Herne. Herne hat 2019 etwa 74.000 Temposünder geblitzt. So niedrig war die Zahl seit vier Jahren nicht mehr. Verkehrswacht kritisiert Blitzer-Standorte.

Die Stadt Herne hat im vergangen Jahr 74.087 Raser geblitzt. Das teilt die Stadt auf Anfrage der WAZ mit. So niedrig war die Zahl seit vier Jahren nicht mehr. 2018 waren es noch über 90.000 Verstöße, 2017 sogar über 100.000.

Die Stadt begründet den Rückgang damit, dass die beiden stationären Überwachungsanlagen an der Wakefieldstraße und Sodinger Straße im vergangen Jahr teilweise über einen längeren Zeitraum defekt gewesen seien. „Ein Vergleich mit den Vorjahren ist also schwierig“, sagt Stadtsprecher Michael Paternoga.

Durch die Verkehrsüberwachung floss deshalb deutlich weniger Geld in die Stadtkasse. Waren es im Vorjahr noch 1,74 Millionen Euro, so liegen die Einnahmen 2019 bei etwa 1,68 Millionen Euro. 2017 knackte die Zahl sogar die 2-Millionen-Grenze.

Drei Radarwagen werden im Herner Stadtgebiet eingesetzt

Neben den beiden stationären Blitzern und dem Rotlichtblitzer an der Holsterhauser Straße, der blitzt, wenn Autofahrer über rot fahren, setzt die Stadt zudem Radarwagen ein. Diese registrierten 2019 knapp 45.000 Verstöße. Eingenommen wurden dabei etwa 932.000 Euro und damit etwas mehr als in den Jahren zuvor. Laut Paternoga kontrollierten diese Wagen – insgesamt werden drei im Stadtgebiet eingesetzt – vorrangig Gefahrenstellen. Diese würden aufgrund von „überprüfter und berechtigter Beschwerden der Herner Bürger über Geschwindigkeitsüberschreitungen“ ermittelt, erklärt der Sprecher.

Rückgang der Zahlen an stationären Blitzern

Die beiden stationären Überwachungsanlagen in Herne, die laut Stadt für einen längeren Zeitraum defekt waren, befinden sich an der Wakefieldstraße und an der Sodinger Straße. Schaut man sich die Zahlen dieser Blitzer an, fällt hier ein starker Rückgang auf.

Insgesamt wurden im letzten Jahr 28.646 Verkehrsteilnehmer an den beiden Stellen geblitzt. In den Vorjahren waren es 49.305 (2018) und 57.072 (2017). Die Einnahmen durch Bußgelder und Verwarnungen beliefen sich dort auf 625.933 Euro. Zuvor waren es 927.920 (2018) und 999.904 (2017).

Anders sieht das hingegen Heinrich Hendricks, Vorsitzender der Verkehrswacht Wanne-Eickel. Für ihn ist klar: „Das ist eher umgekehrt.“ Nach seinem Eindruck würden die Radarwagen vor allem an Stellen eingesetzt, die sich für die städtische Kasse rentieren. Als Beispiel nennt er die Dorstener Straße. Dort werde unter der Brücke in Richtung Gelsenkirchen sehr häufig geblitzt. Eine Gefahrenstelle kann er da aber nicht erkennen. „An der Stelle ist kein Kindergarten oder ähnliches in der Nähe.“ Selbst Fußgänger seien dort kaum unterwegs, so Hendricks.

Deutlich mehr Strafzettel als im letzten Jahr

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Wenn wirklich nur an Orten mit Gefahrenpotenzial geblitzt würde, dann könne die Stadt die Zahlen dazu auch offen legen. „Das tut sie aber nicht – deswegen glaube ich das Argument mit den Gefahrenstellen nicht“, sagt der Vorsitzende.

Auch für die niedrigen Blitzerzahlen in diesem Jahr nennt Hendricks andere Gründe: „Die Blitzer sind mittlerweile bekannt geworden.“ Durch Apps, in denen Blitzer registriert werden können, würden viele Autofahrer im Vorfeld gewarnt. Das sorge vor allem dafür, dass gerade auswärtige Autofahrer nicht mehr so häufig in die Blitzerfalle tappen, so Hendricks.

Eine weitere Einnahmequelle bilden im Rathaus die Knöllchen. 2019 wurden im sogenannten ruhenden Verkehr 81.807 Strafzettel ausgestellt. In die städtische Kasse flossen so in diesem Jahr zusätzlich 1,46 Millionen Euro. Hier ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen: 2018 lag die Zahl der Knöllchen bei 73.000 und 2017 nur bei knapp 67.000. Die Zahlen beziehen sich laut Michael Paternoga nur auf Parkverstöße.

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