Herne. Handynutzer, die in Herne den Notruf „112“ wählen, übermitteln bald automatisch ihren Standort an die Leitstelle. Dafür sorgt eine neue Technik.

Die CDU in Herne schlägt die Einführung der Smartphone-Anwendung „Emergency Eye“ in Herne vor. Mit dieser Technik können Rettungskräfte bei einem Notfall auf das Handy eines Zeugen zugreifen, den Ort lokalisieren und sich über die Kamera einen ersten Eindruck über die Lage verschaffen. Die Stadt lehnt ab – sie will eine andere Technik einführen.

Die neue Software, mit der vor allem die Feuerwehr schnell auf Smartphones zugreifen kann, sei seit September 2018 erfolgreich in Neuss getestet worden, sagt CDU-Chef Timon Radicke zur WAZ. Die Stadt wolle und müsse sich digitaler aufstellen, da sei „Emergency Eye“ ein wichtiger Baustein. Damit könnten Rettungskräfte einen Notfall orten, mit der Kamera begutachten und sogar professionelle Hilfe durch Anweisungen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes leisten – etwa auch bei der Durchführung einer Reanimation. „Mit dieser Technik kann Herne nur gewinnen“, meint Radicke.

Stadt will auf das System „AML“ setzen

Feuerwehr-Dezernent Frank Burbulla, hier bei einem Besuch der WAZ-Lokalredaktion.
Feuerwehr-Dezernent Frank Burbulla, hier bei einem Besuch der WAZ-Lokalredaktion. © Haenisch / Funke Foto Services | Joachim Haenisch

Die CDU-Fraktion brachte das Thema nun in die Politik ein. Laut Medienberichten wollten mehrere Kreise und Städte in NRW Emergency Eye einführen, berichtete CDU-Fraktionsvorsitzende Bettina Szelag. Nach Angaben des zuständigen Softwareentwicklers Corevas werde mit allen Leitstellen im Land über die Einführung des Systems verhandelt. In Neuss, wo „Emergency Eye“ getestet worden sei, solle inzwischen bis zu zweimal täglich von dem neuen System Gebrauch gemacht werden.

Die Stadt, sagte Feuerwehr-Dezernent Frank Burbulla am Dienstag im Hauptausschuss, kenne die Technik und habe bereits Kontakte zum Anbieter gehabt. Allein: Anschaffen wolle die Stadt „Emergency Eye“ nicht. Die Feuerwehren Herne und Bochum – sie bauen gerade identische Leitstellen auf – hätten sich für eine „andere Alternative“ entschieden. Und zwar: für „AML“, eine Software allein zur Positionsbestimmung.

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Dass an die Leitstellen auch Videos übermittelt werden, sei „nicht ganz unkritisch“, begründete der Dezernent. Zum „Schutz des Einsatzgeschehens“ will er darauf verzichten: Es sei mit dieser Technik „nicht einfach festzustellen, wer da welche Bilder macht“. Im Übrigen seien die Bilder auch nicht so wichtig: „Man braucht sie nicht.“ Wichtig sei bei einem Notfall vor allem eine Ortung – und die liefere „AML“. Nicht zuletzt koste „Emergency Eye“ 8000 Euro im Jahr, „AML“ sei gratis. Bei dieser Technik, so Burbulla, werden beim Wählen der „112“ die GPS-Daten automatisch an die Leitstelle übermittelt.