Herne. Für eine TV-Dokumentation über Hartz IV sprach die ARD mit einer Ex-Langzeitarbeitslosen und dem Jobcenter-Chef. Das kam dabei heraus.

„Der Hartz IV-Report“ heißt eine aktuelle TV-Dokumentation der ARD. In dieser Bestandsaufnahme der 2004 eingeführten Sozialreform war auch Herne Thema. Konkret: die Initiative Jobcenter-Watch, das Jobcenter und eine ehemalige Langzeitarbeitslose aus Wanne.

Die Ex-Langzeitarbeitslose Kathrin Wißner aus Herne berichtete in der ARD-Dokumentation „Der Hartz IV-Report“ über ihre persönlichen Erfahrungen.
Die Ex-Langzeitarbeitslose Kathrin Wißner aus Herne berichtete in der ARD-Dokumentation „Der Hartz IV-Report“ über ihre persönlichen Erfahrungen. © loc

Unter der Fragestellung „Hartz IV - Fluch oder Segen?“ hat Autorin Katrin Wegner vor allem mit zahlreichen Betroffenen, aber auch mit Wissenschaftlern und Vertretern von Arbeitsbehörden gesprochen. Dazu gab es Statistiken, Umfrageergebnisse sowie einen Blick in das niederländische Sozialsystem. Aus Herne stand vor allem Kathrin Wißner, die Sprecherin der Initiative Jobcenter-Watch, im Fokus.

Depressionen und Essstörungen

Die über viele Jahre arbeitslose Verwaltungsfachangestellte berichtete, dass sie nach dem Jobverlust jahrelang unter Depressionen und Essstörungen gelitten habe. „Ich wurde auf den Ämtern behandelt wie Dreck und fühlte mich auch so“, sagte sie vor laufender Kamera. Inzwischen arbeite sie in einem Friseursalon als Nageldesignerin, so berichtete die ARD-Autorin. Die Stelle werde für zwei Jahre vom Jobcenter komplett finanziert.

Zu Wort kommt auch Jobcenter-Chef Karl Weiß. Vor laufender Kamera sprach er mit Wißner und drei weiteren Vertretern von Jobcenter-Watch über Sanktionen gegen Langzeitarbeitslose. Diese werden - in Herne und bundesweit - vor allem wegen Terminversäumnissen ausgesprochen. Weiß verteidigte die in der Regel mit Geldkürzungen verbundenen Strafen.

Blick in die Niederlande

„Es wird nicht ohne Mitwirkung der Menschen funktionieren“, sagte der Behördenleiter. Wißner verwies darauf, dass die Versäumnisse auch darauf zurückzuführen seien, dass Langzeitarbeitslose häufig in ein Loch fielen und eigentlich psychologische Hilfe benötigten. Die vergleichsweise hohen Sanktionen in Herne kamen in dem Bericht nicht zur Sprache.

Wie es besser gemacht werden könnte, zeigte die Autorin in ihrer vielschichtigen Dokumentation anhand eines Besuchs in den Niederlanden. Dort gebe es zwar noch höhere Sanktionen, hieß es, aber auch eine viel bessere und individuellere Förderung. Erstes Ziel sei es, erklärte ein Sozialarbeiter aus Kerkrade, die Qualitäten eines jeden Menschen zu unterstützen.

„Der Hartz IV-Report“ ist am späten Montagabend ausgestrahlt worden und noch bis zum 29. Juli 2020 im Internet in der ARD-Mediathek zu sehen.