Herne. Geht es um mehr Sicherheit oder handelt es sich um eine Sparmaßnahme? Die Herner Sparkasse will die Bargeldausgabe am Schalter einstellen.

Die Herner Sparkasse schränkt die Bargeldauszahlung am Schalter ein. In der Sodinger Geschäftstelle an der Mont-Cenis-Straße ist das Abheben und Einzahlen ab dem 21. Januar nur noch am Geldautomaten möglich, weitere Filialen sollen folgen. Dagegen regt sich Widerstand.

Am Schalter der Sparkasse Sodingen soll es ab dem 21. Januar kein Bargeld mehr geben. In Eickel gilt dies schon seit Juni.
Am Schalter der Sparkasse Sodingen soll es ab dem 21. Januar kein Bargeld mehr geben. In Eickel gilt dies schon seit Juni. © dpa | Matthias Balk

In einem Brief an Kunden und auf Flyern begründet das öffentlich-rechtliche Kreditinstitut den Schritt vor allem mit erhöhten Sicherheitsanforderungen: „Aufgrund von Überfall- und Einbruchsprävention war die Herner Sparkasse gehalten, das Kassensystem zu prüfen und die Sicherheitsvorkehrungen anzupassen“, heißt es.

Bezirksbürgermeister spricht von Sparmaßnahme

Bargeld werde deshalb künftig nur noch in den gesicherten Bereichen der Geldautomaten aufbewahrt. „Für Kunden und Mitarbeiter wird dadurch der Schutz vor Überfällen erhöht“, erklärt die Sparkasse. Alle Ein- und Auszahlungen vom Girokonto und auch vom Sparkassenbuch erfolgten künftig rund um die Uhr über die Geldautomaten. Die Geräte hätten außerdem eine Funktion zum Geldwechseln erhalten.

Zwei Überfälle in zehn Jahren

Die Sparkasse-Geschäftsstellen seien in den vergangenen zehn Jahren zweimal überfallen worden, so Sprecher Jörg Velling auf Anfrage. 2011 gab es einen Überall in Wanne-Nord, 2012 in Röhlinghausen.

Da in der jüngeren Vergangenheit Überfälle auch auf umliegende Sparkassen verübt worden seien, sei „das grundsätzliche Überfallrisiko keineswegs zu vernachlässigen.

Im Rahmen der Prävention sei die Sparkasse gehalten, das Kassensystem regelmäßig zu prüfen und die Sicherheitsvorkehrungen anzupassen. Mit der Einführung der SB-Kasse mache die Sparkasse die Geschäftsstellen noch einmal „deutlich unattraktiver für Überfälle“.

Der Verweis auf die Sicherheitsanforderungen kann Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert nicht überzeugen: „Gerade für ältere Kunden, die mit Automaten nicht so gut umgehen können, wird hier ja eher Sicherheit abgebaut“, so der Sozialdemokrat. Ihn hätten mittlerweile zahlreiche Bürger wegen der Umstellung in der Sparkasse angeschrieben und sich kritisch geäußert. Grunert sieht in dem Schritt vor allem eine Sparmaßnahme. Er habe in dieser Angelegenheit auch bereits OB Frank Dudda - er ist Vorsitzender des Sparkassen-Verwaltungsrates - angeschrieben.

Pilotprojekt in der Sparkasse Eickel

Die Sparkasse sieht keinen Anlass zur Kritik. In Eickel sei dieses Konzept bereits in einem Pilotprojekt im Juni 2019 erfolgreich eingeführt worden, erklärt Sprecher Jörg Velling auf Anfrage der WAZ. Und: In Sparkassen anderer Städte sei diese SB-Technologie bereits seit Jahren im Einsatz.

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Auch in Herne sei geplant, weitere Standorte der Sparkasse Schritt für Schritt mit dieser Technologie auszurüsten. Derzeit werde geprüft, in welchen Geschäftsstellen und in welchem Zeitraum dies erfolgen könne, so Velling.

Schließungen nicht ausgeschlossen

Dass in Herne in Zukunft weitere Sparkassen-Standorte aufgegeben werden, schließt das Kreditinstitut auf Anfrage zumindest nicht aus. Die regelmäßigen Standortanalysen zeigten den Trend auf, „dass immer weniger Kunden gerade die kleineren Geschäftsstellen aufsuchen, um dort ihre Finanzgeschäfte zu tätigen“, sagt Velling. Ein Grund sei die zunehmende Digitalisierung.

Die Frage, ob die Zahl der derzeit 345 Beschäftigten in den aktuell zwölf Filialen (plus vier SB-Filialen) reduziert werden soll, beantworte die Sparkasse so: „Ein immer schnellerer Wandel in der Kreditwirtschaft stellt auch die Herner Sparkasse vor die Herausforderung, sich rechtzeitig auf die sich wandelnde Nachfrage unserer Kunden nach Bankdienstleistungen einzustellen. Dem versuchen wir unter Berücksichtigung der Anforderungen des Marktes wie auch betriebswirtschaftlicher Aspekte behutsam nachzukommen.“

Verweis aufs Gemeinwohl

Bezirksbürgermeister Mathias Grunert (SPD) kritisiert die Maßnahme der Sparkasse. Vor allem ältere Menschen seien davon betroffen, sagt er.
Bezirksbürgermeister Mathias Grunert (SPD) kritisiert die Maßnahme der Sparkasse. Vor allem ältere Menschen seien davon betroffen, sagt er. © WAZ | Sabrina Didschuneit

Bezirksbürgermeister Mathias Grunert will nicht locker lassen. Er verweist darauf, dass die Sparkasse auch dem Gemeinwohl verpflichtet sei. Und: Bei der Sparkasse in Sodingen handele es sich nicht um einen schwach frequentierten Standort. Zudem lebten im Zentrum dieses Stadtteils viele ältere Menschen.

Und was sagt der Oberbürgermeister und Chef des Sparkassen-Verwaltungsrates? Auf die Anfrage an die Stadt antwortet Sprecher Christoph Hüsken: „Der OB kennt den Vorgang nicht, auch nicht aus dem Verwaltungsrat. Dieser tagt das nächste Mal am 17. Dezember.“