Herne. . Das internationale Theaterprojekt „Cities on the Edge“ wird vom Goetheinstitut gefördert. Neapel, Marseille und das Ruhrgebiet arbeiten zusammen.

In Neapel und Marseille haben 40 Prozent der Jugendlichen keine Arbeit, dem Ruhrgebiet ist das Problem nicht fremd, wenn auch nicht in dem Ausmaß. So lag das Thema für ein gemeinsames Tanz- und Theaterprojekt der drei Regionen nahe: Arbeit. Was am Nuovo Teatro Sanita, in der Kulturfabrik Friche la Belle de Mai und von Theater Kohlenpott und jungem Schauspielhaus Bochum dazu entwickelt worden ist, zeigen die jeweiligen Ensembles heute zur Eröffnung des Pottfiction-Camps in den Flottmann-Hallen.

Italienische und französische Gäste

Partner aus drei Regionen: v.l. Maria Carmen Morese und Mario Gelardi aus Neapel, Gabriele Kloke (Herne), Ben Fury (Marseille) und Manuel Moser (Herne).
Partner aus drei Regionen: v.l. Maria Carmen Morese und Mario Gelardi aus Neapel, Gabriele Kloke (Herne), Ben Fury (Marseille) und Manuel Moser (Herne). © Klaus Pollkläsener

Ein Hauch von weiter Welt war dort am Freitag schon zu spüren, als am Morgen die italienischen und französischen Gäste nach und nach eintrudelten. Zum Auftritt in Herne war auch die Leiterin des Goethe-Instituts Neapel angereist, Maria Carmen Morese. „Cities on the Edge“, so der Name des gemeinsamen Projekts, ist vom Goethe-Institut initiiert und finanziert worden.

Jugendliche aus sozialen Brennpunkten zu vernetzen, zu qualifizieren und weiterzubilden, sei die Idee gewesen, sagt sie. Neapel und Marseille hätten noch einen deutschen Partner gesucht und seien nun glücklich, ihn hier gefunden zu haben. Mario Gelardi - auch er ist zu Gast in Herne - sei es gelungen, Jugendliche aus einem problematischen Viertel ans Theaterspiel heranzuführen. Das Nuovo Teatro Sanita ist seit fünf Jahren aktiv und zeigt in Herne „Die Kiwi von Neapel“. Das Stück wurde mit dem deutschen Dramatiker und Regisseur Philipp Löhle entwickelt, der sich in Neapel mit dem Alltag und den Ängsten der Jugendlichen auseinandergesetzt hat.

In einer ehemaligen Tabakfabrik in Marseille hat unterdessen der Choreograf Ben Fury mit sechs französischen Jugendlichen gearbeitet. Friche la Belle de Mai heißt der zum Ort für Theater, Tanz, Musik und Kunst umgewandelte Fabrikkomplex, in dem Fury von September bis Juni mit jungen Tänzern „Opus“ erarbeitet hat. Das Stück schlägt eine Brücke vom Breakdance zur Arbeitswelt und ist bereits im Juni beim Festival de Marseille gezeigt worden.

Frage nach der Arbeit der Zukunft

Die Pottfiction-Gruppen Herne und Bochum haben unter der Leitung von u.a. Manuel Moser eine „installative Performance“ für 25 Jugendliche entwickelt. „Früher war alles schlechter als heute ... außer der Zukunft“ ist ihr Titel. Das Projektthema „Arbeit“ verband sich hier mit dem Jahresthema „Utopie/Dystopie“. Wie sieht die Arbeit in der Zukunft aus? Welchen Wert hat der Mensch in der digitalisierten Gesellschaft? Das sind Fragen, denen diese Produktion - inspiriert übrigens von einer Ausstellung in Marseille - nachgeht, die am Samstag Premiere hat.

„Europa wird immer diverser und die Gesellschaft immer bunter“, sagt Gaby Kloke vom Theater Kohlenpott zur Absicht der Kooperation. „Wir wollen zeigen, dass uns Kunst und Theater verbinden.“

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Das Pottfiction-Festival startet heute nach der offiziellen Begrüßung (15 Uhr) mit den drei Produktionen aus Marseille (16 Uhr), Herne/Bochum (16.30 Uhr) und Neapel (20 Uhr) in den Flottmann-Hallen.

Am Sonntag geht es weiter mit Produktionen aus Dortmund (16 Uhr), Hamm (17 Uhr) und Gelsenkirchen (20 Uhr). Der Eintritt ist frei.