Herne. Die WAZ-Leser dürfen einen Blick hinter die Kulissen der Filmwelt in Herne werfen. Sie besichtigen dabei Kinosaal 1, der gerade renoviert wird.

Mit Kino verbindet man den Geruch nach Popcorn, bunte Aufsteller im Eingangsbereich und die gepolsterten Klappsitze. Im Saal 1 gibt es bald nicht mehr die klassische Kinobestuhlung. Die Einrichtung wird komplett ausgebaut und erneuert. Aus 100 Plätzen werden 45 luxuriöse Sessel, die an die erste Klasse im Flugzeug erinnern. Leser konnten im Rahmen der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ einen Blick in den Saal werfen, in dem gerade keine Vorstellungen laufen.

Der Kinosaal 1 der Filmwelt wird erneuert.
Der Kinosaal 1 der Filmwelt wird erneuert. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

„Mit den neuen Sesseln kann man sich in Liegeposition fahren. Jeder hat einen kleinen Klapptisch“, erklärte Filmwelt-Chef Markus Köther, der das Kino gemeinsam mit seiner Frau Mareike Politt-Köther betreibt. Der Reihenabstand soll doppelt so groß sein, damit man seine Sitznachbarn nicht sehen kann.

Automatische Belieferung in den Kinosaal

Die ersten Stuhlreihen wurden bereits abmontiert. Neugierig schauten sich die WAZ-Leser um. Wie der neueingerichtete Saal aussehen wird, möchte er noch nicht verraten.

Wenn die Popcorntüte schon während der Werbung leergefuttert ist, soll der Gang zur Theke schon bald der Vergangenheit angehören. „Mit einer App können Besucher im neuen Saal demnächst Nachos und Eiscreme per Smartphone bestellen und bezahlen“, berichtet der Theaterleiter. Die Snacks werden dann von den Mitarbeitern direkt an den Platz geliefert.

Kino 5 und Kino 6 ließ Köther in den vergangenen zwei Jahren modernisieren. In den Räumen wurden sehr aufwendige Tonkonzepte verbaut, die während des Films für einen besonderen Raumklang sorgen. In den ersten Reihen gibt es bereits die Liegesessel. „Die werden von den Hernern gut angenommen.“ Das Kino der Zukunft werde auf Komfort und Ambiente setzen, glaubt Köther.

Betreiber fürchtet sich nicht vor Netflix und Co.

Der Film wird vom Vorführraum auf die Leinwand projiziert.
Der Film wird vom Vorführraum auf die Leinwand projiziert. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Trotz Streamingangeboten für Filme und Serien im Netz ist Köther optimistisch. Der Mensch gehe nämlich auch heute noch gerne aus. „Noch können Amazon und Netflix Popcorn und Nachos nicht ans Sofa bringen“, scherzte er.

Während bei den Internetanbietern die Nutzer ihr Filmprogramm individuell bestimmen können, muss Köther jeden Montag hart mit den Filmverleihern verhandeln. Es wird beschlossen, wie oft und wann welcher Film im Kino gezeigt werden muss. Die Gäste können kaum glauben, dass er nicht selbst das Programm bestimmen kann.

Filme werden auf Festplatten geliefert

Bevor der Inhaber einen Kinofilm in das Programm aufnimmt, bekommt er meist nur wenige Minuten zu sehen. Der Film wird vom Verleih entweder auf einer externen Festplatte geliefert oder über das Internet zum Download bereitgestellt. „Aufgrund der großen Leinwand sind die Dateien bis zu 200 Gigabyte groß“, erklärte Köther. Zum Abspielen des Films wird noch ein bestimmter Schlüsselcode vom Filmverleih benötigt, der erst kurz vor der Vorführung übermittelt wird.

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Im Vorführungsraum läuft die Technik und die Steuerung zusammen. Ein Bildschirm ermöglicht dem Vorführer einen Blick in die Kinosäle, denn trotz moderner Technik könne ein Fehler auftreten. Obwohl heute alles digital funktioniert und die Filme per Computer gestartet werden, erinnern alte Filmrollen an den Wänden an alte Zeiten. Das 35-Millimeter-Band habe ausgedient, auch in seinem Haus. „Die digitale Umstellung war für den Filmverleih eine riesige Einsparung“, berichtete Köther. Eine Filmrolle habe in der Herstellung um die 1000 Euro gekostet. Die Festplatten könne man hingegen immer wieder benutzen.

Leser durften nach der Führung einen Film schauen

Bei der Frage, ob er selbst die Filme im eigenen Kino schaut, musste der Herner Geschäftsmann lachen. Er verriet den Lesern, dass er die Filme lieber woanders ansehe. Er bekäme die Krise, wenn Zuschauer mit Popcorn herumwerfen würden. Deshalb besuche er gerne die Vorstellungen von Filmveranstaltungen. Manchmal macht er aber auch eine Ausnahme. „Wenn mich aber ein Film richtig interessiert, mache ich mir den Film um 10 Uhr morgens an und frühstücke dabei in Ruhe.“ Nach der Führung durften sich die Leser eine Vorstellung aussuchen.