Herne. Trotz des Coronavirus sind die Märkte in Herne gut besucht. Kunden halten Abstand, Händler schützen sich mit Handschuhen und Desinfektionsmittel.

„Wie lange dürft ihr denn noch stehen?“ und „Bleiben Sie gesund!“ – diese oder ähnliche Sätze hört man auf dem Herner und dem Eickeler Wochenmarkt an diesem Dienstag besonders häufig. Die Menschen halten Abstand, wirken aber eher gelassen beim Einkaufen. Händler erzählen uns, wie sie sich und ihre Kunden schützen und warum man sich keine Sorgen um Nachschub machen muss.

„Wir haben ab heute neue Regularien bekommen“, sagt Janine Johannes am Stand von Kartoffel Sieg auf dem Herner Wochenmarkt. „Es gilt Handschuhpflicht – obwohl wir die schon immer tragen, weil es einfach hygienischer ist im Umgang mit Lebensmitteln.“ Hände waschen können sie am Stand nicht, dafür reiben sie die Handschuhe nach jeder Geldübergabe mit einer Gemüsezwiebel ab: „Das desinfiziert auch.“ Den Mindestabstand einzuhalten sei kein Problem, da der Hänger schon für Platz zwischen Kunden und Verkäufern sorge.

Herner Kunden halten auf dem Wochenmärkten Abstand

„Viele kommen jetzt auf die Wochenmärkte, weil sie in den Supermärkten nichts mehr bekommen“, berichtet Janine Johannes. Auf dem Markt seien alle üblichen Händler vertreten. Die Vorteile des Wochenmarktes gegenüber dem Supermarkt in der derzeitigen Situation lägen auf der Hand: „Die Menschen können sich besser verteilen, sind unter freiem Himmel und wir Markthändler haben in der Regel eh ein anderes Immunsystem, als diejenigen, die das ganze Jahr drinnen arbeiten.“ Lieferprobleme gebe es auch keine.

„Man kann ja nicht nur drin sitzen“, sagt eine ältere Dame, die ihre Kartoffeln verstaut. Ihre Familie gehe zwar für sie einkaufen, aber meist zum Wochenende. „Ich kann mich nicht verbarrikadieren und mache kleine Besorgungen.“ So wie sie sind die meisten Käufer eher ältere Herner, die aber in der Regel Abstand zu ihren Mitkunden halten. Bettina Mintel am Obst- und Gemüsestand (Preker) ist etwas mulmig zumute: „Ich trage die Handschuhe schon seit 14 Tagen, um mich zu schützen“, sagt sie. Schließlich wandere täglich viel Geld durch ihre Hände. Am Stand hat sie einen Eimer mit Wasser und Seife und auch Desinfektionsmittel. Sogar einen Mundschutz hat sie dabei: „Der Marktleiter sagte, dass heute noch das Ordnungsamt kommt. Ich will für alles vorbereitet sein.“

Obst und Gemüse sollte gut abgewaschen werden

Die Händlerin habe weniger Angst davor, schwer zu erkranken, als davor, wie sich die Situation insgesamt entwickelt. „Ich habe es bis Samstag nicht so glauben können und dann war ich einkaufen und dachte, das gibt es doch gar nicht.“ Seit Jahren bezieht Bettina Mintel ihre Waren bei Bauern am Niederrhein. „Darum bin ich wirklich froh. Mich haben heute schon so viele Kunden gefragt, ob die Lebensmittel aus Italien kommen. Die könnte ich aktuell nicht verkaufen.“ Sie rät, Obst und Gemüse mehrfach gut abzuwaschen. Etwas, das man ohnehin machen sollte.

Eine Beobachtung, die alle Händler machen, ist, dass der Wochenmarkt voller ist als gewöhnlich. „Wir stehen freitags und samstags in Sodingen, das war die Hölle“, sagt Petra Glosemeyer vom Fischstand Odermann. Die Kunden kauften deutlich mehr als normalerweise. Handschuhe trage das Team ohnehin immer – zwischendurch wird desinfiziert. Auch der Sicherheitsabstand sei durch den Wagen gewährleistet. „Wir haben extra nur einen Tisch für die Gäste aufgestellt, damit sie sich nicht zu dicht drängen“, erklärt Uwe Odermann. Regelmäßige Informationen gebe es über das Ordnungsamt.

Stimmung ist entspannter als sonst

Ähnlich stellt sich die Lage auf dem Eickeler Wochenmarkt dar. „Die Leute kaufen in den letzten zwei Wochen so viel, ich weiß gar nicht, wohin die damit wollen“, sagt Ursula Fügeisen, die am Stand der Bäckerei Heidrich arbeitet. Die Hamsterkäufe könne sie nicht nachvollziehen. „Eigentlich hat man doch immer genug zu Hause, um ein paar Tage zu überbrücken.“ Zudem sei die Versorgung mit Lebensmitteln ja gesichert. Normalerweise wasche sie sich am Waschbecken am Stand regelmäßig die Hände. „So häufig geht das aber auch nicht, deshalb trage ich als zusätzlichen Schutz Handschuhe, damit fasse ich mir auch nicht ins Gesicht.“ Zudem verwendet sie Zangen, um das Gebäck nicht anfassen zu müssen.

Um direkte Kontakte zu vermeiden, geben die Händler die Waren auf Waagschalen oder Tabletts zu den Kunden. Einige nehmen aktuell keine Frischeboxen oder Taschen entgegen, sondern geben die Ware in Plastiktüten raus. „Es ist ein zusätzlicher Schutz“, sagt Obst- und Gemüsehändler Christoph Atzert. An seinem Stand stehen Schilder, die darauf hinweisen, Abstand zu halten. „Wir möchten unsere Kunden einfach sensibilisieren.“ Größtenteils klappe dies auch gut. Einige Male mussten die Händler etwas sagen, wenn es zu eng wurde: „Aber die Leute akzeptieren das. Denn schließlich wollen wir unsere Kunden, gerade die Älteren, nur schützen.“ Auch ihm falle auf, dass viele Neukunden zum Wochenmarkt kommen. Insgesamt, da sind sich die Händler einig, sei die Stimmung auf den Wochenmärkten wesentlich entspannter als in den Supermärkten.

>>>Wochenmärkte finden weiter statt

Wie die Stadt mitteilt, finden die Wochenmärkte weiterhin an den gewohnten Tagen und Plätzen statt.

Sie dienen auch der Versorgung. Die Stadt Herne hat sich mit den Händlern abgestimmt und noch einmal auf die allgemeinen Hygienestandards hingewiesen. Großer Vorteil der Wochenmärkte ist, dass sie draußen statt finden und ihr Besuch ohne das Anfassen von Türen, Einkaufwagen und Co. möglich ist.