Herne. Das Bündnis Herne hat am Dienstag erneut viele Menschen gegen Rechts mobilisiert. Es gab diesmal auch einige neue Gesichter und Botschaften.

Zum fünften Mal in Folge ist das „Bündnis Herne“ am Dienstagabend gegen das „Aufmarschieren rechtsextremer Gruppierungen“ in Herne auf die Straße gegangen. Und zum fünften Mal waren sie zahlenmäßig deutlich stärker als die selbsternannten „besorgten Bürger“, gegen die sich ihr Protest richtete.

Etwa 150 Menschen nahmen am Ökumenischen Gottesdienst vor der Kreuzkirche teil.
Etwa 150 Menschen nahmen am Ökumenischen Gottesdienst vor der Kreuzkirche teil. © Lars Christoph

Rund 350 Menschen versammelten sich gegen 18 Uhr auf dem Robert-Brauner-Platz, wo diesmal der Herner Songwriter Edy Edwards für den musikalischen Soundtrack gegen Rechts sorgte. Zuvor hatten bereits rund 150 Menschen am Ökumenischen Gottesdienst vor der Kreuzkirche teilgenommen.

„Unter Sportlern ist der Pass egal“

Auf dem Brauner-Platz zeigten auch zwei Herner Sportvereine Flagge und erklärten sich solidarisch. Für den Eishockeyverein HEV sagte dessen Geschäftsführer Jürgen Schubert: „Besorgte Bürger wollen wir als Sportverein in Herne nicht haben.“ Unter Sportlern gelte: „Der Pass ist uns egal, der Mensch zählt.“ Auch Wolfgang Siebert, der Vorsitzende des HTC, ergriff das Wort. Der Herner Turnclub könne nur weiter erfolgreich sein, „wenn wir weltoffen sind, wenn wir tolerant sind und auf Menschen zugehen. Der Sport ist für Toleranz.“

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„Flagge gegen Rechts zeigen“: Das hatte auch Nurten Özcelik veranlasst, Menschen mit Migrationshintergrund zu mobilisieren. Zahlreiche Männern und Frauen war dem (privaten) Appell der SPD-Ratsfrau und Integrationsrats-Vize gefolgt. Viele von Ihnen seien selbst von Fremdenfeindlichkeit betroffen, sagte Nurten Özcelik, namentlich die türkische Familie Yigit aus, die von ihren Nachbarn terrorisiert werde.

Bunte Schirme und der „Schrei nach Liebe“

Auf dem Robert-Brauner-Platz unterbrachen nur kurz Pfiffe den Gesang von Edy Edwards: als die sogenannten „besorgten Bürger“ - rund 90 Menschen waren am Bahnhof gestartet - über die Bebelstraße liefen. Von Mitgliedern der rechten Bürgerwehr „Steeler Jungs“ oder Dortmunder Neo-Nazis - sie waren bereits einmal in Herne - war nichts zu sehen. Nach rund 35 Minuten endete ihr Marsch, diesmal aber nicht wie vor einer Woche auf dem Netto-Parkplatz, sondern auf der Poststraße. Netto habe darum gebeten, sagte ein Polizeisprecher zur WAZ.

Zwischenfälle blieben erneut aus. Auf der Bebelstraße gab es nur verbale Scharmützel, als einige Demonstranten mit aufgespannten bunten Schirmen die „besorgten Bürger“ empfingen und dazu die Anti-Nazi-Hymne „Schrei nach Liebe“ der Ärzte sangen: „Eure Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe/Eure Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit …“.