Herne. Gibt es doch noch Chancen auf eine Verlängerung der U 35 bis Recklinghausen? Pünktlich zum 30. Geburtstag der Linie war dies nun Thema.

Gut zwei Monate vor dem Fall der Mauer eröffneten die Städte Bochum und Herne am 2. September 1989 die Linie U 35. Pünktlich zum 30. Geburtstag rückt die Ratsfraktion Piraten-Alternative Liste (AL) nun einen alten Traum erneut in den Fokus: die Verlängerung der zwischen Bochum und Herne fahrenden Campuslinie bis Recklinghausen.

Zur Erinnerung: Ursprünglich sollte die U-Bahn sogar bis Recklinghausen gebaut werden, was dann aber letztlich an der Ablehnung der Nachbarstadt scheiterte. Die Diskussion flammte anschließend immer wieder mal auf, wurde dann aber mit dem Kostenargument auch schnell wieder im Keim erstickt.

Stadt sieht keine finanziellen Spielräume

Den neuerlichen Vorstoß für die Sitzung des Planungsausschusses am Mittwoch begründete Ingo Heidinger von der Herner Piraten-AL-Fraktion damit, dass der Ausbau von Stadtbahnlinien wegen der Klimaschutzdebatte wieder eine größere Rolle spiele und über Fördermittel von Bund und Landes für solche Vorhaben zumindest diskutiert würden. Eine Finanzierung wäre wohl trotzdem utopisch, so die Signale der Stadt. Stadtmitarbeiter Klein Altstedde bestätigte auf Nachfrage von Jürgen Scharmacher (SPD), dass ein solches Projekt angesichts der Finanzlage in Herne und Recklinghausen nicht zu schultern wäre.

Kosten von 960 Millionen Mark

Die Linie U 35 war im Jahr 1989 die erste unterirdische Verbindung zweier Städte in Deutschland.

Etwa 960 Millionen D-Mark kostete damals allein der Abschnitt zwischen Bochum und Herne. 60 Prozent dieser Summe finanzierte der Bund, 30 Prozent das Land. Die beiden beteiligten Städte übernahmen zehn Prozent der Kosten, also insgesamt rund 10 Millionen Mark.

Komplett schließen will die Verwaltung das Kapitel aber noch nicht. Für die Erstellung des neuen ÖPNV-Bedarfsplans in NRW werde ein neues Gutachten über die Kosten-Nutzen-Faktor einer U 35-Verlängerung nach Recklinghausen erstellt. Es sei aber nicht zu erwarten, dass sich an der bisherigen negativen Bewertung etwas ändern werden, so die Stadt.

„Bienenhaltestellen“ bleiben Thema

Ebenfalls eine Absage erteilte die Verwaltung einem Vorstoß der SPD-Fraktion. Diese hatte angeregt, die Dächer von Wartehäuschen zu begrünen und somit zu „Bienenhaltestellen“ umzugestalten - so wie es beispielsweise Städte wie Utrecht (Niederlande) oder Leipzig bereits getan hätten. Die Tragfähigkeit der rund 300 Herner Unterstände an Haltestellen lasse einen Umbau nicht zu, erklärte Klein Altstedde im Ausschuss. In Utrecht seien dagegen zahlreiche Wartehäuschen komplett ausgetauscht worden; rund eine Million Euro habe die niederländische Kommune dafür in die Hand genommen.

 
  © Jan Hendrik Schulz

Abschlägig beschied der Stadtmitarbeiter auch den SPD-Vorschlag für ein Pilotprojekt für eine „Bienenhaltestelle“. Dafür gebe es keinen geeigneten Standort in Herne, so die Begründung. Das wollte Elisabeth Majchrzak-Frensel (SPD) nicht gelten lassen. Sie schlug zudem vor, das Thema im Falle einer Erneuerung von Wartehäuschen im Auge zu behalten.

Barbara Merten (CDU) hatte auch bereits einen konkreten Vorschlag: den Bushalt an der Kreuzung Mont-Cenis-Straße/Schillerstraße. Diese Haltestelle soll noch in diesem Jahr barrierefrei umgebaut werden - inklusive der Errichtung eines Wartehäuschens, wie der Ausschuss noch kurz zuvor erfahren hatte.

Planungsdezernent Karlheinz Friedrichs ruderte schließlich für die Stadt ein wenig zurück. Er kündigte an, mit der HCR - ihr gehören rund 200 der 300 Herner Wartehäuschen - in dieser Angelegenheit erneut das Gespräch zu suchen.