Herne. Mobbing ist auch an der Herner Realschule an der Burg ein Thema. Der Besuch des Theaterstücks „der*neue“ sollte die Achtklässler sensibilisieren.
In neun von zehn Klassen werden Schüler gemobbt. Meist gibt es ein Opfer und ein oder zwei Anführer, die Haupttäter. Doch vor allem gibt es zig Mitschüler, die nichts dagegen tun, dass ein Klassenkamerad fertig gemacht wird – und so zu Mitläufern werden. Wie diese Spirale funktioniert und was jeder einzelne tun kann, um dem entgegenzutreten, konnten die Achtklässler der Realschule an der Burg bei dem Theaterstück „der*neue“ erfahren.
Darin geht es um eine Clique, die einen neuen Mitschüler drangsaliert. Eine „Anstifterin“ für das Mobbing und das Opfer selbst, sind dabei absichtlich als Rolle nicht zugegen. Vielmehr sollen die Schüler durch das Theaterstück aufgezeigt bekommen, wie es ist, wenn die anderen mitmachen und einzelne Schüler ausgrenzen, mobben, nicht akzeptieren, wenn Menschen anders sind.
Mit Theaterstück und Rollenspielen gegen Mobbing
„Mobbing ist in der Schule ein großes Problem“, weiß Julia Schelenz, Schulsozialarbeiterin an der Realschule an der Burg. „Wir arbeiten präventiv dagegen mit Anti-Mobbing-Tagen, mit Rollenspielen mit Perspektivwechsel.“ Und nun mit diesem Theaterstück, das dank Kadesch, der Fachstelle für Suchtprävention und Gesundheitsförderung, die den Auftritt bezahlt, in diesem Jahr zu Gast in der Aula ist.
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Häufig kämen Lehrer auf sie zu, sagt Julia Schelenz, nur selten die Schüler selbst. Dabei belaste das Thema manchen Schüler so sehr, dass er oder sie nicht mehr in die Schule kommt. Es gebe viele Formen des Mobbings: „Vieles ist verdeckt und subtil, und wir bekommen es auch nicht immer mit“, so die Schulsozialarbeiterin. Es gehe ums Anders sein, um Rassismus, aber auch um soziales Mobbing, wer das teurere iPhone oder die Markenkleidung trage.
Cyber-Mobbing über WhatsApp-Gruppen nimmt zu
Auch bei der Fachstelle für Suchtprävention Kadesch laufe das Thema immer häufiger auf. „Vor allem Cyber-Mobbing ist ein sehr großes Thema bei uns“, sagt Marty Werdeker von Kadesch. Das meiste passiere über WhatsApp-Gruppen, in denen kompromittierende Fotos oder Videos von Schülern gepostet würden. „Leider machen das die Schüler häufig sehr unbedarft und ohne zu wissen, was sie damit anrichten“, so Marty Werdeker weiter. Sucht, Gesundheit und Mobbing hingen so eng zusammen.
Kadesch kooperiert mit theaterspiel
Das Ensemble von „theaterspiel“ tourt durch Deutschland, Österreich, Italien und die Schweiz. Die Inszenierungen reflektieren aktuelle Themen und gesellschaftliche Fragestellungen.
Die Kadesch gGmbH, Fachstelle für Suchtprävention und Gesundheitsförderung, ermöglicht es jedes Jahr einer Schule in Herne, kostenlos für etwa 250 SchülerInnen ein Theaterstück zu zeigen. Seit sechs Jahren kooperiert sie mit dem Theater aus Witten.
„Die Jugendlichen sind in der Pubertät, da möchte man dazugehören“, sagt sie. Man möchte cool sein, das Richtige sagen und akzeptiert werden. Wie schwierig es ist, da zu seiner Meinung zu stehen, wird auch in der anschließenden Diskussion mit den Schülern deutlich, bei der nur wenige klar ihre Meinung äußern. Eine Schülerin etwa, die sagt: „Die meisten Mitläufer sind nicht in der Lage, ihre eigene Position zu sagen, weil sie Angst vor der Reaktion der anderen haben.“
Schülern fällt es häufig schwer, Stellung zu beziehen
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Und so überrascht es nicht, dass auch an diesem Tag einige Schüler lieber den Kopf senken oder mit dem Sitznachbarn tuscheln, anstatt vor der Gruppe ihre Haltung zu offenbaren. Ob sie glauben, dass Mobbing verhindert werden könnte, wenn die Mitläufer aufstehen und sich gegen den „Täter“ stellen würden? Wenn sie Position beziehen, nicht mitmobben würden, nur um dazuzugehören? Nur etwa zehn bis 15 Schüler der Gruppe melden sich und beziehen Stellung. Sie sagen ja. Mobbing ist so zu verhindern. Viele andere Schüler bleiben zumindest nachdenklich zurück.