Herne. Am Schloß Strünkede fand am Wochenende zum 14. Mai das Mittelalterspektakel statt. Das bot viel traditionelle Handwerkskunst.
Je weiter die Zeit voranschreitet, umso weniger bleibt von ihr, um mal zur Ruhe zu kommen. Ein Ausflug in die Vergangenheit klingt da doch sehr verlockend - und wer sich zwischen edlen Rittern und holden Burgfräulein zudem noch pudelwohl fühlt, ist am Wochenende zum Schloß Strünkede gereist. Dort hat das Mittelalterspektakel zum 14. mal seine Zelte aufgeschlagen und den Schlosspark in eine wunderbare Kulisse verwandelt, wo auf handgemachtes gesetzt wird.
Den Sinn für das Handgemachte schärfen
Wie etwa aus einem glühenden Stück Eisen eine Öse oder ein Nagel wird, zeigt Thorsten Prang. Mit ordentlich Wumms führt der Schmied der mittelalterlichen Zeltstadt seinen Hammer zu seinem Ziel und lässt die Funken fliegen, was so neugierige Blicke auf sein Handwerk zieht. Seit 2002 sei Thorsten Prang als Schmied auf Mittelaltermärkten unterwegs und zeige den Leuten seine Schmiedekunst, um eben auch deren Sinne für das Handgemachte zu schärfen.
Zu entdecken gibt es noch einiges mehr, und so sind die Wege gefüllt mit in mittelalterlicher Tracht gekleideten Besuchern, die sich etwa von den Düften von auf offener Flamme brutzelnden Fleisch leiten lassen. Ein paar Orks trampeln vorbei und rotzen einen Schwall Met auf den Boden. Als Gentlemen galten die Grünhäute noch nie, da hilft auch die Anmut einer bezaubernden Elfe wenig, die ihren Weg kreuzt und wenig später im Gewusel verschwindet.
Uraltes Werkzeug, das noch voll einsatzfähig ist
Indes ist der Abend angebrochen und Sebastian Wota hat seinen Meißel beiseite gelegt, die Arbeit Arbeit sein lassen und in einem seiner selbstgebauten Stühle Platz genommen. Der Tischler setzt auf Qualität seiner Erzeugnisse und kann dabei mit neumodischer Technik eben so wenig anfangen wie mit Pressspanplatten. Fein trägt er Schnitt für Schnitt das Holz ab und modelliert so die Fassade einer gotischen Kirche in eine Planke. Das Werkzeug dafür sei uralt und zum Teil vom Vater geerbt doch noch immer voll einsatzfähig.
Mit aufkommender Dunkelheit füllt sich der Platz vor der Bühne, auf der bis vor wenigen Minuten noch Katja Moslehner zusammen mit ihrer Band auf der Bühne stand. Als ehemalige Sängerin der Band „Faun“ ist sie in der Mittelalter-Szene ein Begriff und sorgt neben kräftigem Beifall auch für die ein oder anderen zusammengestoßenen Humpen, aus denen das Bier nur so spritzt. Deutlich ruhiger geht es bei Elkes Perlenschmiede zu: Hier sei neben einer ruhigen Hand auch eine Menge Geduld gefragt, erklärt Elke Bormann, während sie einen Glasstab über der Flamme eines Gasbrenners zum Schmelzen bringt. Mit Hilfe von Abbildungen archäologischer Funde lässt sie hier die Jahrtausende alte Kunst der Glasperlen wieder aufleben, die in allem möglichen Farben und Formen in der Auslage liegen. Handgemacht, versteht sich.
Auch interessant
Weiter geht es vorbei an Kräuterduft und bei Kerzenschein zusammensitzenden Barden, um die der Nachwuchs herumtanzt. Paare sitzen auf den Bänken und schauen auf das funkelnde Wasser, das von den Fackeln am Wegesrand erleuchtet wird. Gemütlich klingt so ein Tag in der Vergangenheit aus - und plötzlich sitzt man wieder im grellen Licht der U35.