Herne. Bei der Herner Sparkasse ist die Krawatte nicht mehr Pflicht: Angestellte dürfen nun lockerer gekleidet arbeiten. Was erlaubt ist und was nicht.

Die Herner Sparkasse hat ihre Kleiderordnung geändert. Anzug und Krawatte für die Herren und Kostüm oder Hosenanzug für die Frauen sind keine Pflicht mehr. „Wir wollen mit der Zeit gehen“, begründet Sparkassen-Sprecher Jörg Velling diesen Schritt. Alles erlaubt sei deshalb aber noch lange nicht.

In einem Arbeitskreis haben Mitarbeiter der Herner Sparkasse im vergangenen Jahr über eine neue Kleiderordnung diskutiert, Wünsche der Kollegen aufgenommen und schließlich mit dem Vorstand einen „Styleguide“ entwickelt. Dieser listet auf, was die rund 345 Beschäftigten in den zwölf Filialen tragen dürfen – und was besser nicht. Nun, ein halbes Jahr nach dem Start, habe sich die neue Kleiderordnung etabliert. „Sie wird sehr, sehr gut angenommen“, bilanziert Sparkassen-Sprecher Jörg Velling. Auch von den Kunden komme viel Lob.

Neben „Business formal“ ist nun auch „Business casual“ erlaubt

Jörg Velling, Sprecher Sparkasse Herne.
Jörg Velling, Sprecher Sparkasse Herne. © Sparkasse | OH

Anzug und Krawatte bei den Männern sowie klassisches Kostüm bei den Frauen: Dieser traditionelle und formelle Kleidungsstil in Kreditunternehmen werde von Kunden immer häufiger als antiquiert, ja distanzierend empfunden, sagt Velling. Deshalb habe sich das Haus entschieden, mit der Zeit zu gehen und sich auch über die Kleidung moderner und frischer zu präsentieren. So wolle die Sparkasse enger an die Kunden heranrücken.

Neben dem klassischen Business-Outfit, also dem Stil „Business formal“, sei nun auch die lockere Geschäftskleidung, „Business casual“, erlaubt. Dieser Stil sei leger, aber keine Freizeitkleidung, erklärt Velling. Konkret könnten Männer im Alltag zu Hemd und Sakko, was neben dem Namensschild weiterhin Pflicht sei, nun etwa auch Chinos, ja sogar eine dunkle Jeans tragen. Für Frauen seien nun auch Bluse, Shirt oder Kleid zum Blazer möglich.

Mitarbeiter nutzen ihre neuen Freiheiten

Das war früher undenkbar: Chino sowie offenes Hemd ohne Krawatte. Im Bild: Mitarbeiter Peter Jewanski.  
Das war früher undenkbar: Chino sowie offenes Hemd ohne Krawatte. Im Bild: Mitarbeiter Peter Jewanski.   © Herner Sparkasse | OH

Wichtig sei nach wie vor: Die Mitarbeiter sollen eigenverantwortlich darüber entscheiden, wie sie sich an welchem Tag stilvoll kleiden. Wer möge, könne auch weiterhin gerne im Business-Outfit zur Arbeit erscheinen, und an manchen Tagen, etwa wenn Mitarbeiter auf entsprechende Kunden träfen, sei „Business formal“ sogar angebracht. „Man sollte sich morgens vor dem Spiegel einmal Gedanken darüber machen, wem man an dem Tag begegnet, und sich dann entsprechend anziehen“, so der Sparkassensprecher.

Das alles funktioniere gut. Es gebe nun im Hause einen großen Mix an Kleidungskombinationen, die Mitarbeiter nutzten ihre neuen Freiheiten. Dazu gehörten auch die beiden Geschäftsführer: Antonio Blanquez und Dirk Plötzke kämen mal mit, mal ohne Krawatte, je nach Anlass.

Auch andere Kreditinstitute erlauben lockere Kleidung

Auch bei anderen Kreditinstituten ist die Kleidung heute lockerer als früher. Siehe Commerzbank: „Grundsätzlich erfordert Kundenkontakt ein gepflegtes Erscheinungsbild, das erwarten wir von unseren Mitarbeitern“, sagt Jörg Middelhoff, der für die drei Commerzbank-Filialen in Herne zuständig ist. Einen festgeschriebenen Dresscode gebe es aber bei der Commerzbank nicht, „die Kleidung sollte einfach zum jeweiligen Aufgabengebiet und zur jeweiligen Situation passen“, erklärt er.

Ähnlich ist es bei der Deutschen Bank, die eine Filiale in Herne hat. „Wir vertrauen darauf, dass sich unsere Mitarbeiter so kleiden, wie es ihre Kunden von ihnen erwarten. Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht“, so ein Sprecher zur WAZ.

Bleibt nur noch die Frage zu klären: Was wird nicht gerngesehen? „Used Look“, also etwa helle, verwaschene oder sogar löchrige Jeans, sagt Jörg Velling, ebenso wenig angebracht seien auffällige Dekorationen und Steppungen. Und im „Styleguide“ heißt es außerdem: „Von deutlich sichtbaren Tätowierungen, Piercings, besonders auffälligen Frisuren oder ausgefallenen Nageldesigns raten wir ab.“

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