Bochum. . Klaus Märkert schreibt in seinem neuen Roman „Wie wir leuchten im Dunkeln, geben wir so verdammt gute Ziele ab“ über Begegnungen mit dem Tod.
Man kann heute in unserer Gesellschaft ziemlich alt werden, ohne je einen Toten aus der Nähe gesehen zu haben. Oder gar ohne je konkret mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert worden zu sein. Zu diesen glücklichen Menschen zählt der Bochumer Klaus Märkert nicht. Sein autobiografischer Roman „Wie wir leuchten im Dunkeln, geben wir so verdammt gute Ziele ab“ hat seine Begegnungen mit dem Tod (und als Ausgleich auch seine teils absurden Begegnungen mit der Liebe) als roten Faden. Angefangen mit Onkel Otto – kein Witz, der Name.
Ruf als schwarzhumoriger Szeneautor erarbeitet
Denn obwohl sich Märkert einen Ruf als schwarzhumoriger Szeneautor erarbeitet hat, erzählt er ganz nüchtern und lakonisch. Und nüchtern bleibt er auch in dem Moment, in dem er dem ersten Toten seines Lebens in der Leichenhalle ins Gesicht schaut. Onkel Otto war niemand, zu dem er damals, als Achtjähriger in den 60er-Jahren, eine emotionale Beziehung hatte. Also denkt er: „Scheiße, zehn Mark weniger!“ Was perfekt die funktionalistische Wahrnehmung vieler Kinder in diesem Alter zu ihren Geldgebern widerspiegelt.
Märkert trennt geschickt die todernsten von den komischen Stellen, selbst wenn sie eigentlich zu ein und demselben Vorfall gehören. Etwa beim Tod seines Vaters, der überraschend leblos in der ehelichen Wohnung auf dem Bett liegt – und Märkert abermals zwingt, einem Toten ins Gesicht zu schauen. Wiederum nüchtern schildert er, wie er gezwungen ist, seinem liegenden Vater den Ausweis aus der Gesäßtasche zu fummeln, damit der Notarzt dann den Totenschein ausstellen kann.
„Was ist mit dem Leberwurstbrot?!“
Doch selbst diesem tragischen Ereignis vermag Märkert später einen humoristischen Aspekt abzuringen. Wenn er nämlich erwähnt, wie der Vater wohl im Todeskampf auf dem Bett gelegen haben muss, unbemerkt von der Mutter in der Küche, die statt liebevoller, Beistand spendender Worte wohl nur ein lautes: „Günter, was ist mit dem Leberwurstbrot?!“ durch die Wohnungsflure schickt. Wer würde denn auch erwarten, dass die letzten Worte, die man im Leben vernimmt, besonders feierlich sind?
Märkert, der selbst schon früh einen Herzinfarkt erlitt und damals knapp dem Tod entrann, berichtet von einem weiteren Nahtoderlebnis, das er hatte, als man ihm einen Defibrillator einsetzen musste und sein Herz zwischenzeitlich still stand. Und von seinem jung gestorbenen Freund Benno, der in Träumen und Eingebungen immer noch zu ihm spricht.
Ein Fluss von überraschenden Gedanken
Es ist ein breiter Fluss von oft überraschenden Gedanken, die man hier über die Toten in Märkerts Leben findet – und natürlich münden sie nicht in das eine, erhellende Resümee. Denn konfrontiert mit dem Tod bleiben wir letztlich alle ratlos.
Das Buch und eine Lesung
Klaus Märkert: Wie wir leuchten im Dunkeln, geben wir so verdammt gute Ziele ab, Eygennutz-Verlag, 224 Seiten, 11,99 €. Klaus Märkert liest am Sonntag, 9. Juli, 20.15 Uhr bei Bochum-Total auf der Wortschatz-Bühne - unterstützt von der Band Present Paradox.