Herne. Vor zwei Jahren hieß es „Tach auch“. Jetzt zeigen 16 weitere Dortmunder Foto-Studenten im Heimatmuseum, was sie in Herne gesehen haben.
Was ist für Jugendliche das Beste an Herne? Die U-Bahn nach Bochum. Ein alter Spruch, immer wieder gern zitiert. Was junge Leute in dieser Stadt sonst noch so umtreibt, haben sich Foto-Studierende aus Dortmund gefragt. Im Frühjahr 2019 haben sie sich auf Spurensuche begeben. Was dabei heraus gekommen ist, zeigt die Ausstellung „Aus Sicht“ ab 7. Februar im Heimatmuseum Unser Fritz.
Mehr Infos zur Ausstellung
„Aus Sicht“ wird am Freitag, 7. Februar, um 19 Uhr im Heimatmuseum an der Unser-Fritz-Straße 108 eröffnet.
Die Ausstellung mit den Arbeiten von 16 Studierenden der FH Dortmund wird anschließend dort bis zum 13. April gezeigt.
Ein Katalog ist in Vorbereitung.
Dort ist momentan viel Leben in den zwei Ausstellungsräumen im Erdgeschoss und im 1. Stock. 16 Studentinnen und Studentinnen sind dabei, ihre Wand oder Ecke so zu gestalten, dass ihre Fotoserie gut zur Geltung kommt. Dass dabei mehr verlangt ist, als Fotos in Rahmen zu präsentieren, liegt nahe. Texte müssen geschrieben und angebracht werden, ein Fotobuch oder ein Film ergänzt bei vielen die „Flachware“.
Frage nach den Wünschen
Simon Gerlinger hat bei seiner Suche nach Jugendlichen im Gysenbergpark die Antwort mit der U-Bahn tatsächlich gehört. Und so hat er zwischen seine drei Fotos eine dicke rote Linie gemalt, mit dem Verlauf der „U 35“. Jan Schölzel hat eine Matratze mitgebracht. Er hat Jugendliche aus dem europefiction-Projekt aus dem Umfeld des Theater Kohlenpott nach ihren Wünschen gefragt und sie fotografisch umgesetzt. „Mal von einer Brücke in den Kanal springen“, nannte ihm einer, und ein anderer wollte sich auf einer Matratze langweilen. Was weitere Befragte ihm geantwortet haben, hat Jan auf Set-Cards festgehalten.
Vera Loitzsch aus Köln hat sich auf die Suche nach dem Herner Karneval gemacht und in der Nebensaison bis zur Proklamation die Akteure der 1. HeKaGe begleitet. „Das mitzuerleben war ganz spannend“, sagt sie. Als Cheerleaderinnen sind die in strengem Weiß und Schwarz gekleideten Mädchen nicht zu erkennen, die Linda Nasdalack auf eine Wiese hinter der Akademie Mont-Cenis gestellt hat. Kein Glitzer, kein Lächeln, keine Formation: Bewusst hat die Fotostudentin den gewohnten Kontext aufgelöst.
Viel Engagement außerhalb des Seminars
Ob junge Naturschützerinnen, Jugendliche am Kanal oder junge Männer, die sich „Holsta 625“ nennen, nach den letzten drei Ziffern der Postleitzahl von Holsterhausen – es gibt viel zu entdecken bei dieser zweiten Ausstellung der Fachhochschule Dortmund mit dem Emschertalmuseum. Kai Jünemann, der Dortmunder Foto-Professor, und der Stadt-Fotograf Thomas Schmidt aus dem Pressebüro haben die Foto-Studierenden betreut. Als Ortskundiger konnte Schmidt auch mit Kontakten dienen. Darüber hinaus recherchierten die Dortmunder in sozialen Netzwerken und ihrem privaten Umfeld.
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„Für uns ist es immer schön, wenn das Museale aufgebrochen wird durch eine Gruppe junger Menschen“, freut sich Katrin Lieske vom Emschertalmuseum. Nach der ersten Ausstellung vor zwei Jahren, „Tach auch“, hätten immer wieder Jüngere nach einer Wiederholung gefragt, berichtet Kai Jünemann, der das Engagement auch der jetzigen Gruppe herausstreicht. „Sie nehmen sich die Zeit und Energie“, sagte er anerkennend, „unabhängig vom Seminar“. Anders als die Studenten der ersten Runde hätten sich diese aber mehr für die inszenierte Fotografie und nicht so sehr für die Reportage entschieden. Ein weiterer Eindruck: „Sie arbeiten immer mehr multimedial.“ Thomas Schmidt kündigte an, dass auch dieses Mal wieder drei Preise verliehen werden sollen.