Herne. Durch Elektroabfischung hat die Stadt am Freitag Fische aus Teichen in den Rhein-Herne-Kanal umgesiedelt. Weitere Schutzmaßnahmen sollen folgen.

Die Mission „Rettet die Fische“ startet am Freitag um 9.30 Uhr: Diplom-Biologe Stefan Staas lässt sein Boot im Ostbachteich zu Wasser, um Fische durch elektrische Felder anzulocken, sie per Stromschlag zu betäuben und anschließend am Kanal wieder in die Freiheit zu entlassen. „Elektroabfischung“ heißt diese spektakuläre Methode, die sich auch an diesem Morgen als wirksam erweist.

Schleien und kleine Hechte gingen Stefan Staas zunächst am Ostbachteich ins Netz bzw. in den Kescher. Die per Stromschlag betäubten Tiere kämen sofort wieder zu sich, wenn sie aus dem elektrischen Feld am Boot herausgenommen würden, so der Diplom-Biologe.
Schleien und kleine Hechte gingen Stefan Staas zunächst am Ostbachteich ins Netz bzw. in den Kescher. Die per Stromschlag betäubten Tiere kämen sofort wieder zu sich, wenn sie aus dem elektrischen Feld am Boot herausgenommen würden, so der Diplom-Biologe. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

40 Minuten später tummeln sich in dem Boot rund 50 quicklebendige Schleien und kleine Hechte in einer weißen Plastikwanne, in die sie von Staas per Kescher befördert worden sind. „In der Wanne kommen sie sofort wieder zu sich“, erzählt der Erftstädter, der mit seiner Firma von der Stadt beauftragt worden ist.

Tote Karpfen auf der Wasseroberfläche

In den Ostbachteichen und Dorneburger Teichen soll er am Freitag und falls nötig auch noch am Montag elektrofischen. Warum gerade hier? „Vor drei Wochen trieben in einem Ostbachteich mehrere Karpfen tot auf der Wasseroberfläche“, berichtet Thilo Sengupta, stellvertretender Leiter von Stadtgrün. Sie hätten in dem Gewässer zu wenig Sauerstoff bekommen. Wegen der großen Hitze sei die Stadt nun aktiv geworden, um das Überleben der Fische zu sichern.

Der Einsatz eines Lüfters komme an dem Ostbachteich an der Sodinger Straße nicht in Frage, sagt Sengupta. „Der Teich ist nur 80 Zentimeter tief, für einen Lüfter benötigt man aber mindestens 90 Zentimeter.“ Auch das Belüften der anderen Teiche ist nicht ohne Weiteres möglich: Die Stadt habe derzeit nur zwei Lüfter. Einer sei am Schloss im Einsatz, der zweite in den Mühlenteichen am Gysenberg. Nicht nur die Kosten spielten eine Rolle, sondern auch der Aufwand: Die Sauerstoffzufuhr müsse beaufsichtigt werden, „sonst bekommt das Stromaggregat Beine“, sagt Sengupta.

Stadt gibt Gutachten für Teiche in Auftrag

Die Stadt will das nicht neue Problem nun grundsätzlich angehen: „Wir haben für die sieben Teiche ein Gutachten in Auftrag gegeben, das im Herbst vorliegen soll“, berichtet der Stadtgrün-Vize. Unter anderem solle geprüft werden, wie man beispielsweise durch eine andere Bepflanzung den Sauerstoffgehalt in den Gewässern verbessern könnte.

Limnoplan-Mitarbeiter Jan Lindner schüttet die gefangenen Fische in einen Wassertank, um sie später am Herner Meer wieder rin die Freiheit zu entlassen. Das Unternehmen ist auf Fisch- und Gewässerökologie spezialisiert.
Limnoplan-Mitarbeiter Jan Lindner schüttet die gefangenen Fische in einen Wassertank, um sie später am Herner Meer wieder rin die Freiheit zu entlassen. Das Unternehmen ist auf Fisch- und Gewässerökologie spezialisiert. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Zurück zum Ostbachteich: Elektrofischer Stefan Staas ist überrascht über die erste Ausbeute. „Wir hätten hier mehr und größere Fische vermutet“, sagt er. Auch Karpfen hätten sie in der ersten Runde nicht gesehen. Es gebe mehrere Wege, wie Fische in solche öffentliche Teiche gelangten, erzählt der promovierte Biologe. Unter anderem würden auch Fische aus Aquarien ausgesetzt.

Für den Dorneburger Teich verspricht ihm die Stadt eine größere Vielfalt. Koikarpfen, Goldfische und Karpfen seien dort beispielsweise schon gesichtet worden. Und auch die eine oder andere Wasserschildkröte könnte dabei sein, sagt Thilo Sengupta.

So überschaubar zunächst der Fang ist, so groß ist an diesem Freitagmorgen der Medienauflauf. Kamerateams von WDR, SAT.1 und RTL interessieren sich ebenso für die Elektroabfischung wie Reporter von Bild und DPA. Sooo exklusiv sei die Geschichte aber nicht, signalisiert eine Stadtgrün-Mitarbeiterin. „So etwas haben wir schon häufiger durchgeführt.“

Am Montag will die Stadt die aktuelle Aktion auswerten.