Herne. Das „Bündnis Herne“ will Rechtsextremen weiterhin die Stirn bieten. Nach dem Vorfall auf dem Brauner-Platz gibt die Gruppe eine Erklärung ab.

Das „Bündnis Herne“ will sich von Übergriffen aus dem Kreis der selbsternannten „besorgten Bürger“ nicht einschüchtern lassen. Der Protest gegen die rechte Bewegung - nach Polizeiangaben rekrutiert sie sich auch aus der Neonazi-, Hooligan- und Rocker-Szene - werde fortgesetzt, kündigt das breite gesellschaftliche Bündnis in einer Erklärung an.

Die Vorfälle am vergangenen Dienstag schildert das „Bündnis Herne“ so: „Etwa eine halbe Stunde nach Auflösung aller Veranstaltungen zog eine zum Teil vermummte und mit Quarzhandschuhen bewaffnete Truppe aus etwa 15 Neonazis durch die Herner Bahnhofstraße.“ Am Robert-Brauner-Platz, wo eine kleine Gruppe des Bündnisses und einige Sympathisanten noch mit den letzten Aufräumarbeiten beschäftigt gewesen sei, sei die Situation dann eskaliert.

Pöbeleien, Bedrohungen und Provokationen

„Als erste unmittelbare Provokation wurde gegen das gerade beladene Fahrzeug eines Bündnisteilnehmers getreten. Anschließend versuchten sie, uns durch Pöbeleien und Beleidigungen zu provozieren. Nach und nach wurden sie immer aggressiver, näherten sich uns zum Teil bis auf wenige Zentimeter und drohten uns lautstark mit Gewalt. Sie bedrängten und bedrohten sogar Personen, die gerade mit dem polizeilichen Notdienst telefonierten. Während der Auseinandersetzung schlugen sie einer Frau das Handy aus der Hand“, so berichtet das Bündnis.

Seit August laufen selbsternannte „besorgte Bürger“ jeden Dienstag - hier: im September - durch die Herner Innenstadt. Laut Polizei nehmen Rechtsextremisten, Neonazis und Hooligans an den Aufmärschen teil. Auch das NRW-Innenministerium sieht direkte Bezüge zur rechtsextremen Szene.
Seit August laufen selbsternannte „besorgte Bürger“ jeden Dienstag - hier: im September - durch die Herner Innenstadt. Laut Polizei nehmen Rechtsextremisten, Neonazis und Hooligans an den Aufmärschen teil. Auch das NRW-Innenministerium sieht direkte Bezüge zur rechtsextremen Szene. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Hauptaggressor der Gruppe sei ein überregional bekannter und gewaltbereiter Neonazi aus Wuppertal gewesen. Die weiteren Personen hätten größtenteils als Zugehörige der Herner Neonazi- und Hooligan-Szene identifiziert werden können, die zuvor an der rechtsextremen Demonstration in Herne-Mitte teilgenommen hätten.

Einsatz für ein solidarisches und tolerantes Herne

„Die zum Teil deutlich alkoholisierten Neonazis hatten bereits auf dem Weg zum Robert-Brauner-Platz Teilnehmer*innen der Gegenproteste angepöbelt; nach der Eskalation auf dem Platz setzten sie ihren Weg nicht etwa fort, sondern zogen in die Richtung ab, aus der sie gekommen waren“, erklärt das Bündnis. Das mache deutlich, dass es sich hier um eine gezielte Aktion gehandelt habe.

Gegen die rechten Aufmärsche demonstrieren Woche für Woche Hunderte Menschen in Herne - auf dem Robert-Brauner-Platz, vor der Kreuzkirche und auf der Strecke der selbsternannten „besorgten Bürger“.
Gegen die rechten Aufmärsche demonstrieren Woche für Woche Hunderte Menschen in Herne - auf dem Robert-Brauner-Platz, vor der Kreuzkirche und auf der Strecke der selbsternannten „besorgten Bürger“. © Loc

Lediglich der Umstand, dass sie bereits offensichtlich mit der Polizei in Kontakt gestanden hätten, habe Schlimmeres verhindert. „Trotz dieser zunehmenden Gewaltbereitschaft der wöchentlich demonstrierenden Rechtsradikalen lassen wir uns nicht einschüchtern“, heißt es. Und: „Wir treten weiterhin für ein solidarisches, tolerantes und weltoffenes Herne ein.“ Die positive Resonanz zahlreicher Herner sowie der breite und vielfältige gesellschaftliche Protest gegen die Neonazis gäben ihnen Recht.

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Mitglieder des „Bündnis Herne“ haben nach der Attacke Strafanzeige wegen Sachbeschädigung, Beleidigung und Nötigung gestellt. Einen Haupttatverdächtigten konnte die Polizei bereits kurz nach dem Vorfall auf dem Robert-Brauner-Platz stellen.

Dem „Bündnis Herne“ gehören Mitglieder von Parteien, Vereinen, Kirchen, Religionsgemeinschaften, Verbänden, Initiativen und Institutionen sowie Einzelpersonen an. loc