Die SPD hat die erste Ratskandidatin nominiert. In einigen Ortsvereinen stehen Kampfabstimmungen an. Und es gibt einen Rücktritt vom Rücktritt.

Der Termin für die Kommunalwahl 2020 steht fest: Am 13. September wird in Herne und im Rest des Landes gewählt. Die SPD hat am Dienstagabend mit Gaby Przybyl die erste Kandidatin für den Rat nominiert. In anderen Herner Ortsvereinen zeichnen sich Kampfabstimmungen ab. Und es gibt einen überraschenden Rücktritt vom Rücktritt.

Die Stadtverordnete Gaby Przybyl (55) ist in ihrem SPD-Ortsverein Herne-Stamm einstimmig erneut für den Rat nominiert worden.
Die Stadtverordnete Gaby Przybyl (55) ist in ihrem SPD-Ortsverein Herne-Stamm einstimmig erneut für den Rat nominiert worden. © Stefan Kuhn

Die amtierende SPD-Stadtverordnete Gaby Przybyl ist einstimmig von ihrem Ortsverein Herne-Stamm erneut für den Rat nominiert worden. Die 55-Jährige gehört dem Rat seit 2015 an; sie rückte damals für Oberbürgermeister Frank Dudda nach.

In anderen Ortsvereinen wird die Nominierung nicht so reibungslos über die Bühne gehen: Mindestens in drei Ortsvereinen - Horsthausen, Wanne und Wanne-Süd - wird es zu Kampfabstimmungen kommen, weil es mehr Kandidaten als Plätze gibt. Eine ganz besondere Konstellation gibt es in Wanne-Süd, wo SPD-Ratsherr Gerhard Wippich überraschend seinen „Rücktritt vom Rücktritt“ erklärte.

Wippichs Rücktritt vom Rücktritt

Im März hatte der 70-Jährige gegenüber der WAZ angekündigt, aus Altersgründen nicht mehr antreten zu wollen. „Das war etwas voreilig“, so Wippich. Er habe aus seinem Ortsverein sowie aus anderen SPD-Ortsvereinen und auch aus der Verwaltung Signale empfangen, die zu einem Umdenken geführt hätten. Damit stehen in der SPD Wanne-Süd für zwei Wahlkreise drei Kandidaten zur Verfügung: Wippich, seine Ratskollegin Nurten Özcelik (48) und Eickels Bezirksbürgermeister Martin Kortmann (58).

Duell: Ratsherr und Ortsvereinsvorsitzender Walter Hanstein (li.) und Ortsvereins-Vize Andrea Ellerbrock (Mitte) treten in der SPD Horsthausen gegeneinander an. Rechts: der stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende Jörg Fromm.
Duell: Ratsherr und Ortsvereinsvorsitzender Walter Hanstein (li.) und Ortsvereins-Vize Andrea Ellerbrock (Mitte) treten in der SPD Horsthausen gegeneinander an. Rechts: der stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende Jörg Fromm. © SPD Horsthausen

Eine ähnliche Konstellation - drei Kandidaten, zwei Plätze - zeichnet sich in Wanne ab: Für die SPD wollen dort die amtierenden Stadtverordneten Volker Bleck (68) und Peter Worbs (75) sowie der frühere Bezirksverordnete Frank Salzmann (40) kandidieren. Und: Im SPD-Ortsverein Horsthausen hat sich der älteste Herner Stadtverordnete Walter Hanstein (78) entschieden, noch einmal anzutreten. Er wird von Ortsvereins-Vize Andrea Ellerbrock herausgefordert.

SPD-Mehrheit bröckelt

Die SPD hat bei der Kommunalwahl 2014 alle 27 Herner Ratswahlkreise relativ deutlich gewinnen können; die von den SPD-Ortsvereinen nominierten Kandidaten zogen somit direkt in den Rat ein.

2020 könnte sich jedoch ein anderes Bild ergeben. Bei der Europawahl im Mai 2019 landete die SPD in Eickel-Mitte hinter der CDU. Und: Nur in einem einzigen Wahlkreis (Horsthausen mit Pantringshof) kam die SPD über die 30-Prozent-Marke.

Insgesamt erreichte die SPD bei der Europawahl in Herne 26,8 Prozent; zweitstärkste Partei war die CDU mit 20 Prozent. Heißt auch: Mit einem solchen Ergebnis bei der Kommunalwahl 2020 hätte Rot-Schwarz im Rat keine Mehrheit.

Weitere Personalien: Der Holthauser SPD-Stadtverordnete Wolfgang Pfeiffer (65) wird sich nach 16 Jahren ebenso aus dem Rat zurückziehen wie der Schulpolitiker Thomas Spengler (61), der jedoch in Pantringshof für den Bezirk Sodingen kandidieren will. Ulrich Klonki, SPD-Ratsherr in Sodingen und Vorsitzender des Ausschusses Kinder-Jugend-Familie, stellt sich dagegen erneut zur Wahl. „Ich habe die Erlaubnis von meiner Frau bekommen“, sagt der 64-Jährige.

Andreas Barzik (CDU) soll in den Rat wechseln

Die 20 Ortsvereine können nur Vorschläge machen, das letzte Wort wird am Ende des Nominierungsmarathons die SPD-Wahlkreiskonferenz haben. In der Regel werden die Nominierungen aus den Ortsvereinen akzeptiert. Ob dies auch noch der Fall sein wird, wenn die Abstimmungen in einigen Ortsvereinen das Ziel der Herner SPD - die neue Ratsfraktion soll jünger und weiblicher werden - konterkarieren, bleibt abzuwarten.

Auch einige CDU-Ortsverbände haben nach Angaben von Partei-Chef Timon Radicke bereits Kandidaten für den Rat nominiert, dies bisher aber - warum auch immer - nicht öffentlich gemacht. Eine interessante Personalie ist durchgesickert: Der Eickeler CDU-Bezirksfraktions-Chef Andreas Barzik soll in den Rat wechseln.