Herne. Das Archäologiemuseum in Herne zeigt ab dem 20. September eine „Pest“-Ausstellung. Eines der imposantesten Exponate ist schon jetzt angekommen.
Ein imposantes Ausstellungsstück steht schon jetzt im Foyer des Archäologiemuseums in Herne, obwohl die dazugehörige „Pest!“-Ausstellung erst am 20. September anläuft: ein Anker aus Eisen, eine Tonne schwer, 3,60 Meter lang, 2,20 Meter breit – das größte Stück der geplanten Sonderausstellung. Der Anker gehörte einst zum Handelsschiff „Grand Saint Antoine“, das 1720 die Pest nach Marseille brachte – der letzte Ausbruch der Seuche in Westeuropa.
Zehn Monate lang war das Schiff im östlichen Mittelmeer unterwegs gewesen, um schließlich mit 500 Säcken Pottasche, tonnenweise Baumwolle und anderen Stoffen aus dem Nahen und Mittleren Osten nach Frankreich zurückzukehren. Schon während der Rückfahrt erkrankten einige Matrosen. Zunächst glaubte man noch an Fieber. Doch dann starben einige der Erkrankten.
Pestflöhe in den Stoffen verborgen
Die Stadt Marseille, die zuvor schon fünf Mal von Pest-Epidemien heimgesucht worden war, hatte ein Drei-Phasen-Reglement für ankommende Schiffe mit Pestverdacht entwickelt. Schiff und Besatzung kamen für 30 Tage in Quarantäne; dabei wurde klar, dass man doch die Pest an Bord hatte. Die Tragik lag darin, dass die Pestflöhe sich an Bord in den Stoffen verborgen hatten – denn die waren bereits als unbedenklich an Land getragen worden. Wieder raste die Pest in Marseille, das Schiff wurde vor der Stadt versenkt, aber auch diese Maßnahme kam zu spät.
1980 wurde das Wrack der „Grand Saint Antoine“ gefunden, der Anker wurde 1982 geborgen. Seit einigen Jahren ist er restauriert im Geschichtsmuseum von Marseille ausgestellt. Dessen Leihgabe muss für eine Sonderausstellung 2020 wieder zurück; aber bis dahin wird der Anker zusammen mit etwa 300 weiteren archäologischen und kulturgeschichtlichen Exponaten die Geschichte der Krankheit erzählen, der im 14. Jahrhundert ein Drittel bis die Hälfte der europäischen Bevölkerung zum Opfer fiel.