Herne. Die erste Aufführung von „Ich bin Liebe“ in den Flottmann-Hallen war zugleich die vorerst letzte. Warum sich die Arbeit trotzdem gelohnt hat.
Ein gescheiterter Heiratsantrag führt die Band „People of Love“ während ihres Konzertes zu der Frage, was Liebe für sie überhaupt bedeutet. Wie sich herausstellt, sind sie zwar routiniert darin, über Liebe zu singen. Die Vorstellungen darüber, was hinter dem Begriff Liebe steckt, gehen allerdings weiter auseinander als bislang gedacht.
Charaktere punkten mit Selbstironie
Das Theater Kohlenpott feierte am Freitag in den Flottmann-Hallen die Premiere seines neuen Musikstücks „Ich bin Liebe“. In dem 75-minütigen Werk beschäftigen sich die Bandmitglieder Zeynep, Gareth, genannt Garry, Svea, Jubril und Dennis unter anderem damit, was eigentlich der Unterschied zwischen Lieben und jemanden lieb haben ist, ob sie ihre Liebe jeden Tag beweisen müssen oder was Twilight und ein Schaf damit zu tun haben.
Im Laufe des Stücks offenbaren die fünf Akteure ganz unterschiedliche Auffassungen von Liebe. Insbesondere die weiblichen Charaktere Zeynep und Svea stellen laut Zeynep überholte Vorstellungen selbstbewusst in Frage. Trotzdem wirkt das Musiktheaterstück (Musik: Sebastian Maier) nicht belehrend, viel mehr glänzen die Akteure immer wieder mit einer gehörigen Portion Selbstironie, die beim Publikum großen Anklang findet.
Zuschauer fühlen sich angesprochen
Erst einmal keine Vorstellungen
Die Premiere bleibt vorerst die einzige Vorstellung. Die weiteren Termine im März entfallen aufgrund des grassierenden Corona-Virus.
Im Mai soll es dann, Stand jetzt, weitergehen. Kloke: „Die Veranstaltungen sind erst einmal aufgeschoben, nicht aufgehoben.“
So unternimmt die Band beispielsweise eine „Zeitreise der Liebe“, auch der Umgang mit Liebeskummer sorgt vor allem bei den jüngeren Zuschauern für viele Lacher. Der Ausgang des Stückes ist zwar nicht überraschend, spannt aber den Bogen zur ursprünglich aufgekommenen Frage, was Liebe bedeutet, und trifft den Nerv der Zuschauer.
„Ich denke, ,bunt’ beschreibt die Aufführung am besten. Das Stück hatte den richtigen Tiefgang, nicht zu schwer, aber inhaltlich auch nicht zu seicht“, so Besucher Dirk Leimbach. „Mir hat es sehr gut gefallen. Es war interessant zu sehen, welche verschiedenen Wege das Stück nimmt. Es wurden viele verschiedene Ansichten aufgezeigt, ohne den Zuschauern eine Meinung aufzudrücken“, erzählt Lasse Borutta, der vor allem von der musikalischen Untermalung begeistert war: „Die Musik hat die jeweiligen Emotionen der Schauspieler einfach perfekt transportiert.“
Theaterleiter sind nach vorerst einziger Aufführung erleichtert
Die Theaterleitung war nach der erfolgreichen Erstaufführung vor allem erleichtert, dass die Veranstaltung am Freitag nicht abgesagt worden war: „Wir sind super froh und dankbar, dass zumindest die Premiere heute stattfinden konnte. Die wochenlange Arbeit und Anspannung mussten jetzt einfach endlich raus“, freute sich Gabriele Kloke, dass die Veranstaltung, wenn auch in leicht abgespeckter Form, genehmigt worden war. Ursprünglich waren alle 120 Tickets verkauft wurden. Wegen des Coronavirus hatten einige Besucher jedoch auf ihren Besuch verzichtet.
Auch Regisseur Frank Hörner war mit dem Abend rundum zufrieden: „Es war wirklich sehr schön und ich denke, die Reaktionen des Publikums sprechen für sich.“ Die rund hundert Zuschauer bedachten die Akteure nach der vorerst einzigen Vorstellung minutenlang mit stehenden Ovationen.