Herne. Andreas I. und Jennifer I. regieren seit November in Herne. Im Interview sprechen sie über ihre Leidenschaft und ihren vollen Terminkalender.
Die Karnevalssession nimmt immer mehr Fahrt auf. Vor dem Höhepunkt am Montag sprach die WAZ mit dem diesjährigen Prinzenpaar der 1. Herner Karnevalsgesellschaft (HeKaGe), Andreas I. (Rybka) und Jennifer I. (Mahne).
Sie sind nun seit November Prinz und Prinzessin. Wie liefen die ersten Monate für Sie?
Andreas: Turbulent und schön!
Jennifer: Das ist eine tolle Zeit, die wir gerade erleben. Klar, es ist auch stressig und anstrengend. Gerade jetzt auf den letzten Metern merkt man das, da lässt der Körper langsam nach. Ich bin zwar schon jahrelang Mitglied im Verein, aber manche Sachen hat man vorher gar nicht so mitbekommen. Wir lernen ganz viele andere Prinzenpaare, Vereine und Veranstaltungen kennen, die man sonst nicht kennengelernt hätte.
Wie sieht denn Ihr Terminkalender zur Zeit aus?
Andreas: In der Woche haben wir etwa fünf bis zehn Termine. Da sind die Altenheime, da sind am Wochenende auch mal zwei, drei Termine. Dazu kommen dann häufig noch private Feiern von Freunden und Familie. Da sagt man sich: Jetzt hab ich schon einmal das Ornat an, da nehme ich die Feier auch noch mit. Und zack: Schon wieder ist eine Stunde nach hinten gerückt und die Nacht ist kürzer geworden.
Belastet Sie der Stress?
Jennifer: Nein, wir lieben das! Ich kenne das, meine Eltern sind ja schon immer dabei. Meine Schwester auch. Bei uns ist das jedes Jahr aufs Neue so, dass, wenn der Karneval losgeht, wir für alles andere keine Zeit mehr haben, sondern der Karneval im Fokus steht.
Das heißt Sie, Jennifer, sind in die ganze Sache hineingeboren. Wie war das bei Ihnen, Andreas?
Andreas: Ich bin gebürtiger Wattenscheider. Vor 25 Jahren habe ich den organisierten Karneval durch die HeKaGe kennengelernt. Seit dem bin ich der Gesellschaft treu und hatte mittlerweile mehrere Funktionen: mal als Adjutant, mal als Wagenbauer und jetzt eben als Prinz.
Ist Ihre Familie auch so begeistert vom Karneval wie Sie?
Andreas: Nein gar nicht. Aber die nehmen das hin und sagen: Du machst das schon. Und sie freuen sich
Gleiche Strecke wie letztes Jahr
Der Rosenmonatszug wird auch in diesem Jahr in Sodingen starten und auf dem Robert-Brauner-Platz enden. Um 12 Uhr geht es los.
Das Prinzenpaar wird dabei auf ihrem eigenen Wagen fahren. Insgesamt ist die Herner Karnevalsgesellschaft mit sechs Wagen dabei.
natürlich für mich.
Klären Sie mal Laien wie mich auf: Wie funktioniert das mit der Prinzenwahl?
Andreas: Hier in Herne ist es so: Man bewirbt sich, und der Vorstand entscheidet dann, ob man reinpasst oder nicht. Dann muss auch geschaut werden, ob es nicht noch andere Bewerber gibt, die vielleicht ein Jubiläum oder einen runden Geburtstag haben. Einige würden dann gerne in diesem Jahr Prinz werden. Von Altkarnevalisten ist das dann manchmal schon mehrere Jahre im Voraus geplant.
Ab und zu legen doch auch Sie bestimmt ihr Ornat mal ab. Was machen Sie beruflich?
Andreas: Ich bin selbstständig im Bereich Werbetechnik und kann dementsprechend meine Zeiten frei einteilen, aber wenn ich morgens nicht rauskomme, weil ich abends wieder länger unterwegs war, muss irgendwo die Zeit nachgeholt werden. Das ist manchmal nicht ganz so einfach.
Jennifer: Ich bin Erzieherin. Ich habe im Vorfeld mit meinen Kolleginnen gesprochen und habe gesagt, dass es ein paar Wochen lang so sein wird, dass ich mal eher frei haben muss. Aber das hat bisher sehr gut geklappt.
Kann man eigentlich auch für mehrere Jahre Prinz und Prinzessin sein?
Andreas: Das geht auch für zwei oder maximal drei Jahre. Aber danach macht es weniger Sinn. Im ersten Jahr ist noch alles interessant, aber irgendwann wird es zur Routine. Und es muss auch bedacht werden, dass das alles Zeit und Geld kostet.
Wie viel kostet es denn, Prinz zu sein?
Andreas: Das kann man gar nicht so direkt sagen. Er kommt schließlich immer darauf an, wie ich meinen Karneval feiern möchte. Wenn ich für mein Ornat nur Gold verwende, dann kostet das natürlich viel mehr. Oder man nimmt eine persönliche Schneiderin, so wie wir, dann ist es etwas günstiger. Meine Federn zum Beispiel werden schon seit Generationen weitergegeben. Auch bei den Orden kann gespart werden. Wenn man das rechtzeitig weiß, dann ist das alles machbar.
Was ist für Sie das Highlight der kommenden Tage?
Jennifer: Vor allem die Prunksitzung am Karnevalssamstag und natürlich der Rosenmontagszug. Da hoffen wir auf sehr gutes Wetter.
Andreas: Ich muss sagen, manchmal weiß ich gar nicht, was das Schönste ist. War es die Proklamation, war es die Prunksitzung oder der Frühshoppen? Jede Veranstaltung hat was für sich. Auch dass wir den Landtag besuchen durften, war etwas besonderes für uns. Mit hunderten Prinzenpaaren dort zu stehen, da hatte ich schon Gänsehaut.
Nach Montag ist die Hochsaison erstmal vorbei. Wie geht es dann für Sie weiter?
Jennifer: Dann kommt nur noch unserer Abschluss vom Verein und unser Fischessen. Und dann wird es erstmal ruhiger und wir haben frei.
Andreas: Obwohl dann auch schnell wieder die ganzen Sommerfeste oder Vereinsfeiern anstehen. Eigentlich ist man permanent im Einsatz. Irgendwann fängt der Vorstand dann auch an, die nächste Session zu planen.
Gibt es zwischen Ihnen beiden eigentlich auch mal Reibereien, wenn Sie so viele Stunden zusammen verbringen?
Jennifer: Wir kannten uns ja vorher schon. Andreas war letztes Jahr Adjutant und meine Schwester Prinzessin, da haben wir schon mehr Zeit zusammen verbracht. Aber natürlich passt nicht immer alles, wenn man dann so viel Zeit miteinander verbringt. Es ist schließlich nicht der eigene Partner, den man ja besser kennt. Aber dann sprechen wir kurz darüber und dann ist auch alles wieder gut. Wir sind ja da, um Spaß zu haben. Und das wollen wir beide.