Herne. Ein Wochenende lang haben junge Kulturschaffende aus dem Umfeld des „Herbert“-Wettbewerbs im Alten Wartesaal präsentiert, was sie bewegt.
Einmal in Jahr wird der Jugend- und Kulturpreis Herbert in den Flottmann-Hallen verliehen, ein Event, das inzwischen rot im Kalender aller junger Kulturfreunde der Stadt umkringelt ist. Doch das Jahr hat so viel mehr freie Tage, und mit dem „Hin & Herbert“ gibt es seit 2016 ein Forum, das die Künstler weiter vernetzen und im Austausch halten soll. Im alten Wartesaal im Bahnhof Herne fand daher unter dem Titel ArtRemix ein Wochenende mit jungen Künstlern statt, die selbst schon teilgenommen oder sogar einen der begehrten Preise abstaubt haben.
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Nahaufnahmen von Krabbelviechern
Etwa Laura Dieckmann mit ihren handgezeichneten Nahaufnahmen von Insekten. Sie laden dazu ein, sich die Krabbelviecher mal von ganz nah anzusehen. Gegenüber erzählt Antonia Gappa mit ihrem Gemälde „Weltschmerzen“ und in ihrem gleichnamigen Gedicht von Isolation innerhalb einer Gesellschaft, in der Einsamkeit und steigender Hass die Dynamiken der Zeit bestimmen. Auf dem Tisch davor liegen selbst gebundene und verfasste Bücher mit Kurzgeschichten, die von den Besuchern durchstöbert werden dürfen.
Diese sind zumeist Passanten, die etwa vom Jazz der Band B-Flat in den Saal gelockt werden und sich so die Wartezeit auf ihren Anschlussbus vertreiben können. Das Trio, bestehend aus Bass, Schlagzeug und Gitarre, begleitet anschließend etwa Dichterin Carolin Annuscheit und ihren Text mit passender musikalischer Untermalung.
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Beobachtungen aus der Psychiatrie
Sie erzählt in ihrer Prosa aus der Psychiatrie, wo es keine Menschen, sondern lediglich Diagnosen gebe, wo die Alkoholiker eine fast surreale Gruppe seien, abgeschottet von den Borderlinern und Depressiven. Finstere Bilder der Beklemmung bestimmen ihren Text und geben Einblicke in ihre Herzensangelegenheiten, die sie mit ihren Leidensgenossen teilt, mit denen sie trotz aller Verschiedenheiten durch ein unzertrennliches Band verbunden sei.
So ist der ArtRemix des „Herbert“ mehr als eine nette Gelegenheit sich etwas mit Kunst die Zeit zu vertreiben und inzwischen ein eigenständiges kleines Event, das zum dritten Mal den alten Wartesaal in eine lebendige Kunstgalerie verwandelt.