Herne. Vier Menschen haben sich in Herne mit dem Coronavirus infiziert, darunter ein Ehepaar. Das sagt Oberbürgermeister Frank Dudda.
In Herne haben sich vier Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Das teilte die Stadt am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Herner Rathaus mit. Sie sind die ersten, die sich in Herne angesteckt haben.
„Belastbare Hinweise“, dass sich zwei Herner mit dem Coronavirus infiziert haben, hatte die Stadt am Dienstag. Sie sperrte daraufhin das Gymnasium Eickel, weil eine der beiden getesteten Menschen an der Schule gearbeitet habe, begründete sie. Bei der Pressekonferenz teilte die Stadt nun mit, dass sich zwei weitere Herner infiziert haben. Das Gymnasium Eickel soll bis Donnerstag, 19. März, dicht bleiben.
Herne befinde sich in einer schwierigen Lage, sagte Oberbürgermeister Frank Dudda. Die Stadt wolle sich aber mit „geballter Kraft“ der Aufgabe stellen, die Ausbreitung des Coronavirus zu bekämpfen. Hauptziel sei es nun, „die Arbeitsfähigkeit der Krankenhäuser und Arztpraxen aufrecht zu erhalten“. Der OB dankte in diesem Zusammenhang Ärzten, Krankenschwestern und Rettungssanitätern, auf die nun noch mehr Arbeit zukomme.
Stadt: Zustand aller Infizierten ist stabil
Viele Einzelheiten zu den Infizierten nannte die Stadt nicht. Nur so viel: Erkrankt sei unter anderem ein Ehepaar. Der Mann habe sich bei einem Termin außerhalb Hernes angesteckt. Die Infektionskette sei bekannt. Am vergangenen Freitag, 6. März, habe der betroffene Herner leichte Anzeichen der Krankheit bekommen und einen Arzt kontaktiert. Seine Frau zeige keine Symptome. Sie sei vor Bekanntwerden ihrer Erkrankung im Gymnasium Eickel tätig gewesen. Ob sie eine Lehrerin ist oder in der Schule einen anderen Job hat, teilte die Stadt nicht mit.
Die drei Menschen, die nicht im Gymnasium Eickel gearbeitet hätten, kämen aus keinem sensiblen Bereich, sprich: etwa einer Schule oder Kita. Der Zustand aller Infizierten sei stabil. Alle Infizierten seien in häuslicher Quarantäne, keiner sei im Krankenhaus. Eine der erkrankten Personen sei aus einem Risikogebiet zurückkehrt – alle anderen hätten Kontakt mit einer bereits infizierten Person gehabt, erklärte Katrin Linthorst, Leiterin des städtischen Fachbereichs Gesundheitsmanagement. Die betroffenen Personen stünden in regelmäßigem Telefonkontakt mit dem Gesundheitsamt.
Weitere Angaben zu den Infizierten, an welchen Orten sie sich aufgehalten haben und wie alt sie sind, wollte der Krisenstab nicht bekannt geben. „Wir müssen alle Interessen unter einen Hut bringen und beide Seiten betrachten“, begründete der Oberbürgermeister die Zurückhaltung.
Die Strategie der Stadt Herne: Absolute Eindämmung
Die Stadt stehe nun vor der Aufgabe, eine mögliche Ansteckungskette zu verhindern, sagte Dezernent Frank Burbulla. „Wir fahren jetzt die Strategie: absolute Eindämmung.“ Die Personen, die direkten Kontakt mit den Infizierten hatten, seien bereits informiert worden. Sie befänden sich in häuslicher Quarantäne. Sollten Symptome bei den Kontaktpersonen auftreten, würden die Betroffenen auf Covid-19 getestet.
Geschwisterkindern von Schülern, die als enge Kontaktperson gelten und eine entsprechende Information vom Gesundheitsamt erhalten hätten, werde empfohlen, ebenfalls zu Hause zu bleiben. „Das heißt aber nicht, dass wir allen Geschwisterkindern empfehlen, zu Hause zu bleiben“, betonte Frank Dudda.
Alle außerschulischen Veranstaltungen werden abgesagt
Das Gymnasium Eickel habe am Dienstag vorbildlich gehandelt, sagte Andreas Merkendorf, Leiter des städtischen Fachbereichs Schule und Weiterbildung. Alle Schüler und Eltern seien rechtzeitig informiert worden. Andere Herner Schulen und Bildungseinrichtungen blieben geöffnet. Aktuell gebe es keine Notwendigkeit, weitere Einrichtungen zu schließen.
Gemeinsam mit den anderen Schulen habe man sich darauf verständigt, alle außerschulischen Veranstaltungen abzusagen, erklärte Merkendorf. Der offene Ganztag bliebe geöffnet. „Schulsportveranstaltungen wurden allerdings bis auf Weiteres abgesagt“, so Merkendorf.
OB: Im Alltag die richtige Balance finden
Der Oberbürgermeister rief die Menschen dazu auf, im Alltag die richtige Balance im Umgang mit den Gefahren durch das Coronavirus zu finden. Angst könne ein schlechter Berater sein, Angst könne aber auch helfen, keine zu großen Risiken einzugehen.
Erstmals in der Amtszeit von OB Dudda wurde wegen des Virus im Rathaus ein Krisenstab gebildet. Er besteht aus Dezernenten und Fachbereichsleitern der Stadtverwaltung, die Federführung hat der OB; geleitet wird er von Dezernent Frank Burbulla. Der Krisenstab sei ein Entscheidergremium, das in Krisensituationen regelmäßig zusammentrete, um die aktuelle Lage zu besprechen und gegebenenfalls Maßnahmen einzuleiten. Das nächste Treffen sei für Donnerstagnachmittag geplant, sagte der OB im Rathaus. Dabei solle auch individuell geprüft werden, welche Veranstaltungen durchgeführt werden und welche nicht.
Das Covid-19-Diagnosezentrum wird am Donnerstag, 12. März, seinen Betrieb aufnehmen. Die Stadt bittet die Bürger um Verständnis, dass es sich nicht um eine allgemeinzugängliche Einrichtung mit Praxisbetrieb handele. Nur Personen, bei denen ein Arzt nach vorherigem Telefonat einen Test als erforderlich erachte, werden vom städtischen Gesundheitsamt zur Probenentnahme einen Termin dort erhalten. Auch die Corona-Hotline der Stadt Herne werde personell verstärkt und könne deshalb in den nächsten Tagen länger besetzt werden, so Stadtsprecher Christoph Hüsken.