Herne. In Sodingen erhalten Sparkassen-Kunden bald kein Geld mehr am Schalter. Der Übergang auf die „SB-Kasse“ soll den Nutzern aber erleichtert werden.
In der Geschäftsstelle der Herner Sparkasse in Sodingen können Kunden künftig nur noch am Automaten Geld ein- und auszahlen. An diesen Plänen will das Unternehmen festhalten. Um die Kunden auf die neue „SB-Kasse“ vorzubereiten, führt die Sparkasse aber zunächst einen Parallelbetrieb ein.
Die Ankündigung der Herner Sparkasse, die Geschäftsstelle auf der Mont-Cenis-Straße in eine „SB-Kasse“ umzurüsten, hatte Ende 2019 zu Protesten geführt. SB-Kasse heißt: Kunden erledigen alle Ein- und Auszahlungen vom Girokonto oder Sparkassenbuch nur noch mit ihrer Sparkassen-Card am Geldautomaten. Mitarbeiter gibt es während der üblichen Öffnungszeiten zwar auch weiterhin, sie geben aber kein Geld mehr heraus oder nehmen es an, sondern sind „nur“ noch für Beratungen oder Geschäftsabschlüsse da.
Kritik von Bezirksbürgermeister Mathias Grunert
Begründet hatte das öffentlich-rechtliche Kreditinstitut diesen Schritt mit Sicherheitsaspekten: „Aufgrund von Überfall- und Einbruchsprävention war die Herner Sparkasse gehalten, das Kassensystem zu prüfen und die Sicherheitsvorkehrungen anzupassen“, hieß es in einem Brief an die Kunden. Daraufhin hagelte es Kritik von Kunden, und auch Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert war nicht einverstanden. „Gerade für ältere Kunden, die mit Automaten nicht so gut umgehen können, wird hier ja eher Sicherheit abgebaut“, sagte er vor Weihnachten zur WAZ.
Nach den Protesten habe sich die Sparkasse dazu entschieden, den Kunden zur Einführung der SB-Kasse einen Parallelbetrieb anzubieten, sagt Sparkassen-Sprecher Jörg Velling auf Anfrage der WAZ. Konkret: Das neue System SB-Kasse geht am Dienstag, 11. Februar, an den Start, bis 10. März könnten Kunden aber auch weiterhin Geld am Schalter erhalten oder einzahlen. Ab 11. März laufen Ein- und Auszahlungen dann nur noch über die Automaten, heißt es. Ursprünglich sollte die SB-Kasse bereits ab 21. Januar starten. Wegen des hohen technischen Aufwands, einen Parallelbetrieb durchzuführen, habe man die Einführung aber auf 11. Februar verschoben, so Velling.
Sparkasse: Wir lassen Kunden nicht im Regen stehen
Weitere Geschäftsstellen sollen umgewandelt werden
Die Herner Sparkasse ist in Herne und Wanne-Eickel mit zwölf Geschäftsstellen vertreten, außerdem hat sie vier Automatenstandorte ohne Personal.
Die „SB-Kasse“ ist im Juni 2019 im Rahmen eines Pilotprojekts in Eickel eingeführt worden – laut Sparkassensprecher Jörg Velling „völlig geräuschlos“, sprich: ohne Proteste.
Sodingen wird der zweite SB-Kassen-Standort. Dabei soll es nicht bleiben: Die Herner Sparkasse plane, nach und nach weitere Filialen mit dieser Technologie auszurüsten, so das Institut. „Derzeit wird geprüft, in welchen Geschäftsstellen und in welchem Zeitraum eine solche Umsetzung erfolgen kann“, so die Sparkasse.
SB-Kassen seien keine Besonderheit in Herne, heißt es. In anderen Städten seien sie sogar schon früher eingeführt worden.
Der Sparkassen-Sprecher wirbt für die neue SB-Kasse und kann Kritik an dem System nicht nachvollziehen. „Wir bekennen uns zu dem Standort“, sagt er zur WAZ. Und: „Wir lassen Kunden nicht im Regen stehen.“ Auch weiterhin arbeiteten an der Mont-Cenis-Straße „Menschen aus Fleisch und Blut“, die den Kunden nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite stünden. „Sie können auch weiterhin das machen, was sie vorher gemacht haben“, betont er.
Kunden, die die neue Technik nicht verstehen, werde gern geholfen. Auch sei es möglich, ohne Geheimzahl Geld ein- oder auszuzahlen: Die Mitarbeiter könnten die Sparkassen-Card der Kunden so programmieren, dass diese ihren gewünschten Betrag anschließend am Automaten abholen könnten. Wer keine Karte dabei habe, erhalte eine „White Card“ und hole damit seinen gewünschten Betrag inklusive der gewünschten Stückelung ab.
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Um Nutzern die Automaten zu erklären, habe die Sparkasse auch Kontakt zu den drei umliegenden Senioreneinrichtungen aufgenommen, sagt Velling. Bewohner seien von der Sparkasse eingeladen worden, um ihnen das neue Kassensystem persönlich vorzustellen.
Bezirksbürgermeister lässt sich „SB-Kasse“ erklären
Bezirksbürgermeister Grunert hat sich vergangene Woche die „SB-Kasse“ in Eickel erklären lassen. Dabei, sagt er zur WAZ, seien „einige Bedenken ausgeräumt worden“. Geld abheben mit der „White Card“ sei „denkbar einfach“, auch für jene, die mit Automaten Schwierigkeiten hätten. Bedenken hat er aber angesichts der Lage der Automaten. Diese seien im Gegensatz zu Eickel zu nahe an den Fensterscheiben. Grunert will zum Start der „SB-Kasse“ in Sodingen mit Bürgern reden, kündigt er an.
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