Herne. Drei junge Männer haben beim An- und Verkauf von Gebrauchtautos im großen Stil betrogen. Das Landgericht Bochum verhängte jetzt Haftstrafen.
Erst mit fiesen Tricks den Ankaufspreis drücken, dann durch dreiste Tachomanipulationen den Verkaufspreis hochjubeln: Nach einer Serie von Betrügereien zulasten von Gebrauchtwagenkunden ist ein 21-jähriger Mann aus Crange am Montag am Bochumer Landgericht zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden.
https://www.waz.de/staedte/herne-wanne-eickel/tachomanipulation-es-droht-ein-marathon-verfahren-id227745329.htmlGegen zwei Mittäter (22 und 28) verhängten die Richter der 2. Strafkammer eineinhalb Jahre Jugendhaft auf Bewährung beziehungsweise drei Jahre Haft. Alle drei Männer hatten zum Schluss doch noch weitreichende Geständnisse abgelegt. Außerdem hatten Verwandte des Trios im laufenden Prozess zur Wiedergutmachung des Schadens insgesamt 125.000 Euro in bar eingezahlt.
Zeitgleich mit den Urteilen kamen die drei verurteilten Betrüger nach jeweils rund sechs Monaten U-Haft vorläufig wieder auf freien Fuß. Der 21-jährige Cranger, laut Urteil „Hauptwortführer“ der Gruppe, muss sich bis zum Strafantritt künftig einmal wöchentlich bei einer Polizeidienststelle melden.
Mehr als 40 An- und Verkäufe waren angeklagt
Im Prozess ging es um mehr als 40 An- und Verkäufe von Pkw der Marken Audi, BMW, VW und Mercedes. Die Tatorte lagen überwiegend in Herne, aber auch Gebrauchtwagenkunden aus Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck waren betroffen. Zwischen Mai 2016 und Mai 2019 hatten die drei Angeklagten zusammen mit zahlreichen (gesondert verfolgten) Familienmitgliedern in Serie erst Gebraucht-Pkw betrügerisch angekauft, um sie wenige später erneut betrügerisch weiterzuverkaufen.
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Um den Preis für die Pkw schon beim Ankauf drücken zu können, soll die Gruppe um den 21-jährigen Cranger regelmäßig Hektik erzeugt und in einem unbeobachteten Moment Öl ins Kühlwasser gekippt haben, um einen beginnenden Motorschaden zu simulieren. Arglose Verkäufer wurden dadurch laut Urteil in Stresssituationen versetzt, weil letztlich völlig zu Unrecht in eine Entschuldigungsrolle hineingedrängt.
„Überdurchschnittliche kriminelle Energie“
Beim Weiterverkauf der Pkw wurden dann in Serie die Kilometerstände um bis zu 400 000 Kilometer nach unten „gedreht“, um die Pkw danach an Wucher grenzend teurer verkaufen zu können. Außerdem erhielten alle Käufer totalgefälschte Servicehefte.
Richter Markus van den Hövel sprach bei den Urteilen von „extrem perfiden und raffinierten Taten“ mit weit überdurchschnittlicher krimineller Energie: „So etwas ist systematische organisierte Kriminalität.“