Herne. Die Herner Kreuzkirche war Ort einer besonderen Lesung: Schauspielerin Suzanne von Borsody brachte dem Publikum Frida Kahlo nahe.
Mit ihren Selbstbildnissen hat sich die mexikanische Malerin Frida Kahlo selbst ein Denkmal geschaffen, dessen Erscheinung auch weniger Kunstinteressierten ein Begriff ist. Um zu zeigen, wer aber hinter dem markanten Gesicht auf Leinwand steckt, lieh Schauspielerin Suzanne von Borsody am vergangenen Sonntag der unkonventionellen Künstlerin in der Kreuzkirche ihre Stimme und zeichnet über Briefe, Gedichte und Tagebucheinträge einen feinsinnigen Charakter nach.
Ganz in rot gehüllt, mit Blumenkranz auf die Haare gelegt, spricht sie vom Samt umhüllten Pult zum stillschweigendem Publikum, das ihrer rauen Stimme lauscht, deren Hall bis zum Kreuzrippengewölbe aufsteigt und den kompletten Raum erfüllt.
Collagen lassen Biografie wie in Zeitraffer ablaufen
Schwärmerische Liebesgedichte an ihre Jugendliebe Alejandro Gómez Arias, den sie nur Alex nennt, zeugen von einem selbstbestimmten Geist, der sich doch der Herzensangelegenheit nicht entziehen kann und immer wieder in rationale Verstrickungen gerät. Musikalisch begleitet vom Trio Azul, untermalt ein tiefer Streicher Fridas Gemütszustand während eines monatelangen Krankenhausaufenthalts, der ein Busunfall nach sich zog. Die Hüfte von einer Stahlstange durchbohrt, sieht sich die sonst so rumtreiberische 18-Jährige ans Bett gefesselt und beginnt zu malen. Ein Jahr später entsteht ihr erstes Selbstbildnis, das Selbstbildnis mit Samtkleid.
Kurze Auszüge aus ihrer Biografie sind in prägnanten Collagen zusammengestellt, die wie in Zeitraffer ablaufen, ehe Suzanne von Borsody sie selbst von ihrem Schicksal erzählen lässt, begleitet von Bildern aus den verschiedenen Schaffensphasen ihres Lebens, vom Projektor auf die Leinwand geworfen. Was ihr in der Isolation bleibt, ist die Malerei, das Schreiben und Lesen, während sich die Welt um sie herum weiter dreht und sich die einstige Liebe immer weiter zu entfernen scheint. Eine tragische Geschichte, die doch vom gnadenlosen SchaffensdrangFrida Kahlosimmer wieder an Aufwind erfährt und in mal sanft flüsterndem, mal emotional aufgeladenem Ton vorgetragen wird.
Keine Bank in der Kreuzkirche blieb unbesetzt
Die anfänglich aufgeworfene Frage, ob die Kreuzkirche auch mit genügend Zuhörern gefüllt werden könne, weicht schnell der Erleichterung, denn keine Bank bleibt unbesetzt, freut sich Elisabeth Röttsches, zweite Vorsitzende und Gründerin des Literaturhauses Herne. Schon im vergangenen Jahr sei die Kirche als Veranstaltungsort gut angenommen worden, so dass man sich dazu entschlossen habe, die Lesung hier stattfinden zu lassen. Frida Kahlo sei eine interessante Frau und trotz einiger Aspekte, die man über sie kenne, habe es einen großen Reiz, ihr so zu begegnen, erzählt Elisabeth Röttsches weiter. Ob durch ihre Gemälde oder ihre klare Sprache - so unmittelbar stand Frida Kahlo nach ihrem Tod 1954 nicht mehr im Raum.
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