Herne. In Herne hat eine Gruppe „besorgter Bürger“ einen Marsch durch Herne-Mitte unternommen. Aus diesen Gründen wollen sie am Dienstag wiederkommen.

Sie nennen sich „besorgte Bürger“, die „mit der Entwicklung im Land“ nicht einverstanden sind: Auch in Herne wollen sie nun regelmäßig einen Marsch durch die Innenstadt unternehmen. Ihr Ziel: „Menschen wachrütteln“.

„Man fühlt sich auf der Straße unsicher“, sagt einer der Mitstreiter des Marsches zur WAZ. Zwei hat es bislang gegeben, jeweils am Dienstag der beiden vergangenen Wochen. Der erste fiel kaum auf, der zweite dagegen schon: Knapp 60 Menschen beteiligten sich, sie trafen sich am frühen Abend an der Kreuzkirche, gingen zum Bahnhof und zurück. Passanten wunderten sich: Sind das Rechte? Rechtsradikale?

„Gewalt wird immer hemmungsloser“

Das streiten die Teilnehmer, mit denen die WAZ sprach, ab. Er stehe in der Mitte, aber „mit gesundem rechten Verstand“, sagt ein 34-Jähriger, der ebenfalls zu dem Marsch aufgerufen hat, seinen Namen aber nicht öffentlich machen will. Der Herner, nach eigener Auskunft AfD-Mitglied, habe in den vergangenen Jahren auch in anderen Städten an Märschen teilgenommen. Er sagt: „Die Gewalt in unserem Land wird immer hemmungsloser.“ Schuld seien „immer dieselben“: Migranten. Die Politik lasse zu viele Ausländer, vor allem Flüchtlinge, ins Land, mit den Folgen müssten die Bürger vor Ort klar kommen. Auch in Wanne könne man das Ergebnis sehen: „Furchtbar“ sei es dort. 90 Prozent der Teilnehmer des Marsches, so der 34-Jährige, dächten wie er.

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Ein 65-jähriger Teilnehmer hat nach eigenem Bekunden „nichts gegen Ausländer“. Ihn störe aber, dass Flüchtlinge nach ihrer Ankunft „Geld in den Rachen gestopft bekommen“, während eine Rentnerin, die 45 Jahre an der Supermarktkasse gearbeitet habe, Flaschen sammeln müsse, um über die Runden zu kommen. Er sei nicht rechts, stellt er klar, er sei ja ein Fan von OB Frank Dudda (SPD). Aber: Gegen diese Ungerechtigkeit im Land wolle er ein Zeichen setzen.

Spaziergang jeden Dienstag um 18 Uhr

Ähnlich äußern sich andere Teilnehmer, gegenüber der WAZ, aber auch in den sozialen Netzwerken. Von Messervorfällen und Vergewaltigungen von Tätern mit arabischem Aussehen ist in einer Facebook-Gruppe etwa die Rede, die es, „wenn überhaupt, nicht über die lokale Berichterstattung hinaus geschafft haben“. Angesichts solcher Zustände, die sowohl „Urdeutsche“ als auch „gut integrierte, hier geborene Bürger mit Migrationshintergrund“ träfen, sei es „die Konsequenz“, dass nun jeden Dienstag um 18 Uhr ein „Spaziergang“ stattfinde.

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Gewalt lehne man ab, heißt es unisono. „Alle Teilnehmer sind friedlich, freundlich und werden es auch in Zukunft sein. Jeder ist willkommen und kann sich in nächster Zeit anschließen“, sagt ein anderer Marschierer. Der 34-jährige Mitstreiter rechnet für den nächsten Dienstag mit über 100 Teilnehmer. An sie will er appellieren, ruhig zu bleiben. „Gewalt ist keine Lösung“, sagt er. Und fügt an: „Wenn wir angegriffen werden, werden wir uns aber wehren.“

Polizei sammelt Informationen über die Bewegung

Die Polizei hat die Marschierer, die es mittlerweile auch in anderen Städten gibt, auf dem Radar. Polizeisprecher Jens Artschwager sagt, dass die Polizei am Dienstag Präsenz zeigen werde; ins Detail geht er nicht. Die Polizei sammele aktuell Informationen über die in Herne noch junge Bewegung. Dabei prüfe sie auch Verbindungen von Mitgliedern zu anderen Gruppen, darunter rechte. Abgeschlossen sei die Prüfung noch nicht, deshalb gebe es noch kein Ergebnis. Aber: Es gebe Hinweise, dass Teilnehmer Verbindungen zu anderen Gruppen hätten. Bislang sei der Marsch nicht als Versammlung oder Demonstration gewertet worden, weil die Teilnehmer keine Transparente getragen und nicht skandiert hätten.