Herne. Herner Umweltgruppen beteiligten sich am weltweiten „Parking Day“ und öffneten ein Café. Dafür belegten sie Parkplätze. Was dahinter steckte.
Ein Ehepaar aus Bochum hat es sich auf dem Parkplatz an der Ecke Markgrafenstraße/Bebelstraße in Herne-Mitte gemütlich gemacht: „Eine schöne Atmosphäre, zumal es Kaffee und Kuchen gibt“. Während ansonsten hier Autos abgestellt sind, „laden wir in unser Straßencafé ein“, sagte Initiator Dietmar Jäkel. Damit beteiligte sich Herne am Freitag am weltweiten Parking Day.
Das Ziel der Aktion bestehe darin, auf die Verkehrsbelastung in den Innenstädten hinzuweisen und sich für mehr Aufenthaltsqualität zu engagieren, sagte er. Man müsse sich doch nur einmal vorstellen, welche Chancen es auch für die Geschäfte in der Bebelstraße gäbe, wenn sie die Parkflächen vor der Tür für eigene Zwecke nutzen könnten, so Jäkel. Im Übrigen halte er das Argument des Einzelhandels für sehr fraglich, wonach die Parkplätze für die Kunden in der Innenstadt erforderlich seien. „Die Hälfte der Plätze ist doch den Anwohnern vorbehalten“.
Auf Elektrofahrzeug umgestiegen
Zu viel dicke Luft ist auch für Brigitte Benthaus (60) ein großes Problem. Sie leidet seit Jahren unter Asthma und wünscht sich sehr, dass die Autoabgase weniger werden. Inzwischen ist die Hernerin auf ein Elektrofahrzeug umgestiegen, wie sie erzählt, um ein klares Zeichen zu setzen.
Während ihrer Kaffeepause sitzt Renate Reinhold gegenüber. Es sei an der Zeit, über die Verkehrskonzepte für die Innenstadt nachzudenken“, betont die 67-Jährige. Im Laufe des Nachmittags nutzten noch zahlreiche Gäste die Gelegenheit, um mit den Organisatoren des Herner Parking Day über die Situation vor Ort zu diskutieren. Neben dem Arbeitskreis Mobilität der Grünen hatten unter anderem das Eine-Welt-Zentrum, der BUND und der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) die Aktion vorbereitet.
Brief an den Ministerpräsidenten
Kay Thörmer und Gerhard Kalus von der Bürgerinitiative „Dicke Luft“ berichten in Gesprächen über Zahlen des statistischen Landesdienstes IT NRW. Danach habe Herne den landesweit höchsten Anteil bei der Fläche für Siedlung und Verkehr an der Gesamtfläche der jeweiligen Kommune. Zudem erinnern die beiden Akteure an Aussagen aus der Klimaanalyse der Stadt Herne aus dem vergangenen Jahr. Danach solle beispielsweise für die Innenstadt von einer weiteren Verdichtung der Bebauung abgesehen werden. Stattdessen wäre es sinnvoll Flächen zu entsiegeln und Gebiete zu begrünen. Nach Ansicht von Thörmer und Kalus ist die Stadt nun am Zuge, um den Worten auch Taten folgen zu lassen.
Am Freitagabend wollte Kay Thörmer während der Ruhrkonferenz in Oberhausen einen Protestbrief an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet überreichen. In dem Schreiben fordert er, dass das Land generell mehr für Gesunderhaltung der Natur unternehmen müsse. Denn die Gesundheit der Bevölkerung, vor allem der Menschen im Ruhrgebiet, sei gefährdet.