Herne. . Die Klasse 8a des Haranni-Gymnasiums lernte einen Unterrichts-Tag lang, wie man in der Auseinandersetzung vernünftig miteinander umgeht.
- Das Projekt soll nicht nur die Schüler, sondern die ganze Gemeinschaft stärken
- Pädagogen zeigen Schülern, wo Gewalt anfängt und sensibilisieren sie für Gewalt
- Der Förderverein der Schule und der Verein Ruhrwerk sponsern das Projekt
So manch ein Lehrer oder Schüler, der am Freitag unvorbereitet und nichts ahnend die Tür zur Turnhalle des Haranni-Gymnasiums öffnete, wird sich über die höchst ungewöhnliche Art des Unterrichts gewundert haben, der dort stattfand. Um es mal vorsichtig zu formulieren. Lehrer schrien sich an, Schüler ließen es verbal krachen, und alles wirkte ein bisschen wie nicht ganz von dieser Welt. Dabei sollten die Schüler doch nur lernen, wie man sich sozial verhält, vernünftig miteinander umgeht, auch sprachlich.
Michael Klein und Marcus Burchardt von der Firma „Streitfähig“, eigens für dieses Projekt zur Gewaltprävention, Deeskalation und Selbstbehauptung eingekauft, zeigten den Schülern der Klasse 8a aber zunächst einmal, wie man es nicht macht. Wie man sich anpöbelt, statt vernünftig zu kommunizieren, nicht nur im direkten Umgang miteinander, sondern auch im Internet – und hinter dem Rücken anderer, wenn man richtig fies werden kann, neudeutsch auch „Mobbing“ genannt.
„Der Umgangston von Schülern wird zunehmend aggressiv. Das sieht man vor allem in den sozialen Medien. Wenn man Schüler auffordert, einmal das Wort für Wort zu sagen,was sie im Netz geschrieben haben, sind sie oftmals über ihre eigene Ausdrucksweise erstaunt, und es tut ihnen leid“, erklärte die Direktorin des Haranni Gymnasiums, Nicole Nowak, im Gespräch mit dieser Zeitung.
Gesponsert von Ruhrwerk
Gesponsert wird die pädagogische Reihe vom Förderverein des Haranni-Gymnasiums und vom Unternehmerinnen-Verein „Ruhrwerk“. Dessen Vorsitzende Cordula Klinger-Bischof schaute dem ungewöhnlichen Treiben in der Halle auf eine harten Holzbank sitzend interessiert zu: „Ein wichtiges Projekt, in dem Schüler nicht nur sich, sondern die ganze Gemeinschaft stärken“, sagte die Herner Unternehmerin. Ein weiteres Mal würden die beiden Pädagogen von Streitfähig an der Paul-Klee-Förderschule Deeskalationstraining durchführen. „Wir zeigen unseren Schülern, wo Gewalt anfängt,wir sensibilisieren sie für Gewalt, ob sie körperlich, seelisch oder gar sexuell ist“, erklärte Pädagoge Michael Klein.
Zu Hause, das hat Schulleiterin Nicole Nowak bemerkt, hätten ihre Schüler immer weniger Möglichkeiten, vernünftige Kommunikation zu üben. Den Mittagstisch oder das gemeinsame Abendessen im Kreise der Familie mit Gelegenheit zu Gesprächen, so etwa gebe es immer seltener.
Psychologe Marcus Burchardt formulierte sein Anliegen einfacher: „Wenn ihr Sprüche raushaut, geht es darum, dass ihr darüber nachdenkt: Hey, will ich, dass einer so etwas mit mir macht?“ Sechs Schulstunden Deeskalationstraining am Stück, Hannah Engel und Lea Richter, beide 13 Jahre alt, fanden das sinnvoll. Auch wenn sie selbst noch keine Probleme mit Mobbing und derartigen Dingen hatten – bislang.