Herne. Bei Europefiction nehmen Theatergruppen aus sechs verschiedenen Ländern teil. Gemeinsam beschäftigen sie sich mit Freiheit und Identität.

Durch gemeinsames Theaterspielen zu einem friedlicheren Europa – diese Intention verfolgt das Projekt „Europefiction“. 140 Jugendliche aus sechs europäischen Ländern haben gemeinsam ein Jahr lang verschiedene Theaterstücke erarbeitet. Auch eine Gruppe des Theaters Kohlenpott aus Herne ist dabei. Gemeinsam mit den anderen Gruppen präsentieren sie ihr Ergebnis im „Europefiction-Camp“ in Gelsenkirchen vom 13. bis 21. Juli.

„Europefiction ist ein politisches Kunstprojekt“, stellt Inga Sponheuer, die das Projekt gemeinsam mit Manuel Moser künstlerisch leitet, direkt klar. Jugendtheatergruppen aus fünf Ruhrgebietsstädten und aus Rotterdam, Liverpool, Paris, Budapest und Bologna werden bei der Abschlussveranstaltung in Gelsenkirchen eine Woche lang aufeinander treffen, sich gegenseitig die Stücke zeigen, die sie ein Jahr lang erarbeitet haben, und anschließend über kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede diskutieren. „Die zentralen Themen waren in diesem Jahr ‘Freiheit und Identität’, aber die Gruppen haben immer in internationalen Zweierteams auch noch zu weiteren Schwerpunkten gearbeitet“, erklärt Manuel Moser.

Herner beschäftigen sich mit Diversität

2018 wurden die Stücke in Herne aufgeführt. In diesem Jahr spielen die Jugendlichen in Gelsenkirchen.
2018 wurden die Stücke in Herne aufgeführt. In diesem Jahr spielen die Jugendlichen in Gelsenkirchen. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Die jungen Herner Künstler vom Theater Kohlenpott trafen im vergangenen Jahr auf die Theatergruppe La Baracca aus Bologna: „Wir haben zunächst viel über Skype kommuniziert“, erzählt Carina Langanki, die gemeinsam mit Florian Heller die Herner Gruppe leitet. Zu Beginn haben die Gruppen jeder für sich einige Ideen ausgearbeitet und sich ab und zu ausgetauscht. Ende April waren die Herner dann für fünf Tage in Bologna zu Gast. „Das war wirklich sehr spannend, unterschiedliche Theaterformen und Arbeitsweisen sind da aufeinandergestoßen“, sagt Langanki. „Die Zusammenarbeit hat aber super funktioniert, die Teilnehmer haben sich schnell zu einer Gruppe gefunden und stehen auch regelmäßig in engem Kontakt.“

Insgesamt 30 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 23 Jahren sind Teil der Gruppe, 15 aus Herne, 15 aus Bologna. Gemeinsam haben sie sich in ihrem Stück mit dem großen Oberthema der Diversität beschäftigt. „Es ist ein sehr außergewöhnliches Stück entstanden“, so Langanki. Das Stück spiele sowohl auf der Bühne als auch draußen und komme mit wenig Sprache aus. „Die Kommunikation läuft hier eher über Körpersprache“, so Carina Langanki. Lediglich an einer Stelle werde gemeinsam ein Text gesprochen, auf deutsch, englisch und italienisch.

Theater will Grenzen überschreiten

Öffentliche Abschlussshow

Das internationale Theaterprojekt „Europefiction“ ist hervorgegangen aus dem Jugendtheaterprojekt „Pottfiction“, das zum Kulturhauptstadtjahr 2010 im Ruhrgebiet an den Start ging.

Am 20. Juli gibt es eine große öffentliche Abschlussshow, bei der ab 18 Uhr die Theatergruppen ihre Ergebnisse auf dem Consol-Gelände in Gelsenkirchen präsentieren. Der Eintritt ist frei.

Das Ergebnis wird im Europefiction Camp am 18. Juli vor den anderen Theatergruppen auf die Bühne gebracht. Im Anschluss an die Perfomance gibt es außerdem Workshops und Diskussionen. „Vorher werden wir während des Camps noch die ein oder andere Probe einlegen“, sagt Carina Langanki. „Damit am Donnerstag auch alles klappt.“

Es geht beim Projekt aber nicht nur darum, gemeinsam Theater zu spielen sondern auch Grenzen zu überschreiten. So wurden die Jugendlichen in ihrem „Europefiction“-Jahr auch immer wieder gefragt: „In was für einem Europa möchtest Du leben? Und was würdest Du dafür tun?“. Viel Raum für gemeinsame Diskussionen sind deshalb ein wichtiger Bestandteil des Camps in Gelsenkirchen. „Initiativen wie die internationale ‘Fridays for Future’-Bewegung zeigen ja, dass es bei Jugendlichen einen großen Wunsch nach Partizipation gibt. Bei Europefiction können sie diesen Wunsch ausleben“, sagt Manuel Moser.