Herne. Auch in diesem Jahr müssen wieder viele Herner Kinder nach den Ferien die Schule wechseln. Was die Stadt gegen dieses Problem tun will.
Für 127 Schülerinnen und Schüler aus Herne dürften die Ferien alles andere als ungetrübt sein: Sie müssen nach den Sommerferien aus Leistungsgründungen die Schule wechseln. Das betrifft insbesondere Gymnasiasten und Realschüler, die nach Klasse 6, sprich: nach Ende der Erprobungsstufe überwiegend an Gesamtschulen wechseln. Die Stadt will diese hohe Zahl sogenannter „Abschulungen“ nicht einfach hinnehmen.
Zahl der Schulformwechsel steigt an
Die von der Stadt jetzt vorgelegte Prognose fürs Schuljahr 2019/2020 besagt, dass die Zahl der Schulformwechsler im Vergleich zu 2018/19 unterm Strich leicht gesunken ist - auch wenn es nach Klasse 6 mit 80 Schülern diesmal wohl weniger Abgänge geben wird als im Vorjahr (siehe Grafik). Nach Stufe 7 müssen laut Prognose 13 Schüler wechseln, nach Stufe 8 sind es 23 Schüler und nach Stufe 9 insgesamt 11 Schüler.
„Jedes Kind, das die Schule wechseln muss, ist ein Kind zuviel“, sagt Andreas Merkendorf, Leiter des Fachbereichs Schule. Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff spricht sogar von „gebrochenen Seelen“. Eine wichtige Rolle spielten die Eltern. „Sie sind der zentrale Ansatzpunkt für eine erfolgreiche Bildungsbiografie“, so Thierhoff. Insbesondere hier müsse die Unterstützung ansetzen.
Leider ließen sich zu viele Eltern von dem „Hype“ beirren, dass Abitur und Studium immer der beste Weg seien. Defizite sieht die Dezernentin aber auch in den Grundschulen: „Viele Lehrer wissen nicht, welche Chancen die einzelnen Schulformen bieten.“ Der unter anderem auch von der Herner Schüler-Union erhobenen Forderung, verbindliche Schulempfehlungen nach Klasse 4 wieder einzuführen, erteilen Thierhoff und Merkendorf eine klare Absage. Das wäre nicht der richtige Weg und würde zudem den Druck auf Lehrer erhöhen.
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Stattdessen sollte der Bereich „Beratung und Information“ ausgebaut werden. Und: Gymnasien und Realschulen müssten eine stärkere „Kultur des Behaltens“ entwickeln - auch durch verbindliche Festschreibungen des Ziels, Schüler zu einem Abschluss zu führen, so Merkendorf. Das Kommunale Integrationszentrum (KI) und das Bildungsbüro der Stadt leisteten hier bereits Hilfestellung. Mehr Angebote wären wünschenswert, doch die Haushaltsbeschränkungen setzten der Stadt Grenzen, sagt die Dezernentin. Und auch in den Schulen fehlten personelle Ressourcen.
Auflösung von Klassenverbänden
Immerhin: Nach dem Kraftakt im vergangenen Jahr - an Gesamtschulen und der Hauptschule Hans-Tilkowski-Schule mussten Container aufgestellt werden, um alle Schulformwechsler und Seiteneinsteiger aus den Integrationsklassen aufnehmen zu können - wird die Stadt diesmal wohl nicht an räumliche Grenzen stoßen. Vorgebeugt hatte die Verwaltung bereits im vergangenen Jahr: Die neuen Container hätten aufgestockt werden können.
Die Auflösung von Klassenverbänden insbesondere in Stufe 7, aber auch in Stufe 9 lasse sich aber nicht vermeiden, so Gudrun Thierhoff. Die Proteste könne sie nachvollziehen: „Ich kann Eltern verstehen, die sich massiv dagegen wehren.“
Auch der Wechsel von Seiteneinsteigern aus den Integrationsklassen in reguläre Klassen trage dazu bei, dass Klassenverbände aufgelöst werden müssen. Hier seien die Zahlen allerdings etwas rückläufig, sagt die Dezernentin. 91 Seiteneinsteiger werden zum Schuljahr 2019/20 auf Klassen verteilt, davon wechselten allein 51 aufgrund des Alters auf Berufskollegs.