Der Verein gfi kümmert sich seit 15 Jahren um Integration in Herne. Zum Jubiläum spricht Geschäftsführer Michael Barszap über Zukunftspläne.
Das Miteinander der Kulturen fördern will der Verein, der an diesem Wochenende Jubiläum feiert. Die Gesellschaft zur Förderung der Integrationsarbeit (gfi) in Herne besteht seit 15 Jahren. Die WAZ sprach mit Geschäftsführer Michael Barszap.
Zur Person
Michael Barszap (58) stammt aus Wanne Eickel und ist stellvertretender Leiter des Kommunalen Integrationszentrums.
Seine Ausbildung hat er bei der Stadt absolviert, als Verwaltungsleiter am Aufbau der Mont-Cenis-Gesamtschule mitgewirkt und war danach Geschäftsführer des Integrationsrates.
Der Geschäftsführer der gfi ist verheiratet und hat eine 20-jährige Tochter.
Die gfi setzt auf das „friedliche Zusammenleben aller Menschen unterschiedlicher ethnischer und kultureller Herkunft“ ein, heißt es auf der Internetseite. Und ausgerechnet im Jubiläumsjahr marschieren so genannte „Besorgte Bürger“ durch die Stadt. Wie wirkt das auf Sie?
Barszap: Ewiggestrige und Rechtsextreme hat es immer gegeben. Da darf man sich nichts vormachen. Dass sie nun in Herne durch die Straßen ziehen, zeigt, wie wichtig unsere Arbeit ist.
Aber ist es nicht ungemein frustrierend, wenn nach 15 Jahren auf einmal eine solche Gruppe von sich reden macht?
Wir sehen es als unsere Aufgabe an, das eigene Engagement nicht nur fortzusetzen, sondern es zu verstärken.
Was unternimmt die gfi, um den Austausch von Menschen unterschiedlicher Herkunft zu fördern?
Ich nenne unsere Angebote „niederschwellig“. Das bedeutet: Wir laden zu Bastel-, Näh- und Kochkursen ein, organisieren Frauentreffs und Spielenachmittage. Die Menschen kommen miteinander ins Gespräch, lernen sich kennen, bauen Vorurteile ab.
Und das funktioniert auch, wenn man miteinander am Herd steht?
Gerade da. Zum einen sind Teilnehmer neugierig, nach welchen Rezepten in anderen Ländern gekocht wird. Zum anderen stellen die Besucher fest, dass es manche Ähnlichkeiten bei den Menüs gibt. Und noch eine andere Erkenntnis nehmen die Gäste mit: Gutes Essen ist vielen Menschen wichtig – unabhängig von ihrer Herkunft.
Wie viele verschiedene Nationalitäten kommen bei Ihren Veranstaltungen eigentlich zusammen?
Das ist immer unterschiedlich. Unter unseren Mitgliedern sind Griechen, Türken, Italiener, Marokkaner, Tunesier, Polen.
Wie ist das denn mit der einheimischen Bevölkerung?
Unsere Angebote sind darauf ausgerichtet, dass vor allem auch Deutsche daran teilnehmen. Das war auch von Anfang an so angedacht.
Wie kam es denn überhaupt zur Gründung?
2004 gab es in Herne eine Reihe türkischer beziehungsweise deutsch-türkischer Kulturvereine. Es fehlte aber eine Organisation für alle Nationalitäten, erkannte seinerzeit der Sozialarbeiter Hüdaverdi Sahin. Beim damaligen Oberbürgermeister Wolfgang Becker rannte er, wenn man so will, offene Türen ein. Gegründet wurde gfi übrigens im Rathaus.
Fortan gehörte also ein vielfältiges Kursprogramm zum städtischen Leben in Herne?
Da sprechen Sie ein Thema an, mit dem sich einerseits zeigen lässt, wie flexibel die gfi unterwegs ist, andererseits, welchen Herausforderungen sich der Verein stellen muss. Anfangs haben wir Stadtteilpaten ausgebildet, die sich um die Quartiere kümmern. Bildungsboten gaben Kindern Nachhilfe. Dann wandelte sich das alles, wir sind mit den Kursen gestartet, schließlich haben wir zusammen mit anderen Trägern das Café O für Geflüchtete an der Overwegstraße, gegründet.
Worin besteht denn nun die Herausforderung?
Die meisten Projekte sind auf zeitlich begrenzte Fördergelder angewiesen. Das bedeutet, wir müssen stets nach neuen Geldquellen Ausschau halten und das Programm anpassen. Wir brauchen dazu auch immer wieder freiwillige Helfer, was uns bislang auch immer gelungen ist. Sie bilden das Fundament des Vereins.
Was haben Sie als nächstes Projekt geplant?
Wir wollen am Kulturzentrum „das O“ einen Nachbarschaftsgarten anlegen. Die Besucher sollen ihn gemeinsam bewirtschaften, das fördert auch das Miteinander.
Eingangs hatten wir über extremistische Tendenzen gesprochen. Meinen Sie, dass die Medien, speziell die Netzwerke wie Facebook und Co. solche Entwicklungen fördern?
Ich will da nichts verallgemeinern, aber im Internet schaukeln sich die Nutzer gegenseitig hoch und hinterfragen nicht genügend.
Sind sie als gfi eigentlich auch in den Netzwerken aktiv?
Durchaus. Und wir haben ein sehr positives Echo. Als wir gefragt haben, wer uns bei der Jubiläumsfeier unterstützen könnte, war die Resonanz klasse. Privatleute und Firmen haben sich gemeldet. Dafür sind wir sehr dankbar.