Herne. Wenn geliebte Menschen sterben, fallen Angehörige oft in ein tiefes Loch. Francine Lunais-Michalzik aus Herne weist ihnen den Weg aus der Trauer.

Wer einen geliebten Menschen verliert, begreift erst nach und nach das wirkliche Ausmaß dieses Verlustes. Trauer hat verschiedene Stufen, jeder geht anders mit ihr um. Da es oft nicht leichtfällt, darüber zu sprechen oder die richtigen Ansprechpartner zu finden, bietet das Lukas-Hospiz nun Hilfe an: Trauerbegleiterin Francine Lunais-Michalzik hat zwei neue Angebote ins Leben gerufen: den Trauertreff und die Trauergruppe.

Die gebürtige Französin Francine Lunais-Michalzik wollte schon immer Krankenschwester werden, sagt sie. „Aber meine Mutter, die selber Krankenschwester war, wollte das nicht. Sie hat mich quasi in die Hotellerie geschubst.“ Dort hat sie ihren Mann kennengelernt – und kam so nach Deutschland. „Ich konnte kein Wort Deutsch, deshalb war es schwierig, in der Hotellerie weiter zu arbeiten.“ Dann fand sie eine Annonce in der Zeitung: Muttersprachler gesucht. 27 Jahre lang unterrichtete sie Französisch an der Berlitz-Sprachschule. Und dann: „Mit 49 waren meine beiden Kinder selbstständig, und ich wollte etwas Neues machen.“ So machte sie die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin und arbeitete ein Jahr auf der Palliativstation.

Abschlussarbeit: Entwicklung von Trauerangeboten

Wer einen geliebten Menschen verloren hat, fällt oft in tiefe Trauer. Folge sind eine „Achterbahn der Gefühle“, sagt Francine Lunais-Michalzik.
Wer einen geliebten Menschen verloren hat, fällt oft in tiefe Trauer. Folge sind eine „Achterbahn der Gefühle“, sagt Francine Lunais-Michalzik. © FunkeFotoServices | Kai Kitschenberg

„Da wurde mir klar, dass mir die Trauerbegleitung liegt und ich noch mehr machen möchte.“ Im Krankenhaus ende die Begleitung mit dem Tod des Patienten. Als dann die Stelle im Lukas-Hospiz in Herne-Süd frei wurde, zögerte die heute 55-Jährige nicht lange und machte zudem die Weiterbildung „Palliativ Care“. Ihre Abschlussarbeit bestand in einem Konzept für neue Trauerangebote im Lukas-Hospiz. So gibt es nun den offenen Trauertreff für bis zu zwölf Personen an jedem dritten Sonntag im Monat sowie die geschlossene Trauergruppe, die immer freitags vor dem Trauertreff stattfinden soll.

„Beim Treff können Trauernde aus verschiedenen Trauerphasen sich austauschen und sich eventuell Hilfestellung geben“, erklärt Francine Lunais-Michalzik. Der Treff könne maximal zwei Jahre lang besucht werden. „Das soll man aber nicht missverstehen“, so die Trauerbegleiterin. Trauern dürfe man natürlich länger, aber Ziel des Treffs sei: „Wir wollen uns überflüssig machen und die Menschen ins Leben zurück entlassen.“ Das sei eine Hilfe zur Selbsthilfe. Die Mission sei erreicht, wenn die Menschen sich vom Treff verabschieden, weil sie wieder genug Halt im Leben haben.

Im zweiten Jahr nach dem Todesfall wird es schlimm

Im ersten Jahr nach dem Todesfall, erklärt sie, funktionierten die meisten Menschen nur noch: „Man lebt in einer Glocke, muss vieles erledigen und viel zu schnell wieder arbeiten.“ Im zweiten Jahr dann werde es erst richtig schlimm, weil man nun begreife, dass vieles für immer vorbei sei. „Deshalb haben wir den Zweijahresrhythmus gewählt. Dann hat man alles Wichtige zusammen durchgemacht.“

Bei den Treffen erklärt sie in einfachen Worten, wie Trauer funktioniert. „Diese Achterbahn der Gefühle aus Zorn, Schuld, Angst sind völlig normal und in Ordnung.“ Der Treff im Hospiz biete einen geschützten Raum, um Trauer zu erleben, er sei gleichzeitig auch eine präventive Maßnahme. Gleiches gelte auch für die Trauergruppe, die auf ein Jahr begrenzt sei. Sie richte sich an Menschen mit erschwerter Trauer, die ihre Trauer bislang beispielsweise nicht zugelassen haben und im Alltag merken, dass sie unerklärliche Stresssituationen erleben.

Die Angebote

Der Trauertreff Lukas findet an jedem dritten Sonntag im Monat von 14.30 bis 16.30 Uhr statt. Die Trauergruppe trifft sich am Freitag davor von 16 bis 17.30 Uhr.

Beide Angebote finden im Lukas-Hospiz, Jean-Vogel-Straße 43, statt. Um Anmeldung wird gebeten unter HER 22 97 111. Weitere Informationen gibt’s unter www.lukas-hospiz.de.

Gute Trauerarbeit, sagt Francine Lunais-Michalzik, beginne mit guter Sterbebegleitung. „Die Trauer beginnt meist schon mit der Diagnose“, weiß die Trauerbegleiterin, die selber sehr differenziert mit dem Thema umgeht: „Ich habe durch einen Unfall meiner Schwester sehr früh gelernt, dass alles wieder gut wird, zwar anders, aber wieder gut.“

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