Rezept geben. „Unsere Köche hatten daran richtig Spaß und gestern kam die Vorgabe, dass wir keine offenen Speisen ausgeben dürfen“, bedauert Magdalene Sonnenschein und improvisierte: Nun erhält jeder Spender ein Lunchpaket.

DRK-Team ist vom Zuspruch begeistert

Barbara Specovius ist eine der ersten, die sich vom medizinischen Personal anzapfen lässt. „Meine Tochter brauchte vor knapp zwei Jahren selber eine Blutspende, dadurch bin ich darauf gekommen, selber spenden zu gehen“, erklärt die Erzieherin aus Röhlinghausen. Seitdem gehe sie regelmäßig, wenn sie sich körperlich fit fühlt. Deshalb sei es für sie selbstverständlich auch diesen Termin wahrzunehmen. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass so viele da sind.“

Auch das Team vom DRK ist begeistert über den Zuspruch. Sie mussten nämlich nicht nur das Essen umorganisieren, sondern auch weitere Maßnahmen umsetzen. So wird bei jedem potentiellen Spender erst einmal die Temperatur gemessen. Außerdem werde nachgefragt: „Waren Sie im Urlaub? Im Krisengebiet? Wie fühlen Sie sich?“ Zudem gibt es den regulären kleinen Gesundheitscheck, der bei jeder Spende durchgeführt wird. Die Ärztin macht sich dann ein Bild und entscheidet, ob derjenige Blut spenden darf oder nicht. „Ansonsten achten wir noch mehr als üblich auf die Hygiene und versuchen, Abstand zu halten“, erklärt Teamhelfer Joel Zöllner. Die Bereitschaft Blut zu spenden, sei nicht so gering, wie es häufig erscheint, ist sich Magdalene Sonnenschein sicher: „Aber viele dürfen halt nicht – es gibt strenge Auflagen.“

Anstelle einer Schokolade gibt es einen Gutschein für das Museum

Während die Warteschlange der Spender immer länger wird, erholt sich Kristina Geßner im Ruheraum. Bis zu 20 Minuten sollen die Spender sich erholen. Normalerweise gibt es direkt nach der Spende Essen und Trinken, da dies heute nicht möglich ist, sei die Erholung umso wichtiger. „Ich bin sehr froh, dass der Termin heute nicht abgesagt wurde“, betont die 27-Jährige, die in Bochum wohnt, aber am Campus der St. Elisabeth Gruppe arbeitet und deshalb häufiger in Herne zum Spenden geht. „Blutspenden ist wichtig, gerade in diesen Zeiten.“ Sie sei vorsichtig, um sich und vor allem Risikogruppen zu schützen. Nach der Spende fahre sie sofort nach Hause. Die Aktion anstelle einer Schokolade einen Gutschein für das Museum zu erhalten, finde sie toll.

Nach knapp einer Stunde hat das Team vom DRK – bestehend aus Haupt- und Ehrenamtlichen – bereits 21 Spendern Blut abgenommen. „Wir sind sehr dankbar, dass wir die Aktion im Museum durchführen dürfen“, betont Sabine Gräfe-Schmidt, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit beim DRK und lobt das tolle und verantwortungsvolle Verhalten der Spender. Schließlich habe das DRK einen Versorgungsauftrag. Gerade an den Kliniken gebe es teils einen Rückgang, weil die Menschen aktuell Krankenhäuser lieber meiden.

Museum ist seit dem 14. März geschlossen

Museumsleiterin Doreen Mölders ist ebenfalls sehr zufrieden: „Blutspenden sind lebenswichtige Maßnahmen, die auch in der Krise weiterlaufen müssen.“ Das Museum ist bereits seit dem 14. März für das Publikum geschlossen. „Der große Zuspruch zeigt, dass wir uns richtig entschieden haben.“ Dem kann Oberbürgermeister Frank Dudda nur beipflichten: „Wir müssen aktuell genau entscheiden, was ist notwendig und was nicht“, sagt er. Das gespendete Blut werde dringend gebraucht. „Wir sind dankbar, dass das DRK Haltung zeigt und dafür belohnt wird.“

Fazit: Um kurz nach sechs musste die Aktion abgebrochen werden, weil es zu voll geworden sei, berichtet Magdalene Sonnenschein kurz nach der Blutspendeaktion. Insgesamt kamen 123 Menschen, die bereit waren, ihr Blut zu spenden. Alle, die nicht mehr spenden konnten, wurden gebeten, zu den nächsten Terminen zu kommen. Auch Lunchpakete mussten nachgepackt werden. insgesamt wurden zwischen 100 und 120 rausgegeben.

>>> Gutschein ist zeitlich nicht befristet

Die nächsten Blutspendetermine des DRK sind am 29. März in der Harkortstraße in Wanne von 10 bis 14 Uhr und am 1. April im KuZ.

Der Gutschein für das Museum, den die Spender erhalten, ist zeitlich nicht befristet, betont Museumsleiterin Doreen Mölders.