Herne. . Die Stadt Herne hat 2017 deutlich mehr Temposünder geblitzt. Das ruft die Verkehrswacht auf den Plan: Sie kritisiert Blitzer-Standorte.

Die Stadt Herne nimmt immer mehr Geld durch die Verkehrsüberwachung ein. So wurden im vergangenen Jahr 105 212 Autofahrer im Stadtgebiet geblitzt, im Jahr davor waren es 79 364. Das entspricht einem Anstieg um 32,6 Prozent.

Dass die Zahl der Temposünder über die Jahre kontinuierlich steigt, dürfte daran liegen, dass die Verwaltung kräftig „aufgerüstet“ hat. Bis 2012 hatte sie nur einen Radarwagen, mittlerweile sind es drei. Hinzu kamen 2016 die beiden Starenkästen an der Wakefield- und der Sodinger Straße, zuletzt auch eine so genannte Rotlichtüberwachungsanlage an der Kreuzung Holsterhauser Straße/Westring.

2,18 Millionen Euro fließen in die Stadtkasse

Vor allem die stationären Anlagen zahlen sich für die Stadt aus. Wie Stadtsprecher Christoph Hüsken auf Anfrage der WAZ mitteilt, nahm das Rathaus im vergangenen Jahr durch die Verkehrsüberwachung 2,18 Millionen Euro ein – knapp 600 000 Euro mehr als 2016. Die beiden Starenkästen spielten mit 1,14 Millionen Euro den Löwenanteil ein. Die Rotlichtkamera an der Holsterhauser Straße/Westring blitzt täglich etwa vier Mal. Einnahmen jährlich: knapp 150 000 Euro.

Die Überwachung mit Hilfe der Radarwagen erfolge im gesamten Stadtgebiet, vorrangig aber an Unfallhäufungsstellen sowie an Gefahrenpunkten wie Kindergärten, Schulen oder Altenheimen sowie nach Bürgerbeschwerden. „Die Überwachung erfolgt, da überhöhte Geschwindigkeit nach wie vor Hauptunfallursache ist“, sagt Stadtsprecher Hüsken. Und fügt an: „Eine intensive Kontrolle ist daher im Interesse der Verkehrssicherheit unumgänglich.“

Heinrich Hendricks, Vorsitzender der Verkehrswacht Wanne-Eickel.
Heinrich Hendricks, Vorsitzender der Verkehrswacht Wanne-Eickel. © OH

Verkehrswacht kritisiert Stadt

Das lässt Heinrich Hendricks, Vorsitzender der Verkehrswacht Wanne-Eickel, so nicht gelten. Viel zu häufig, kritisiert er, blitze die Stadtverwaltung eben nicht an Unfallschwerpunkten, sondern an Stellen, an denen sie viel Geld einnehmen könne. Als Beispiel nennt er Radarüberwachungen auf der Dorstener Straße oder den Starenkasten auf der Wakefieldstraße. Er würde sich wünschen, dass die Stadt weniger an Durchgangsstraßen, dafür aber auch wirklich häufiger an Gefahrenstellen blitzt; das aber sei finanziell offenbar nicht ausreichend.

Verkehrswacht will Vorschläge an Stadt richten

Die Verkehrswacht Wanne-Eickel, zuständig für die Gesamtstadt, will nun prüfen, ob und wie sie der Stadt Vorschläge unterbreiten kann, wie Gefahrenstellen in der Stadt entschärft werden können. Ein Beispiel sei besagte Kreuzung Holsterhauser Straße/Westring. Diese sei in der Tat ein Unfallschwerpunkt. Allein: Die Rotlichtanlage sei nicht nötig, um sie zu entschärfen, sagt Hendricks. Das wäre auch durch eine Überarbeitung der Ampelphasen und zusätzliche Linksabbieger-Ampeln möglich.