Herne. Die Teilnehmer der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ konnten im Stadtarchiv einige alte Schätze entdecken. Darunter waren ganz besondere Urkunden.

Zwölf Tonnen an Zeitungen werden im Stadtarchiv gelagert. Dies ist aber bei weitem nicht alles. Was hier so alles lagert, was man alles herausfinden kann und warum Zeitungspapier eigentlich nicht für die Ewigkeit gemacht ist, erfahren die fünf Leser, die im Rahmen der Aktion WAZ öffnet Pforten das Stadtarchiv besuchen.

Los geht es im Lesesaal, wo Stadtarchivar Jürgen Hagen nicht nur sein Team vorstellt, sondern auch die Hauptfunktionen des Lesesaals erläutert. Martina Koch, die Ansprechpartnerin im Lesesaal ist, zieht ihre Handschuhe an, um den Lesern eine alte Zeitungsseite zu zeigen: „Das ist unser erster Druck der ,Herner Zeitung‘ von 1872.“ Gerade Zeitungspapier sei eigentlich nicht für die Ewigkeit gemacht. „Das Papier ist oft in grausamen Zustand, wie Butterbrotpapier“, erklärt Restauratorin und Buchbinderin Eva Wroblewski. „Früher hat man halt die Zeitung gelesen und anschließend den Fisch drin eingewickelt“, fügt Jürgen Hagen lachend hinzu.

Unter diesen Bedingungen werden die Zeitungen gelagert

Die alten Zeitungen werden in Bänden gesammelt.
Die alten Zeitungen werden in Bänden gesammelt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Buchwieser

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Trotzdem sind im Stadtarchiv 3000 Bände mit Zeitungen untergebracht. Sie lagern in der Archivbibliothek bzw. im Zeitungsarchiv. Dort ist es schön kühl, denn die Bände brauchen gewisse Bedingungen, um vor Verfall geschützt zu sein. Es ist hier in der Regel dunkel, zwischen 16 und 18 Grad, die Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 50 und 55. Die Leser atmen durch, als sie das Zeitungsarchiv betreten. Schließlich sind draußen weit über 30 Grad.

Übersäuerung und Schimmel seien große Probleme. „Unsere Strategie zum langfristigen Erhalt ist die Digitalisierung“, erklärt Jürgen Hagen. Zwar gebe es Verfahren gegen Übersäuerung von Papier, aber diese seien enorm teuer. Udo Schwuntek ist dafür verantwortlich, die Digitalisierung voranzutreiben. Über 750.000 Digitalisate gibt es bereits. Die Leser schauen sich interessiert die unterschiedlichen Scanner an, stellen zahlreiche Fragen zum Verfahren. „Glasdias aus den 20er Jahren sind mit die besten Träger“, erklärt Schwuntek. Ihre Brillanz sei nach wie vor spitzenmäßig und die Motive lassen sich sogar vergrößern. „Die Qualität war wesentlich besser als die von späteren Dias.“

Recherchen in der Dokumentationsbibliothek

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Die Leser erfahren, dass Recherchen in der Regel in der Dokumentationsbibliothek starten. Hier gibt es Infos zu Stadtteilen, Schulen, Krankenhäusern und mehr. Tiefergehende Suchen führen schließlich ins Archiv, das in zwei Magazine aufgeteilt ist – eines für die amtlichen Dokumente, die Verwaltungsgeschichte und eines für die nicht-amtlichen wie Vereinsgeschichte und ähnliches. Nach welchen Kriterien die zu archivierenden Stücke ausgewählt werden, möchte ein Leser wissen. Die Antwort ist einfach: Sie müssen etwas mit der Stadtgeschichte zu tun haben.

Alina Gränitz zeigt einen Brief aus dem 18. Jahrhundert.
Alina Gränitz zeigt einen Brief aus dem 18. Jahrhundert. © FUNKE Foto Services | Kerstin Buchwieser

Und so finden sich im Magazin wahre Schätze: Eine Urkunde von 1781 unterzeichnet von Friedrich dem Großen, sowie die älteste Urkunde von 1361. Um die größte Urkunde zu zeigen, muss Alina Gränitz, Fachangestellte für Medien und Informationsdienste, das riesige Papier vorsichtig entfalten: „Es ist ein Heiratsvertrag aus dem Jahr 1660.“ Im Archiv finden sich Gästebücher der ehemaligen Lichtburg, Fotografien, auf denen unter anderem Didi Hallervorden zu sehen ist und ein in Samt eingeschlagenes Fotoalbum der Familie Schaefer sowie die Urkunde über die Ehrenbürgerschaft des ersten Herner Bürgermeisters Hermann Schaefer.

So werden alte Bücher aufgearbeitet

Zum Schluss geht es für die Leser in die Werkstatt von Eva Wroblewski. Sie hat einiges vorbereitet, um den Besuchern zeigen zu können, wie sie die Bücher reinigt, aufarbeitet und flickt. „Sie können umgeknickte Seiten auch zu Hause einfach bei niedriger Temperatur glattbügeln“, verrät sie. Nach kurzer Zeit wird aber allen klar, dass die Aufarbeitung alter Seiten sehr viele Arbeitsschritte umfasst. Zum Abschied schenkt die Restauratorin den Lesern ein selbstgeprägtes Lesezeichen.