Herne. Nachdem in Herne der neue Bücherschrank für Kinder direkt nach der Eröffnung demoliert wurde, ist das Entsetzen groß. Wie es jetzt weitergeht.

Das Entsetzen über den Angriff auf den neuen Bücherschrank in Wanne ist groß. „Ich bin fassungslos“, sagt Sylvia Steffan, Leiterin der Jugendkunstschule Ihre Einrichtung hat den aufwendigen Schrank, einen bunten Bücherwurm, geplant und gebaut. Keine 24 Stunden nach der feierlichen Eröffnung war er schon kaputt.

Bei einem Treffen in der kommenden Woche mit den Verantwortlichen von Stadt, Stadtbibliothek und Jugendkunstschule soll geklärt werden, wie es mit „Lenni – der Bücherwurm“, so der Name des Schranks mit Büchern zum Anschauen, Vor- und Selberlesen für Kinder bis zu zwölf Jahren, weitergeht. Er wurde vergangene Woche in der Wanner Fußgängerzone, direkt vor der Christuskirche, eröffnet. Nicht einmal 24 Stunden nach der Einweihung war der Bücherschrank bereits demoliert: Unbekannte warfen einen Böller hinein, der viele der gespendeten Bücher zerfetzt hat. Auch eine Klappe wurde mit Gewalt abgebrochen, Holz aus der Verankerung gerissen.

Herner Bücherschrank: Jugendliche steckten viel Herzblut in Planung und Bau

Hernes Kulturdezernentin Gudrun Thierhoff (Mitte) sprach zur Eröffnung des Bücherschranks auf der Hauptstraße in Wanne.
Hernes Kulturdezernentin Gudrun Thierhoff (Mitte) sprach zur Eröffnung des Bücherschranks auf der Hauptstraße in Wanne. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Sylvia Steffan, die Leiterin der Jugendkunstschule Herne, ist bedient. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass der Bücherschrank zerstört wird“, sagt sie. Der Vandalismus sei „bitter“, hätten ihre Jugendlichen doch viel Herzblut in „Lenni“ gesteckt. Über viele Wochen, erklärt sie, hätten über ein Dutzend Jugendliche und junge Erwachsene gemeinsam mit Werkpädagogen den Schrank in einem Projekt für Geflüchtete geplant und gebaut. „Toll mitgearbeitet“ hätten alle Beteiligten – und nun das.

Bei dem Gespräch in der kommenden Woche soll geklärt werden, wie man mit „Lenni“ umgeht. Klar scheint, dass die bunte Bücherschlange repariert wird.

Eventuell braucht der Bücherschrank einen neuen Standort

Wie groß der Schaden ist, sei noch nicht klar, sagt Stadtsprecherin Nina Haupt. Bei dem Treffen gehe es aber auch „um den strategischen Umgang“ mit dem Schrank, sagt sie, ohne ins Detail zu gehen. Konkreter wird die Leiterin der Jugendkunstschule. Vielleicht, so sagt sie, müsse der Schutz verbessert oder sogar ein neuer Standort gefunden werden.

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Michael von Heesen, Leiter der Stadtbibliothek in Wanne, spricht sich dafür aus, dass der Schrank eine neue Chance am selben Standort auf der Hauptstraße erhält. Er bekennt aber: „Dass sie ein heißes Pflaster ist, das war uns bewusst.“ Gerade deshalb sei „Lenni“ dort aufgestellt worden – um Kindern, die nicht oder wenig lesen, einen niederschwelligen Zugang zu Büchern zu geben.

Chef der Stadtbibliothek Wanne ist schockiert und traurig

Obwohl die Stadtbibliothek in Wanne Bücher kostenlos verleihe, scheuten sich viele Menschen vor einem Besuch der Einrichtung, sagt von Heesen. Die Bibliothek bestückt „Lenni“ mit gebrauchten Kinderbüchern, eine Mitarbeiterin ist als Patin im Boot. Dass der Schrank so schnell demoliert wurde, habe ihn „schockiert und traurig gemacht“.

Sieben Boxen für jeweils bis zu 30 Bücher

„Lenni – der Bücherwurm“ besteht aus sieben Boxen, in jede passen zwischen 25 und 30 Bücher. Betreut wird der Bücherschrank von der Stadtbibliothek und der Kirchengemeinde. Er steht vor der Christuskirche auf dem Kirchengrundstück auf der Hauptstraße.

Nach dem Vandalismus hat die Stadt Herne Strafanzeige gestellt. Der oder die Täter seien noch unbekannt, so die Polizei, Hinweise hab es bislang keine gegeben. Hinweise nimmt das Herner Kriminalkommissariat unter 02323-9 50 85 05 entgegen.

Am verregneten Donnerstagvormittag lag kein einziges Buch mehr in jenen Boxen, die nicht beschädigt waren. Von Heesen war überrascht, hatte die Patin seiner Bibliothek doch nach der Attacke gerade erst neuen Lesestoff nachgelegt und dabei auch Erwachsenen-Bücher, darunter einen polnischen Groschenroman, aussortiert. „Hoffen wir mal, dass die Bücher nicht im Gebüsch, sondern zu Hause bei den Kindern gelandet sind – das wäre wunderbar“, so der Einrichtungsleiter.

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