Duisburg. Ein Schüler wurde in Duisburg wegen eines WhatsApp-Chats suspendiert. Ein Schulleiter sagt: „Das Thema ist nur schwer in den Griff zu kriegen.“
Eine WhatsApp-Nachricht hat in Duisburg dazu geführt, dass ein Junge von seiner Schule flog. Das Vertrauensverhältnis war nachhaltig zerrüttet, stellt ein Lehrer fest, der anonym bleiben will. Der Junge habe über eine Lehrkraft regelrecht gehetzt. Nach Gesprächen mit den Eltern wurde er suspendiert. Auch die sozialen Netzwerke sind kein rechtsfreier Raum.
Eine WhatsApp-Nachricht ist schnell verschickt und nicht immer bedacht. Immer häufiger müssen Schulen Auseinandersetzungen schlichten, die in den Klassen begonnen haben und später in sozialen Netzwerken fortgeführt werden. Es gibt keine Streit-Pause daheim, am Wochenende oder in den Ferien. „Die Eltern werden der Lage nicht Herr. Die Schule soll’s dann regeln“, beschreibt Bernd Beckmann die Erwartungshaltung, „das geht so aber nicht!“ Der Leiter der Gesamtschule Meiderich sagt: „Das Thema ist relevant und nur schwer in den Griff zu kriegen.“
Schulen organisieren Elternabende zum Thema Social Media
Für Eltern gab es mehrere Angebote mit externen Referenten, die Resonanz sei übersichtlich gewesen, bedauert Beckmann. Ohnehin seien nur die gekommen, die sich kümmern und die Infos eigentlich nicht brauchen. Dabei sind die Themen gar nicht so neu, nur das Medium ist anders und die damit erzielte Öffentlichkeit größer. Es geht in den Auseinandersetzungen um Liebe, vor allem enttäuschte, es wird geschimpft oder verunglimpft.
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Locker gehen manche Schüler auch mit dem Recht am eigenen Bild um. So seien in Einzelfällen Kollegen fotografiert worden, die dann Strafanzeige gestellt hätten, berichtet Beckmann. Die Polizei Duisburg führt keine eigene Statistik darüber, welche Berufsgruppen betroffen sind, wenn es um Verstöße gegen das Recht am eigenen Bild geht.
Lehrer weder auf dem Flur noch im Netz beschimpfen
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Stefan Zeyen hat in seinem Lehrerleben schon einiges gesehen. Manche Sprüche, die per WhatsApp kursieren, seien aber „nicht zitierfähig, ich bin überrascht, was da kursiert“, erklärt der Leiter des Mannesmann-Gymnasiums. Für ihn sei es eigentlich selbstverständlich, dass man Lehrer weder auf dem Schulflur beschimpft noch im Netz. Manche Schüler würden jedoch üble Sprüche oder Bilder hin und her schicken, „die Hemmschwelle scheint sehr gering zu sein.“
Da, wo es den Schulfrieden stört, muss er eingreifen. Nach dem Urteil im Fall Künast, wo ein Gericht erklärte, die Politikerin müsse übelste Beschimpfungen hinnehmen, ist Zeyen aber auch nicht mehr klar, was justiziabel ist.
Sein Elternbrief zum Thema hatte zuletzt für Aufregung gesorgt. Er hatte darin an die Erziehungsberechtigten appelliert, ihren Kindern den sachgerechten Umgang mit den Kommunikationsmitteln zu erläutern und betont, dass pornografische, rassistische und verfassungsfeindliche Inhalte zu strafrechtlichen Konsequenzen führen könnten.
Medienscouts gehen durch die Schulklassen
Auch an seiner Schule soll es demnächst wieder einen Elternabend geben zum Thema Soziale Netzwerke. „Aber die, die es bräuchten, sind die, die nicht kommen“, prognostiziert der Schulleiter. Deshalb setzt die Schule auch direkt bei den Schülern an: Medienscouts, also Schüler älterer Jahrgänge, gehen durch die unteren Klassen und klären über die Mediennutzung auf, warnen etwa vor Kettenbriefen und informieren über Cybermobbing. Ähnliche Projekte gibt es an der Heinrich-Heine-Gesamtschule.
Am Ende sieht Zeyen aber auch positive Entwicklungen durch die neuen Medien: „Das größte ist heute eine Klassenfahrt mit dem Reisebus, da ist es dank Kopfhörern und Powerbank von der ersten Minute an leise.“ Früher habe es nur Gezank gegeben und der Busfahrer wurde mit Musikwünschen traktiert.