Herne. Herne wird in absehbarer Zeit kein Ikea-Standort. Das teilte das Unternehmen unserer Redaktion mit. Das sind die Gründe für den Schwenk.

Der schwedische Möbelriese Ikea wird auf absehbare Zeit kein neues Haus in Herne eröffnen. Das geht aus einer Antwort des Unternehmens auf eine Anfrage unserer Redaktion hervor. Dabei hieß es noch im vergangenen Jahr, dass Herne in der engeren Auswahl sei.

„Wir konzentrieren uns im Zuge der Neuausrichtung unserer Expansionsstrategie nun zunächst ausschließlich auf Berlin als Standort für die neuen Store-Formate“, teilt eine Sprecherin nun mit. Auch in Essen hat Ikea ein Neubauprojekt auf Eis gelegt - ebenfalls mit Blick auf Berlin. In Berlin probiert Ikea neue City-Formate aus, die stärker auf Erlebnis-Einkauf, Onlinehandel und Digitalisierung setzen. In manchen Läden sollen Kunden beispielsweise nur noch planen können. In anderen soll es nur kleine Möbel wie Regale und Accessoires geben. „Wir fokussieren darauf unsere Investitionen“, sagte die Sprecherin. Die Erfahrungen, die in Berlin gesammelt würden, dienten dann als Entscheidungsgrundlage für alle weiteren Expansionspläne. Doch das könne Jahre dauern.

Ikea hatte ein Grundstück fest im Blick

„Daher sind wir auch derzeit nicht auf Grundstückssuche für einen möglichen Standort in Herne“, so die Sprecherin auf Anfrage. Dabei waren die Ikea-Planungen für eine Ansiedlung in Herne nach unseren Informationen sehr weit fortgeschritten. So muss es weit fortgeschrittene Verhandlungen für den Kauf des Grundstücks an der Dorstener Straße direkt an der A42-Ausfahrt Crange gegeben haben. Dort befindet sich unter anderem die Monza-Kartbahn.

Das Gelände an der A42-Ausfahrt Crange war im Visier von Ikea für eine Ansiedlung in Herne.
Das Gelände an der A42-Ausfahrt Crange war im Visier von Ikea für eine Ansiedlung in Herne. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Damit ist im Grunde die komplette Expansion von Ikea im Ruhrgebiet vom Tisch. In Castrop-Rauxel und Bottrop hatte das Unternehmen bereits in der Vergangenheit abgesagt, ob neue Häuser in Herne und Essen entstehen, scheint sehr ungewiss.

Wachsender Onlinehandel könnte Grund für Strategie-Wechsel sein

Gerade in Herne ist die Ikea-Mitteilung der Schlussakkord eines mehrjährigen Ringens. 2013 hatte Ikea gesagt, dass es neue Standorte im Ruhrgebiet suche. Man führe auch Gespräche mit Herne, hieß es damals. Ikea hatte wohl ein Auge auf das Knipping-Dorn-Areal geworfen, doch die Verkehrsanbindung erwies sich als kompliziert.

Die Suche wurde von Seiten der Schweden fortgesetzt, auch ein Wanne-Eickeler Immobilienentwickler verhandelte mit Ikea über ein Gelände, das in puncto Größe und Verkehrsanbindung alle Voraussetzungen erfüllte. Ein Ergebnis gab es nicht. Interesse soll es auch an den ehemaligen Grundstücken von Kost und Siemens an der Stadtgrenze zu Bochum gegeben haben. Noch im vergangenen Jahr hieß es, dass Herne nach wie vor Chancen habe, doch schon damals sagte Ikea-Expansions-Chef Johannes Ferber im Gespräch mit unserer Wirtschaftsredaktion, dass neue Märkte künftig vor allem in den Innenstädten und Metropolregionen entstehen.

Dass Ikea seine Pläne einstampft, dürfte auch mit dem stark wachsenden Online-Handel zu tun haben, in dem sich auch mehrere Möbelanbieter tummeln. So stellt sich die Frage, welchen Sinn große Häuser auf der grünen Wiese noch Sinn machen.