Herne. Ein erfolgreicher Fantasy-Autor schreibt über die Pest: Für das Archäologiemuseum ein guter Grund, gerade jetzt Bernhard Hennen einzuladen.

„Vergessen Sie das verregnete, graue Herne und stellen Sie sich vor, dass sie sich in einer spätmittelalterlichen Stadt in Italien befinden“, fordert Bernhard Hennen sein Publikum auf, bevor er eine Episode aus „Die Chroniken von Azuhl – Der Verfluchte“ vorliest. Der Roman wurde 2019 auf der Leipziger Buchmesse mit dem „Seraph“, dem Literaturpreis für deutschsprachige Phantastik-Literatur, als „Bester Roman“ ausgezeichnet. Hennen ist mit über 5,5 Millionen verkauften Büchern einer der erfolgreichsten deutschen Fantasy-Autoren. Bei seinem Besuch im Herner LWL-Museum für Archäologie gibt es nicht nur Einblicke in sein neuestes Werk, sondern auch in seine Arbeit.

„Ich bin seit 25 Jahren als Schriftsteller tätig, aber dass man zu einer Lesung ins Museum eingeladen wird, ist schon etwas Besonderes“, freut sich Bernhard Hennen. Der Kontakt zum LWL-Museum sei durch die letzte Sonderausstellung „Irrtümer & Fälschungen der Archäologie“ zustande gekommen. Michael Lagers, Museumspädagoge, hatte die Ausstellung dem Phantastik-Autoren-Netzwerk, kurz PAN, vorgestellt. „Als Bernhard Hennen erfuhr, dass sich unsere nächste Ausstellung mit der Pest befasste, bot er sofort an, eine Lesung zu machen.“

So sieht das neue Buch von Bernhard Hennen aus.
So sieht das neue Buch von Bernhard Hennen aus. © Verlag | Verlag

Zentrales Thema ist die Pest

Thematisch könnte diese nicht besser passen – immerhin ist das zentrale Thema des Romans die Pest. Obwohl sie sich nicht abgesprochen haben, weist der Prolog der Ausstellung Ähnlichkeit mit dem Plot des Romans auf. „Der Verfluchte“ beginnt damit, wie die Pest über ein Schiff in eine Stadt gelangt. Ein skrupelloser Händler hat in einer pestverseuchten Stadt günstig Seide gekauft, die er nun unauffällig umzuschlagen gedenkt.

Die zwei Episoden um den Erzpriester Lucio, die Hennen wohl intoniert vorliest, nehmen die Zuschauer mit in seine Welt, die so anschaulich beschrieben ist, dass es tatsächlich leichtfällt, Herne für eine Weile zu vergessen. „Möchten Sie nun plaudern oder noch etwas hören“, fragt Bernhard Hennen sein Publikum. Die gut 40 Gäste entscheiden sich für eine weitere Episode und lernen den skrupellosen Händler kennen.

Zur Person: Bernhard Hennen

Bernhard Hennen wurde 1966 in Krefeld geboren. Nach dem Studium arbeitete er als Journalist.

Er verfasste mehrere Abenteuer für das erfolgreiche Rollenspiel „Das schwarze Auge“.

Sein Elfen-Zyklus stürmte ab 2004 die Bestsellerlisten.

Sein Werk umfasst aktuell knapp 30 historische und phantastische Romane. „Die Chroniken von Azuhr“ sind die jüngste Trilogie.

Geschichtliche Bezüge

Hennen studierte Germanistik, Vorderasiatische Archäologie und Geschichte. Dieses Wissen schlägt sich in seinen Szenen-Beschreibungen nieder und dient ihm immer wieder als Vorlage für Episoden oder Charaktere. „Viele denken, Fantasy könne keine geschichtlichen oder aktuellen Bezüge verarbeiten“, erklärt Hennen bei der anschließenden Fragerunde. Der Effekt beim Lesen von Fantasy sei vergleichbar mit Fabeln. „Wer liest, begibt sich in eine andere Welt und erwartet keine Bezüge zur Realität.“

Wie dick dieser „rosa Schleier“ sein kann, ist ihm bei einer Lesung aus seiner Elfen-Reihe aufgefallen. Im Roman gibt es eine Szene, die sich auf die Flucht über die zugefrorene Ostsee in den 1940ern bezieht. „Am Ende sagte eine Dame um die 70, dass sie das als Kind selber erlebt hat. Beim Lesen aber war sie unfähig, diesen Teil ihrer Lebensgeschichte zu erkennen.“

Autor und Publikum gut gelaunt

Gut gelaunt erklärt der Autor, woher er seine Antagonisten nimmt, dass es ihm schwerer fällt, humoristische Werke zu verfassen und er verrät, dass er sich Namen nicht so gut merken kann und „ich deshalb, wenn ich sorgfältig arbeite, eine Figurenliste erstelle“. Das Publikum hört amüsiert zu und diejenigen, die nicht noch etwas signieren lassen möchten, verlassen das Museum mit guter Laune und der Lust, die Geschichte weiterzulesen.