Herne. An Sperrmüll sparen die Herner nicht: Die Müllmengen bleiben auf hohem Niveau. Diese Kuriositäten finden Mitarbeiter von Entsorgung in dem Müll.

Die Sperrmüllmengen in Herne bleiben konstant hoch. Im vergangenen Jahr nahm Entsorgung Herne 9496 Tonnen an – das sind etwa 60 Kilogramm pro Einwohner. Vor 15 Jahren waren es noch 8193 Tonnen. Was im Sperrmüll landet, ist oft kaum zu glauben.

Immerhin: Im Gegensatz zu manchen anderen Städten, darunter Bottrop oder Bochum, lasse sich beim Sperrmüll in Herne „keine drastische Zunahme erkennen“, sagt Barbara Nickel, Sprecherin von Entsorgung Herne. Die Gesamtmengen schwankten in den vergangenen 15 Jahren zwischen 8106 und 9611 Tonnen, berichtet sie.

Allerdings: Die Müllmengen würden durch Unwetter mit Starkregen, die für die Überflutung von Kellern sorgten, stark beeinflusst. Deutlich abzulesen sei das an den Unwetter-Jahren 2008, 2009 und 2014: Da seien die Mengen, die von Entsorgung Herne vor den Häusern eingesammelt oder von Bürgern im Recyclinghof an der Südstraße abgegeben worden seien, deutlich angestiegen (siehe Grafik). Heißt dann auch: Rechnet man die Unwetter heraus, dann häufte sich 2018 so viel Sperrmüll an wie noch nie in den vergangenen 15 Jahren. Für 2019 lagen noch keine Zahlen vor.

Obdachloser lag eingerollt im Teppich

Sie wirbt für eine Weitergabe von gutem Gebrauchten: Barbara Nickel, Sprecherin von Entsorgung Herne.
Sie wirbt für eine Weitergabe von gutem Gebrauchten: Barbara Nickel, Sprecherin von Entsorgung Herne. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Bei ihren Touren durch die Stadt, sagt Nickel, erlebten ihre Kollegen von der Sperrmüllabfuhr einiges. „Unauslöschlich in die Annalen“ von Entsorgung Herne sei dieser Vorfall eingegangen: In einem zur Abfuhr bereitgestellten Sperrmüllhaufen sei in einem Teppich ein Mensch entdeckt worden. „Eingerollt in den Wohnzimmerteppich hatte ein Obdachloser auf der Suche nach etwas Wärme die Nacht verbracht“, berichtet Nickel. Mit Glück seien Teppich und Mensch nicht im Müllwagen gelandet. „Das hätte böse enden können.“

Auch der „Ekelfaktor“ komme bei den Touren immer wieder zum Tragen: „Mehr als einmal fanden die Kollegen einen gut gefüllten Kühlschrank vor“, berichtet Nickel. Im Sommer stinke das dann bestialisch. Auch schon am Straßenrand gefunden: ein Medizinschränkchen, gefüllt mit Tabletten, Pülverchen und Salben. „Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn Kinder spielend den Sperrmüllhaufen erkundet hätten“, kommentiert sie. Die kurioseste Entdeckung aber sei „eine lebensgroße Lady aus Gummi“ gewesen – bei der Entsorgung eines Schlafzimmers hätten Bürger das Sexspielzeug gleich mit zum Sperrmüll gegeben.

Appell: Gut Erhaltenes nicht wegschmeißen, sondern weitergeben

Wie können die Sperrmüllmengen reduziert werden? Gut erhaltene Möbel und Hausrat, ja auch Fahrräder oder Tretroller, müssten nicht gleich weggeschmissen werden. Sie könnten durch eine Weitergabe innerhalb des Familien- und Bekanntenkreises oder an karitative Einrichtungen „durchaus eine Chance auf ein zweites Leben“ haben, sagt Nickel. Auch der kostenlose Tausch-und Verschenkmarkt auf der Homepage von Entsorgung Herne biete sich an, gutes Gebrauchtes zu verschenken oder zu tauschen.

Auf dem Wertstoffhof von Entsorgung Herne an der Südstraße würden – neben funktionsfähigen Elektrogeräten – auch Fahrräder, Kinderräder oder sogar Rollatoren angenommen. Diese Gegenstände gebe man an karitative Organisationen weiter. „Eine Weitergabe von gebrauchten Gegenständen ist immer eine umweltfreundliche Entscheidung – durch die Verlängerung der Nutzungsdauer werden Ressourcen geschont“, so die Sprecherin von Entsorgung Herne.