Herne. Maria Luisa Baez ist neue Kirmeskönigin für NRW. Sie ist die erste dunkelhäutige Frau in diesem Ehrenamt. Mit 14 Jahren kam sie nach Deutschland.
Die Hände in die Hüften und das Lächeln anknipsen: Wie ein Profi posiert Maria Luisa Baez (37) vor dem Cranger Tor. Die Krone der neuen Kirmeskönigin glitzert in der Sonne, die NRW-Schärpe flattert im Wind. Ein Handwerker-Sprinter hupt beim Vorbeifahren, die Männer pfeifen der Frau mit dominikanischen Wurzeln hinterher. Maria Luisa Baez ist die neue Kirmeskönigin – sie ist die erste dunkelhäutige Frau, die diesen Titel trägt.
Als Schausteller-Präsident Albert Ritter Sie als neue Kirmeskönigin vorstellte, betonte er stolz, dass es diesmal keine blonde Frau sei.
Ja, das stimmt. Ich bin die erste dunkle Kirmeskönigin und fühle mich deshalb ganz schön geehrt. Das ist etwas besonderes für mich. Vor mir war einmal eine Brasilianerin Königin, das war aber noch etwas anderes. Ich freue mich total auf meine Aufgabe.
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Die Krönung war hier auf Crange, den Titel tragen Sie nun für eine Saison. Aber was genau ist denn die Aufgabe einer Kirmeskönigin für Nordrhein-Westfalen?
Ich trage den Titel ja erst seit einer Woche. Viele Dinge werden wir demnächst erst besprechen. Demnächst eröffne ich aber das Schützenfest in Neuss, dann die Kirmes in Moers. Ich arbeite eng mit den Schaustellern zusammen und will das Beste draus machen. Einfach nett und höflich sein. Das ist für mich echt eine bombastische Aufgabe.
Und wie wird man Kirmeskönigin?
Nun, die Schausteller haben mich beim Kellnern auf einem SPD-Sommerfest in Herne entdeckt Ich bin da für eine Freundin eingesprungen, absoluter Zufall also. Die Schausteller fanden mich beim Bedienen wohl super-sympathisch und haben dann gesagt, dass sie eine Kirmeskönigin suchen. So wurde ich Kandidatin.
Das heißt, es gab auch noch Konkurrenz?
Ja. Ich war kurz danach aus familiären Gründen in der Dominikanischen Republik. Den Rest haben wir telefonisch oder per Mail geregelt. Und dann – war ich auf einmal Kirmeskönigin.
Sie haben Wurzeln in der Dominikanischen Republik, sind erst mit 14 Jahren nach Deutschland gekommen.
Meine Mutter ist schon 1991 ausgewandert, sie hatte zwei Jahre zuvor einen deutschen Mann – meinen Stiefvater – geheiratet. Meine beiden Geschwister und ich haben noch vier Jahre bei meinem leiblichen Vater gelebt, dann sind auch wir nach Deutschland gekommen. Seitdem ist es unser Familienritual, einmal im Jahr auf die Cranger Kirmes zu kommen. Früher habe ich in Wattenscheid gelebt, von dort ist es ja ein Katzensprung nach Crange.
Und was macht einer Kirmeskönigin auf dem Rummel am meisten Spaß?
Am liebsten mag ich die Karussells – dieses Adrenalin…! Und Achterbahnen mag ich auch.
Nun ist Kirmeskönigin ein Ehrenamt und kein Vollzeit-Job. Was machen Sie abseits vom Achterbahn und Co.?
Ich bin freiberufliche Buchhalterin und arbeite für unterschiedliche Firmen. Ich bin in Wattenscheid auf die Hauptschule gegangen und habe danach eine Ausbildung als Kinderarzthelferin gemacht. Da habe ich aber schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist. Ich habe mich dann selbstständig gemacht und mit 22 Jahren meine Tochter bekommen.
Arbeit, Familie und nun auch noch ein zeitaufwendiges Ehrenamt. Bekommen Sie das vereinbart?
Meine Tochter ist sehr selbstständig. Sie ist ja schon 14 Jahre alt, kommt in die zehnte Klasse, das ist kein Problem. Und ich bin ja Freiberuflerin geworden, damit ich meine Zeit gut einteilen kann. Ich arbeite auch abends, das ist kein Problem.
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Haben Sie sich denn für Ihr Regentschaft etwas Besonderes vorgenommen?
Ich möchte sie nutzen, um Gutes zu tun. Man hat ja sehr viele Kontakte, lernt viele Menschen kennen. Ich wünsche mir, dass ich Kindern helfen kann. Ich habe auch schon mit Schausteller-Präsident Albert Ritter gesprochen, dass ich gerne eine Hilfsorganisation für Kinder in Armut gründen möchte. In der Dominikanischen Republik habe ich viele Kinder gesehen, die nicht zu Schule gehen konnten. Das hat mich sehr berührt. Auch Altenheime möchte ich gerne besuchen.
Kirmeskönigin lebt mit ihrer Tochter in Velbert
Maria Luisa Baez ist 37 Jahre alt und Mutter einer 14-jährigen Tochter. Gemeinsam leben sie seit 2015 in Velbert.
1996 ist sie aus der Dominikanischen Republik nach Deutschland gekommen. Dort hatte ihre Mutter einen deutschen Mann geheiratet.
Als Kirmeskönigin bekommt sie für das Jahr ihrer Regentschaft ein Auto gestellt.
Wenn Sie als Kirmeskönigin im knappen Kleid auftreten, pfeifen Ihnen die Männer hinterher – sie hören anzügliche Sprüche. Stört Sie das?
Es kommt drauf an. Aber nein, grundsätzlich stört mich das nicht. Ich werde sehr häufig wegen meiner charmanten Art angesprochen. Nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen. Ich bin sehr höflich, es ist meine Leidenschaft, unter Menschen zu sein. Und wenn komische Kommentare kommen, lasse ich die Menschen einfach stehen und gehe weiter.
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Jetzt sind Sie als erste dunkelhäutige Kirmeskönigin für NRW eine Premiere. Wird es im nächsten Jahr nicht wieder Zeit für einen Kirmeskönig?
Das habe ich auch gesagt. Aber Frauen sind wohl einfach schöner anzuschauen.
Zum Schluss müssen Sie sich noch entscheiden: Zuckerwatte oder Bratwurst?
Bratwurst. Ich bin riesiger Currywurst-Fan.
Hangover oder Wilde Maus?
Wilde Maus, da gibt’s mehr Adrenalin.
Crange oder Rheinkirmes?
Crange! Die Rheinkirmes ist mir zu stressig und zu eng. Ich war da nur zweimal - der Kinder zuliebe.