Herne. In so manchen Herner Schulen herrscht noch „digitale Kreidezeit“. Das will die Stadt nun ändern – mit einer „Digitaloffensive Schule“.
Die Stadt Herne will mit einer „Digitaloffensive Schule“ alle 44 Herner Schulen nun so schnell wie möglich ans Breitbandnetz anschließen und sie dann mit moderner Technik ausstatten.
„Wir wollen, dass Herne ein attraktiver Bildungsstandort ist“, sagt Andreas Merkendorf, Leiter des städtischen Fachbereichs Schule und Weiterbildung. Deshalb habe das Thema im Rathaus höchste Priorität. In manchen Schulen, daraus macht die Stadt gar keinen Hehl, herrsche noch „digitale Kreidezeit“. Einige Schulleiter hatten deshalb im vergangenen Jahr eine schnellere Anbindung ans Internet sowie eine moderne digitale Ausstattung gefordert. Die Stadt hat jetzt Anfang des Jahres die „Digitaloffensive Schule“ gestartet: Fachbereichsübergreifend, erzählt Merkendorf, habe sich eine Gruppe gebildet, die den Schulen den Weg zu modernem, digitalem Unterricht ermöglichen will.
Nur elf Schulen sind bislang ans Glasfasernetz angebunden
Erstes Ziel sei dabei eine Anbindung aller Schulen, ja aller Klassen ans Breitband. Bislang seien nur elf Schulen ans Glasfasernetz angebunden. So schnell wie möglich sollen nun alle weiteren folgen, das könne aber einige Jahre dauern. Auch deshalb, weil noch Glasfaser bis in die Schulen hinein verlegt werden müsse; dafür seien Tiefbauarbeiten nötig. In der Zwischenzeit könne die Stadt aber an vielen Schulen bestehende Internetverbindungen deutlich verbessern, etwa durch höhere Bandbreiten oder Richtfunk. Dazu fänden nun Gespräche mit allen Schulen, der Projektgruppe und den Konzerntöchtern statt.
In einem zweiten Schritt sollen die Schulen, wo noch nötig, komplett „verkabelt“ werden. Sprich: Sie erhalten Server, Kabel, Datendosen und so genannte Access Points fürs WLAN, sagt Pierre Golz, Leiter der Stabsstelle Digitalisierung bei der Stadt. Um das stemmen zu können, will die Stadt Mittel unter anderem aus dem Topf Digitalpakt Schule nutzen. Mindestens zehn Millionen Euro stünden dafür in den kommenden fünf Jahren zur Verfügung.
Das gehört zur Standardausrüstung
Spätestens dann, wenn die Klassenzimmer ans schnelle Internet angebunden sind, soll auch die entsprechende Ausstattung kommen. Zur Standardausrüstung eines jeden Klassenzimmers sollen in Zukunft unter anderem Beamer, interaktive Moderations-Schreibfläche, ein digitaler Lehrerarbeitsplatz und Dokumentenkameras gehören, sagt Andreas Merkendorf. Auch das sei eine Mammutaufgabe, nicht nur finanziell, müssten in Herne doch über 600 Klassenräume aus- oder umgerüstet werden. Auch hier solle es einen engen Austausch mit den Schulen geben. Individuelle Wünsche würden berücksichtigt, wenn sie ins pädagogische Konzept passten.
Stadt: Es gibt kaum Lehrerfortbildungen
Ein weiteres Problem bei der Digitalisierung der Schulen: „Es gibt kaum Lehrerfortbildungen für dieses Gebiet“, sagt Andreas Merkendorf, Leiter des städtischen Fachbereichs Schule und Weiterbildung.
Das Land NRW müsse deshalb dafür Sorge tragen, dass die entsprechenden Qualifizierungsmaßnahmen auch in der Breite ankommen und somit Lehrer ausreichend befähigt werden, die technische Ausstattung auch bestmöglich nutzen zu können, fordert er.
Die Stadt wolle sich deshalb in der Zwischenzeit überlegen, welche eigenen Initiativen sie auf den Weg bringen könne, um die Situation zu verbessern, kündigt Merkendorf an.
All diese Maßnahmen der „Digitaloffensive Schule“ seien schon in den einzelnen Schritten komplex, sagen die Beteiligten. Hinzu komme: Viele Arbeiten, etwa Verkabelungen in den Klassen, könnten nur in den Ferien durchgeführt werden. Und: „Wenn irgendwo eine Lücke zwischen der externen Anbindung über die Gebäudeverkabelung bis hin zu den digitalen Endgeräten entsteht, funktioniert am Ende das ganze System nicht“, erklärt Anja Sigesmund von der städtischen Stabsstelle Digitalisierung die möglichen Probleme. Auch deshalb könne die Digitalisierung nicht über Nacht in die Klassenzimmern einziehen.
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